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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt
Autoren: Keith Laumer
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sein sonst so geschniegeltes Haar war zerzaust, und er hatte einen dunklen Streifen am Kinn. Aber die Hand mit der Pistole zitterte nicht im geringsten. Ich sah, wie sein Finger sich spannte – da hielt der Boden es für angebracht, tüchtig zu schaukeln.
    Sethys schwankte, streckte eine Hand aus, um sein Gleichgewicht wiederzugewinnen. Die Pistole ging los, und der Heizkörper neben mir hallte wie eine Glocke. Staub stieg von den Ritzen zwischen den Dielenbrettern auf. Sethys spreizte die Beine und zielte erneut ...
    Ein Stück der Decke senkte sich und raubte ihm die Sicht. Er sprang zur Seite, zwischen das Hindernis und die Wand. Das Bersten von Metall war zu hören. Ein Teil des aufgerissenen Zwischenbodens unter dem Plafond schwang seitwärts, und ein herabhängendes spitzes Eisenstück drang Sethys in den Magen. Er stand zuerst still, als begreife er es nicht. Dann ruderte er mit den Armen, die Pistole entglitt seinen Fingern und verschwand in einem Bodenspalt. Im gleichen Augenblick kam durch das Loch in der Decke der verrostete Heizkörper von oben herab. Als der Trümmerstaub sich wieder gesetzt hatte, lag Sethys mit dem Gesicht zum Boden unter dem Heizkörper und ein zersplittertes Balkenstück ragte aus seinem Rücken.
    Es war kein Vergnügen, seine Taschen zu durchsuchen, aber es schien mir notwendig. Ich fand eine klein zusammengefaltete Karte der Weltmeere mit Tiefenangaben, die nun nicht mehr viel zutreffender waren als ein Almanach vom vergangenen Jahr. Eine angezeichnete Stelle fiel mir ins Auge: ein mit der Hand eingetragener Kreis um Kreta – die Insel, die Zablun erwähnt hatte. Aber mir blieb keine Zeit, mir jetzt darüber Gedanken zu machen. Ein weiterer Teil der Decke krachte herab, und ich sah zu, daß ich wegkam.
    Das Haus brach nun immer schneller ein. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig über unzählige Trümmer nach unten. Ich kletterte über die Reste der Tür und sah etwas Grünes im Holz eingeklemmt. Ich zog daran und erkannte das metallische Material von Ricias Bodysuit. Es war zweifellos abgeschnitten und nicht gerissen.
    Hatte sie mir mit dem Stückchen Stoff einen Wink geben wollen? Offenbar hatte sie doch folgsam gewartet, und dann waren Sethys und seine Knechte gekommen. Letztere hatten sie mitgenommen, und er war geblieben, um mich bei meiner Rückkehr fertigzumachen. Trotz meiner Bemühungen war sie nun also wieder in der gleichen Lage wie vor meiner Einmischung. Ich ließ wütend den Fetzen fallen und stieg hinaus in den Weltuntergang.
     
    Der Schuppen stand noch, und meine Jacht wiegte sich in den Wellen. Der Motor sprang sofort an. Ich fuhr rückwärts heraus und wendete zur offenen See. Die starken Scheinwerfer streiften über entwurzelte Bäume, teilweise herausragende Dächer, deren Ziegel sich längst gelöst hatten, Tierkadaver und auch ein paar Leichen. Drei riesige Wellen holten mich ein und spülten über Deck. Sie ließen mich halbersäuft zurück, aber glücklicherweise hatte ich mich an der Reling festhalten können. Der Jacht schienen die Sturzfluten nichts ausgemacht zu haben. Hinter mir verschwand Miami. Ich wußte nicht, ob die Stadt am Horizont versank oder von den Wellen verschlungen wurde. Ich hoffte nur, daß Ricia in Sicherheit war – frei oder auch gefangen. Ich erinnerte mich an ihren vertrauensvollen Blick, als ich sie alleingelassen hatte – und jetzt ließ sie mich im Stich.
    Aber verdammt, was kann man schon tun, wenn die Stadt um einen herum in Trümmer fällt? Ich dachte an den Ring, den sie mir geschenkt hatte – auch ein Beweis ihres Vertrauens. Zum Teufel damit! Ich zog an dem Silberreif. Er schien an meinem Finger zu vibrieren, mich erinnern zu wollen, daß ich ein Vertrauen enttäuscht hatte. Je heftiger ich an ihm zerrte, desto weniger wollte er sich über meinen Knöchel ziehen lassen. Also gut, ich würde mich später seiner entledigen und das arme Ding vergessen, das ihn mir gegeben hatte.
    Jetzt mußte ich erst einmal einen Kurs ausarbeiten. Ich konnte mich nordwärts entlang der Küste halten, bis ich einen geeigneten Hafen fand. Irgendwo in den Bergen würde ich schon ein neues Heim finden, wo es sich aushalten ließ, bis der Kataklysmus vorbei war und das Leben wieder einen normalen Lauf nahm ...
    Unwillkürlich dachte ich erneut an das Mädchen und an die Männer mit den ausdruckslosen Gesichtern, die sie davongezerrt hatten ...
    Gott verdamme sie! Wo sie wohl jetzt waren? Gewiß nicht in Miami, dazu schienen sie mir zu
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