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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt
Autoren: Keith Laumer
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beobachtete mich mit großen Augen, als ich seine Taschen durchsuchte. Sie waren leer.
    »Der Verein hat es offenbar nicht gern, wenn man zu indiskrete Fragen stellte«, brummte ich mißmutig. »Und an Menschenmaterial scheint er auch keinen Mangel zu haben.«
    »Im allak ottruru«, bedeutete mir das Mädchen und schritt mir voraus zum Ende der Gasse und auf die freie Straße.
    Zehn Minuten später fanden wir eine Pension, die früher vielleicht einmal respektabel gewesen sein mochte. Der schlampige Alte, der auf unser Klopfen öffnete, verlangte zehn Dollar. Ich drückte ihm fünfzehn in die Hand. »Der Rest ist für Ihr freundliches Lächeln, Opa«, erklärte ich ihm. »Und Sie können noch ein Scheinchen haben, wenn Sie vergessen, daß es uns überhaupt gibt.«
    »Sind die Bullen hinter euch her?« fragte er.
    »Aber nein«, tat ich erstaunt. »Ihr Bruder. Er will, daß sie ihm ihr Leben lang den Haushalt führt. Aber wir wollen heiraten.«
    Er zeigte seine gelben Zähne in einem breiten Grinsen. »Geht mich nichts an«, brummte er. Er gab mir zwei Schlüssel an gewaltigen Holzeiern. »Wie lange wollt ihr bleiben?«
    »Ein paar Tage.« Ich blinzelte ihm verschwörerisch zu. »Sie wissen schon ...«
    »Vorauszahlung jeden Morgen«, erklärte er. Er deutete auf die Treppe, machte jedoch keine Anstalten vorauszugehen, um uns die Zimmer zu zeigen.
     

 
5.
     
    Die zwei sogenannten Zimmer waren vermutlich früher einmal Großmamas Bügelkammer gewesen, die man dann durch eine provisorische Trennwand in zwei Gästezimmer verwandelt hatte. Ich nahm mir das Verlies näher an der Treppe, falls jemand des Nachts auf komische Ideen kommen sollte. Es hatte eine in der Mitte durchgelegene Matratze auf einem Eisengestell, einen wackligen Metallstuhl und eine Kommode, von der eine Lade fehlte, dafür lag ein maschinengehäkeltes Deckchen darauf.
    »Ein Fürstenappartement«, versicherte ich meiner neuen Freundin. Ich führte sie, vorbei an der verhängten Duschkabine mit dem WC, zu ihrem Luxusgemach, das an Komfort in etwa meinem glich. Sie setzte sich sofort auf das Bett. Ihr Gesicht war fast grünlich bleich, und schwarze Ringe zeichneten sich um ihre Augen ab. Sie war total erschöpft.
    »Komm, ziehen Sie Ihren nassen Mantel aus«, forderte ich sie auf. Ich holte ein vergilbtes Leinenhandtuch, steif wie ein Brett, aus der Duschkabine, und hielt es ihr entgegen. Sie starrte mich nur an, konnte jedoch kaum noch die Augen offenhalten.
    Sie rührte sich überhaupt nicht, als ich ihr den Mantel aufknöpfte. Ich hob sie auf die Füße, um ihn ihr abnehmen zu können. Es war ein uralter Trenchcoat mit speckigem Kragen und voll Flecken. Er sah aus, als hätte sie ihn einer Vogelscheuche abgenommen. Ich wollte eine entsprechende Bemerkung machen und riß statt dessen unwillkürlich den Mund auf. Sie trug einen Bodysuit aus schwarzgrünem Metall, der wie eine zweite Haut anlag. Und ihre Figur – sie hätte die première danseuse in den Folies-Bergère weit in den Schatten gestellt. Sie langte hoch und zog den Schal vom Kopf. Seidige schwarze Locken quollen herab. Dann gaben ihre Knie nach, sie sank aufs Bett und war auch schon eingeschlafen.
    Ich betrachtete sie nachdenklich. Ob sie Polynesierin war? Oder Mexikanerin? Oder Araberin? Aber so recht paßte weder das eine noch das andere. Sie war von einem Typus, der mir nie zuvor untergekommen war. Auf jeden Fall war sie bildschön und höchstens fünfundzwanzig, und sie sah im Schlaf unwahrscheinlich unschuldig aus.
    Ich taumelte selbst todmüde in mein Kämmerlein und erinnere mich nicht einmal mehr, wie ich ins Bett gekommen bin.
    Am nächsten Morgen regnete es immer noch. Mein Hals war steif, mein rechtes Auge geschwollen, und meine Lippen sahen aus, als gehörten sie einem Zulu.
    Die Verbindungstür schwang auf. Ich packte meine .38er und richtete sie auf die gertenschlanke Gestalt im hautengen Coverall. Sie zuckte nicht einmal zusammen, sondern lächelte mich zögernd an und trat weiter ins Zimmer, ohne sich um die Pistole zu kümmern. Ich hatte das komische Gefühl, daß sie keine Ahnung hatte, was das Ding in meiner Hand war.
    »Guten Morgen«, begrüßte ich sie. Ich legte die Waffe aufs Bett und stand auf.
    »Gunmorn.« Sie lächelte ein bißchen stärker. Der gehetzte Ausdruck auf ihrem Gesicht war verschwunden, doch sie sah immer noch wie jemand aus, der seit Tagen nichts gegessen hatte. Aber sie war große Klasse, auf ihre exotische Art. Da erst kam mir, was sie gesagt
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