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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt
Autoren: Keith Laumer
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sie mir bei.
    Ich kaute an meiner Lippe und starrte sie an. »Wir brauchen ein stilles Kämmerlein, wo wir uns verkriechen können«, murmelte ich zu mir selbst. »Es wäre vielleicht gut, aus Miami zu verschwinden, aber warum, zum Teufel? Mir gefällt es hier. Mr. Sethys kann mich nicht vertreiben.«
    Ein mittelgroßer Mann in dunklem Anzug rutschte von seinem Barhocker und kam in unsere Richtung. Er blieb bei der Musikbox stehen und tat, als studiere er die Titel. Er war etwa fünfunddreißig, von unauffälligem Äußeren, mit hellbraunem Haar und fliehendem Kinn. Er schien mir ein bißchen lange für seine Auswahl zu brauchen.
    »Warten Sie bitte hier«, sagte ich zu dem Mädchen. Ich hoffte, sie verstand mich. Ich schob meinen Stuhl zurück. Der Mann warf einen schnellen Blick in meine Richtung, dann ging er eilig zur Tür. Ich folgte ihm in den Regen hinaus. Er rannte fast, und ich hinter ihm her. Ich packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn herum. »Heraus mit der Sprache!« sagte ich drohend. »Und versuchen Sie keine Tricks. Ich habe meine Pistole auf Ihren zweiten Mantelknopf gerichtet.«
    Das Kinn klappte herunter, er hob die Hände.
    »Beeilen Sie sich, Mister.«
    Er blickte hilfesuchend die Straße auf und ab. »Hören Sie«, sagte er heiser. »Schießen Sie nicht, bitte. Sie können meine Brieftasche haben – und meine Uhr ...« Er fummelte an dem Metallband herum.
    »Hören Sie auf mit der Komödie!« knurrte ich. »Wer ist Sethys? Und was bedeutet ihm die Münze? Wer waren die Männer, die den Seemann verfolgt haben? Und weshalb habt ihr das Mädchen zusammengeschlagen?«
    »Hah?« Er hatte jetzt seine Uhr abgenommen und ließ sie auf den Boden fallen. Er lehnte sich zitternd an die Hauswand. Sein Gesicht war fahl vor Angst.
    »Letzte Chance.« Ich rammte ihm den Lauf in den Magen, und er quietschte wie ein Ferkel. »Die Brieftasche!« befahl ich. »Ich will sie sehen.«
    Er wühlte in der Tasche. Ich griff schnell zu und warf einen Blick in seine Brieftasche. »Jim Ezzard, Miami, 319 S., Tulip Way« stand auf seiner Ausweiskarte. Ich ließ ihn seine Taschen umdrehen, aber er trug nur die üblichen Sachen – Kleingeld, Zigaretten, Feuerzeug, zerfetzte Papiertaschentücher, verfallene Parkscheine und ähnliches – bei sich. Ich hatte mich demnach getäuscht.
    »Sehen Sie zu, daß Sie heimkommen, Jim«, brummte ich finster.
    Er hob seine Uhr auf und rannte, was er konnte. Aus sicherer Entfernung warf er noch einen ängstlichen Blick zu mir zurück.
    In der Bar wartete das Mädchen noch, wo ich sie verlassen hatte. »Falscher Alarm«, erklärte ich ihr. »Ich bin offenbar schon allergisch gegen unauffällig aussehende Burschen.«
    Sie lächelte mich an, und ihr Lächeln gefiel mir. Man konnte gut mit ihr reden, sie widersprach einem nicht. »Gehen wir«, schlug ich vor und half ihr hoch. »Wir suchen uns ein Quartier ganz in der Nähe. Wir brauchen beide ein wenig Schlaf. Morgen sehen wir dann weiter ...«
    Der Kellner kam herbei, und während er unsere Zeche zusammenrechnete, flüsterte er: »Ich weiß nicht, ob es etwas mit euch zu tun hat, aber da sind ein paar Burschen, die ein Auge auf den Vorder- und Hintereingang haben.«
    Der Hinterausgang führte auf einen Hof mit überquellenden Abfalltonnen, leeren Kisten und Kartons. Wir spähten vorsichtig die Gasse auf und ab, die zu dem Hof führte, dann hielten wir uns rechts und schlichen auf Zehenspitzen ganz dicht an der Mauer entlang. Der Bursche, der nach Angabe des Kellners hier postiert war, machte offenbar einen kleinen Spaziergang. Wir glaubten uns schon fast in Sicherheit, da kam er uns entgegen. Er hielt eine Pistole in der Rechten. Ich schnellte mich auf ihn und warf ihn zu Boden. Die Pistole schlug scheppernd auf. Ich umklammerte seine Handgelenke. Er versuchte, nach mir zu beißen, und schlug mit den Beinen um sich.
    »Nehmen Sie seine Krawatte«, zischte ich dem Mädchen zu und versuchte es ihr mit Kopfbewegungen klar zu machen. Sie zog den Gürtel ihres überdimensionalen Mantels aus den Schlingen, kniete sich neben den Burschen und verschnürte ihn wie ein Berufspacker.
    »Und jetzt heraus mit der Sprache«, forderte ich ihn auf. Er mahlte mit den Kiefern, als müßte er sein Mehl für den Sonntagskuchen selbst herstellen. Dann verzerrte sein Gesicht sich plötzlich, er bäumte sich auf, und Schaum trat aus seinem Mund, ehe er schlaff zusammensank. Ich fühlte nach seinem Puls – ein Eisbein konnte nicht weniger haben.
    Das Mädchen
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