Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katakomben von Acron

Die Katakomben von Acron

Titel: Die Katakomben von Acron
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
sah aus, als wolle er jeden Moment losstürmen und die Näherkommenden angreifen.
    »Lankohr ist auch dabei«, fauchte er plötzlich. »Dieser kleine grünhäutige Aase lebt also noch.«
    Burra war erstaunt. Sie wußte um Lankohrs unerklärliches Verschwinden zu einem Zeitpunkt, als sowohl Angi, die Hexenschülerin, als auch Fieda in die Starre des Scheintods versetzt wurden. Sollte er in irgendeinem Zusammenhang…
    Yacub brüllte auf. Vornübergebeugt machte er einige weitausgreifende Schritte in Richtung auf den nahen Wald. Seine Hände rissen tiefe Furchen in den Boden. Burra ließ ihren Schimmel auf der Hinterhand hochsteigen und hetzte ihm hinterher.
    »Halt ein!« schrie sie.
    Yacub schien es nicht zu hören.
    Nach ungefähr fünfhundert Pferdelängen hatte sie ihn eingeholt und sprang unmittelbar vor ihm aus dem Sattel. Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog sie ihre beiden Schwerter.
    »Noch hast du mir zu gehorchen!«
    Yacub öffnete sein Maul und entblößte die halbmondförmigen, messerscharfen Knochenkämme.
    »Ich werde die Bestie fangen«, stellte er fest und senkte das Horn, das zwischen den Nasenlöchern aus seinem Schädel ragte.
    Burra hob Dämon und zielte auf sein rechtes Auge.
    »Du wagst es, mir zu widersprechen«, röhrte sie. »Vielleicht sollten wir endlich einen wirklichen Kampf austragen, um festzustellen, wer von uns der Stärkere ist.« Mit Schaudern dachte sie an das Schicksal der Stillen Osilje. Und gleichzeitig wußte sie, daß sie gegen Yacub nur eine sehr geringe Chance haben würde. In all den Zweikämpfen, die sie bisher ausfochten, hatte er maßlos untertrieben und mit seinen Fähigkeiten hinter dem Berg gehalten.
    Yacub packte mit beiden unteren Armen zugleich zu. Aber Burra entging seinen schwarzen Nägeln durch einen blitzschnellen Sprung zur Seite.
    Sie ließ Dämon auf seinen Schädel herabsausen. Die Klinge glitt von der steinern wirkenden Haut ab und klirrte gegen das Horn.
    Erneut bemerkte die Amazone die tiefe Wunde am linken Arm und fragte sich, weshalb diese nicht heilte.
    Für die Dauer eines Herzschlags sah es so aus, als wolle Yacub sich wutentbrannt auf sie stürzen. Doch dann hatte er sich sofort wieder in der Gewalt.
    »Ich warne dich«, sagte sie. »Fordere meine Geduld nicht unnötig heraus. Auch ich wollte Scida besiegen, um ihren schmählichen Verrat zu tilgen. Aber sie ist zur Unantastbaren geworden – ebenso wie Gerrek und Lankohr. Richte dich danach, wenn du nicht alle Amazonen und Hexen Zaems und Zahdas gegen dich haben willst.«
    Yacub nickte stumm. Das es ihm schwerfiel, war dabei nicht zu übersehen.
    Die Vermummten waren mittlerweile nahe.
    Ehrfürchtig trat Burra einige Schritte zurück und zog Yacub mit sich. Als eine der Frauen auf sie zukam, neigte sie ihr Haupt und ließ sich auf die Knie sinken.
*
    Die Bestie hetzte auf ihn zu. Schon wollte Mythor das Schwert unter dem Umhang hochreißen, als Burra hinter Yacub herritt, ihn einholte und stellte.
    Der Sohn des Kometen atmete auf. Langsam ging er weiter.
    Er sah Burra auf ihren Begleiter einreden, und ihn interessierte, was sie zu sagen hatte. Warum sollte er nicht versuchen, einige Gesprächsfetzen aufzuschnappen? Wenn Yacub ihn erkannt hatte, würde es so oder so zur Konfrontation kommen.
    Kurzentschlossen schritt er auf Burra zu. Sie machte ihm Platz und kniete nieder. Ihr Blick ruhte auf seiner Kapuze.
    Was zeichnete ihn aus, daß Burra, die gnadenlose Kämpferin, Ehrfurcht zeigte?
    »Verrückt«, hörte er Yacub murmeln.
    »Es sind Traumtänzerinnen der Gaidel«, erwiderte die Amazone spontan. »Das Symbol weist sie als Dienerinnen einer Träumerin aus. Jenen zweigeteilten Kreis, das Hexon, tragen nur Auserwählte.«
    Mythor verlangsamte seine Schritte, um mehr von Burras Erklärungen zu hören. Was sie sagte, war auch ihm neu.
    Er bemerkte, daß Yacub zunehmend unruhiger wurde, je näher er ihm kam. Doch schien die Bestie es nicht zu wagen, sich gegen den Willen der Amazone aufzulehnen.
    Noch nicht…
    Mythor ahnte, daß der Tag nicht mehr fern war, an dem Yacub sich zu erkennen geben würde.
    »Die Traumtänzerinnen bringen Scida, Gerrek und Lankohr zu den Katakomben von Acron, wo die Hexe Gaidel seit nunmehr rund acht Monden ein Dämmerdasein führt und vorübergehend umnachtet ist.«
    »Heißt das, wir können sie nicht zur Verantwortung ziehen?« fauchte Yacub. »Im Namen aller Zaubermütter – keiner von ihnen darf uns entkommen.«
    »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher