Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels
Autoren: Rachel Hore
Vom Netzwerk:
aussehen, wenn sie sich mit dem Besitzer von Starbrough Hall traf. Unten in der Küche aß sie einen Teller Cornflakes, und als von oben immer noch kein Laut zu hören war, schrieb sie ein paar Dankesworte, lehnte den Zettel an den Toaster, schloss die Tür auf und verließ das Haus, ohne sich zu verabschieden.
    Oben regte Jessie sich leicht und sank dann wieder in ihren Traum. In diesem Traum suchte sie etwas. Etwas, was sie dringend finden musste.

4. Kapitel
    Beinahe hätte Jude das Schild mit der Aufschrift »Privat. Nur Starbrough Hall« verpasst. Über die raue Grasnarbe fuhr sie die lange, holprige Auffahrt hinauf, dann an einer Rasenfläche mit einem steinernen Brunnen vorbei bis zu dem sandfarbenen Haus im palladianischen Stil, das sie aus dem Buch in ihrem Büro kannte. Sie parkte ihren metallicblauen Wagen auf dem Kiesweg neben einem verbeulten Kombi. Als sie ausstieg, fingen die Wachhunde in dem anderen Fahrzeug an zu bellen und sprangen wie verrückt herum. Sie achtete nicht darauf, sondern war mehr an dem Haus interessiert, das zwar würdig aussah, aber trotzdem irgendwie schäbig, wie sie dachte. Der eine oder andere Fensterrahmen sah verrottet aus, und der Putz bröckelte von den Wänden.
    Das Blackberry in ihrer Tasche schnarrte. Suri, las sie auf dem Display und drückte auf Antwort. Es war neun Uhr. Unmöglich, dem Büro zu entrinnen.
    »Hi, Suri«, sagte sie, »du bist früh dran. Ich hab nicht viel Zeit. Bin gerade am Haus angekommen. Wie geht es dir?«
    »Gut, danke. Tut mir leid, dass ich dich stören muss, Jude. Vor fünf Minuten bin ich reingekommen und muss feststellen, dass Klaus sich aufregt über ... keine Sorge, ich bin im Lager, er kann mich nicht hören. Der Umsatz in diesem Monat rauscht in den Keller, und das macht ihn nicht besonders glücklich. Der Vorstand hat ein Meeting angesetzt, bei dem du dabei sein musst, Montag, neun Uhr. Er will, dass du um halb neun hier bist.«
    »Na toll. Er ist bestimmt so nervös, weil die Amerikaner eingetroffen sind. Sag ihm, dass er sich keine Sorgen machen soll. Ich werde da sein.«
    »Er will ... du wirst mich hassen ... dass du ihm die Kalkulation deiner nächsten Verkäufe mailst. Aber das ist noch nicht alles«, fügte Suri vage hinzu. »Es könnte sein, dass Inigo dich anruft.«
    »Bis heute Abend kann ich ganz bestimmt nichts unternehmen. Kann nicht jemand anders meine Kalkulation durchsehen? Sie ist im Ordner ›September-Auktion‹ gespeichert. Leider kann ich mich nicht genau an den Dateinamen erinnern.«
    »Ich muss jetzt aufhören.«
    »Gut, danke. Das ist hier übrigens ein erstaunliches Gebäude. Du solltest es sehen, es sieht aus wie in Stolz und Vorurteil , nur ein bisschen mehr von Motten angefressen.«
    »Und ich bin hier den ganzen Tag eingesperrt«, seufzte Suri neidisch, bevor sie auflegte. »Verschwende bloß keinen Gedanken an mich.«
    Jude stopfte das Blackberry in die Tasche, nahm den Aktenkoffer von der Rückbank ihres Wagens und eilte rasch an den bellenden Hunden vorbei. Die brüchigen, abgewetzten Stufen vor dem Haus führten zu der großen Doppeltür hinauf. Durch das gewölbte Tor rechts gelangte man vermutlich zur Rückseite des Hauses. Jude stieg die Stufen hinauf und drückte auf den Klingelknopf. Kurz darauf hörte sie Schritte, und die Tür wurde ruckelnd geöffnet.
    Ein dicklicher Mann Anfang vierzig in knielangen Shorts und einem alten Rugby-Shirt begrüßte sie: »Ms. Gower? Robert Wickham. Bitte treten Sie ein.«
    »Ich bin Jude«, grüßte sie zurück und schüttelte ihm die Hand, »die Kurzform für Judith.«
    Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, war die kleine Halle in Dämmerlicht getaucht. »Ich hätte Ihnen sagen sollen, dass Sie hintenherum ins Haus kommen sollen«, sagte Mr. Wickham stirnrunzelnd, »unter dem Bogen durch und dann nach links. Wir benutzen diese Tür nicht oft.«
    »Sie wollten also, dass ich den Dienstboteneingang nehme?«, scherzte Jude und folgte ihm über die Marmorfliesen.
    »Um Himmels willen, nein! Ich wollte nicht damit sagen, dass Sie ein Dienstbote sind«, polterte er. »Es ist nur so, dass alle Welt diese Stufen verdammt lästig findet, besonders mit dem ganzen Kram von den Kindern.«
    »Ja, verstehe«, sagte Jude und fand ihn ein bisschen humorlos, »selbstverständlich.«
    Sie waren in einem runden, marmornen Atrium angekommen, wo ein halbes Dutzend klassische Steinbüsten in Wandnischen standen und auf sie hinunterblickten. Ein überquellender Kleiderständer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher