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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Autoren: Rick Riordan
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einen Magier. Doch bei Walt gab es darüber keine Diskussionen. Er war der erste Auszubildende, der zu uns gekommen war – den ganzen Weg von Seattle; und er war ein geborener Saw , so nannte man die Amulettmacher im alten Ägypten. Um seinen Hals hing ein Haufen goldene Ketten mit magischen Amuletten, die er selbst angefertigt hatte.
    Ich war mir jedenfalls ziemlich sicher, dass Sadie eifersüchtig auf Jaz war und Walt anhimmelte, auch wenn sie sich lieber die Zunge abbeißen würde, als das zuzugeben. Schließlich hatte sie die letzten paar Monate damit zugebracht, wegen eines anderen Typen – genau genommen eines Gottes –, in den sie sich verknallt hatte, vor sich hin zu schmachten.
    [Ist ja gut, Sadie. Ich belass es erst mal dabei. Aber mir fällt auf, dass du es nicht leugnest.]
    Als wir ihre Unterhaltung unterbrachen, ließ Walt blitzschnell Jaz’ Hand los und trat einen Schritt zurück. Sadies Blick wanderte zwischen den beiden hin und her.
    Walt räusperte sich. »Alles ist vorbereitet.«
    »Super.« Sadie sah zu Jaz. »Was hast du damit gemeint: ›Uns fällt schon was ein‹?«
    Jaz riss wie ein Fisch auf dem Trockenen den Mund auf.
    Walt antwortete an ihrer Stelle: »Weißt du doch. Die Sonnenlitanei. Irgendwann fällt uns schon was dazu ein.«
    »Genau!«, stimmte Jaz zu. »Die Sonnenlitanei.«
    Es war offensichtlich, dass sie logen, aber mich ging es wohl nichts an, wenn sie sich mochten. Wir hatten keine Zeit für Beziehungsdramen.
    »Okay«, sagte ich, bevor Sadie nachhaken konnte. »Der Spaß kann losgehen.«
    Das Fenster ließ sich leicht öffnen. Keine magischen Explosionen. Keine Alarmglocke. Mit einem Seufzer der Erleichterung kletterte ich in den Ägyptischen Flügel. Vielleicht hatten wir ja ausnahmsweise mal Glück?
    Die ägyptischen Artefakte riefen alle möglichen Erinnerungen wach. Bis vor einem Jahr war ich die meiste Zeit meines Lebens mit Dad, der von Museum zu Museum zog und Vorträge über das alte Ägypten hielt, um die Welt gereist. Das war, bevor ich herausfand, dass er eigentlich ein Magier war – bevor er eine Horde Götter freisetzte und unser Leben kompliziert wurde.
    Nun konnte ich mir keine ägyptischen Kunstwerke mehr ansehen, ohne mich persönlich berührt zu fühlen. Mich schauderte, als wir an einer Horusstatue vorbeigingen – das ist der falkenköpfige Gott, der mich letztes Weihnachten als Gastkörper benutzt hat. Beim Anblick eines Sarkophags musste ich daran denken, wie der bösartige Gott Seth unseren Vater im British Museum in einen goldenen Sarg gesperrt hatte. Überall gab es Bilder von Osiris, dem Totengott mit der blauen Haut, und ich dachte daran, wie sich mein Vater geopfert hatte, um Osiris’ neuer Gastkörper zu werden. Im Augenblick war unser Vater der König der Unterwelt, irgendwo in den magischen Gefilden der Duat. Ich kann überhaupt nicht beschreiben, was für ein komisches Gefühl es war, ein fünftausend Jahre altes Bild irgendeines blauen ägyptischen Gottes zu sehen und zu denken: Ja, das ist mein Vater.
    Sämtliche Artefakte kamen mir wie Familienerbstücke vor: ein Zaubermesser, das dem von Sadie glich; ein Bild der Serpoparden, die uns einmal angegriffen hatten; eine Seite aus dem Totenbuch mit dem Bild von Dämonen, die wir schon mal getroffen hatten. Dann gab es noch die Uschebti, magische Statuetten, die zum Leben erwachen, wenn man sie herbeiruft. Vor ein paar Monaten hatte ich mich in ein Mädchen namens Zia Rashid verliebt, und sie hatte sich als Uschebti entpuppt.
    Sich das erste Mal zu verlieben ist schon kompliziert genug. Doch wenn sich herausstellt, dass das Mädchen, in das du verknallt bist, aus Ton ist, und vor deinen Augen in Stücke bricht – tja, dann gewinnt der Ausdruck »Das bricht mir das Herz« noch mal eine ganz neue Bedeutung.
    Wir durchquerten den ersten Saal, dessen ägyptisch anmutendes Deckengemälde die Sternzeichen darstellte. Ich hörte die Feier im großen Ballsaal, der am Ende des Gangs rechts lag. Musik und Gelächter hallten durch das Gebäude.
    Im zweiten Ägyptischen Saal blieben wir vor einem Steinfries von der Größe eines Garagentors stehen. In den Stein war das Bild eines Ungeheuers gemeißelt, das auf ein paar Menschen herumtrampelte.
    »Ist das ein Greif?«, fragte Jaz.
    Ich nickte. »Die ägyptische Version davon, ja.«
    Das Tier hatte den Körper eines Löwen und den Kopf eines Falken, doch die Flügel waren anders als bei den üblichen Greifendarstellungen. Sie saßen nicht an der
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