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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Autoren: Rick Riordan
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Sternen versperrte. Sogar das Feuer in Leos Hand hätte ihnen den Weg nicht mehr zeigen können, aber die glühenden roten Drachenaugen waren wie Scheinwerfer.
    Endlich überquerten sie einen Bach und blieben stehen, vor einem Kalksteinfelsen, der über dreißig Meter hoch war – eine solide Wand, an der der Drache unmöglich hochsteigen konnte.
    Festus hob ein Bein wie ein Hund.
    »Was ist los?« Leo ließ sich zu Boden gleiten. Er ging zu der Wand – nichts als solider Fels. Der Drache blieb regungslos stehen.
    »Der geht dir nicht aus dem Weg«, sagte Leo zu ihm.
    Die losen Drähte im Hals des Drachen sprühten Funken, ansonsten verhielt er sich still. Leo legte die Hand an die Felswand. Plötzlich fingen seine Finger an zu schwelen. Feuerfäden schossen aus seinen Fingerspitzen wie brennendes Schießpulver und jagten zischend über den Kalkstein. Die Fäden rasten über die Felswand, bis sie eine rot glühende Tür hineingebrannt hatten, die fünfmal so groß war wie Leo. Er wich zurück und die Tür öffnete sich, beunruhigend leise für so einen riesigen Felsbrocken.
    »Perfekt ausbalanciert«, murmelte er. »Erstklassige Ingenieursarbeit.«
    Der Drache löste sich aus seiner Erstarrung und marschierte in den Felsen, als sei er dort zu Hause.
    Leo ging hinterher und die Tür fing an, sich zu schließen. Leo bekam Panik und dachte an den Abend vor langer Zeit in der Werkstatt, als er eingeschlossen worden war. Was, wenn er hier nicht mehr herauskam? Aber dann leuchteten flackernde Lichter auf – eine Mischung aus elektrischen Leuchtstofflampen und an den Wänden angebrachten Fackeln. Als Leo diese Höhle sah, wollte er gar nicht mehr weg.
    »Festus«, murmelte er. »Wo sind wir hier denn gelandet?«
    Der Drache trampelte in die Mitte des Raumes, hinterließ Spuren in dem dicken Staub und rollte sich auf einer großen runden Drehbühne zusammen.
    Die Höhle war so groß wie ein Flugzeughangar und hatte endlose Reihen von Arbeitstischen und Staukisten, Reihen von garagengroßen Türen an jeder Wand und Treppen, die zu einem Netzwerk von Gehsteigen hoch über ihnen führten. Alles war voll Werkzeug – hydraulische Lifte, Schweißgeräte, Schutzanzüge, Presslufthammer, Gabelstapler und etwas, das bedenkliche Ähnlichkeit mit einer nuklearen Reaktionskammer hatte. Pinnwände waren übersät mit zerfetzten, verschossenen Bauplänen. Dazu Waffen, Rüstungsteile, Schilde – Kriegsausrüstung überall, vieles davon nur teilweise fertiggestellt.
    An Ketten hoch über der Plattform, auf der der Drache lag, hing ein altes Banner, das fast zu zerfetzt war, um noch lesbar zu sein. Die Buchstaben waren griechisch, aber irgendwoher wusste Leo, was dort stand: BUNKER 9.
    9 wie die Hütte des Hephaistos oder 9, weil es noch acht andere gab? Leo sah Festus an, der noch immer zusammengerollt auf der Drehbühne lag, und ihm ging auf, dass der Drache so zufrieden aussah, weil er hier zu Hause war. Vermutlich war er auf dieser Bühne gebaut worden.
    »Wissen die anderen …?« Leo verstummte mitten in der Frage. Diese Halle war offenbar seit Jahrzehnten verlassen. Leo war der Erste, der den Bunker betrat, seit … seit langer Zeit. Bunker 9 war aufgegeben worden, während alle möglichen Projekte halb vollendet auf den Tischen herumlagen. Abgeschlossen und vergessen, aber warum?
    Leo schaute eine Karte an der Wand an – eine strategische Karte des Camps, das Papier war eingerissen und gelb wie Zwiebelschalen. Die Jahreszahl ganz unten lautete 1884.
    »Nie im Leben«, murmelte er.
    Dann entdeckte er an einer Pinnwand in der Nähe einen Bauplan und sein Herz hämmerte wie wild drauflos. Er rannte zum Arbeitstisch und schaute auf zu einer weißen Zeichnung, die fast bis zur Unkenntlichkeit verblasst war: ein griechisches Schiff aus mehreren unterschiedlichen Winkeln, darunter kaum leserliche Wörter gekritzelt: WEISSAGUNG? UNKLAR. FLUG?
    Das war das Schiff, das er in seinen Träumen gesehen hatte – das fliegende Schiff. Jemand hatte versucht, es zu bauen, oder jedenfalls einen Plan entworfen. Dann war es aufgegeben worden, vergessen … eine Weissagung, die sich noch erfüllen musste. Und das Seltsamste war, dass die Galionsfigur genauso aussah wie die, die Leo mit fünf Jahren gezeichnet hatte – wie der Kopf eines Drachen.
    »Sieht aus wie du, Festus«, murmelte er. »Das ist ja total unheimlich.«
    Beim Anblick der Galionsfigur wurde Leo nervös, aber er hatte so viele andere Fragen im Kopf, dass er nicht lange
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