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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Autoren: Rick Riordan
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unheimliche Schatten warfen, oder Eulen, die aus großen nachdenklichen Augen auf ihn herabblickten. Das hier war die Zone des Zwielichts.
    Er stolperte weiter, bis er sicher war, dass er von den Hütten aus unmöglich mehr gesehen werden konnte. Dann beschwor er ein Feuer herauf. Flammen tanzten über seine Fingerspitzen und spendeten ihm Licht. Es war Jahre her, dass er versucht hatte, ein Feuer in Gang zu halten, damals am Picknicktisch. Seit dem Tod seiner Mutter hatte er sich zu sehr gefürchtet, um neue Versuche zu unternehmen. Sogar bei diesem kleinen Feuer fühlte er sich schuldig.
    Er ging weiter und hielt Ausschau nach Drachenspuren aller Art – riesigen Fußstapfen, umgerissenen Bäumen, Brandschneisen im Wald. Etwas, das so groß war, konnte hier ja wohl kaum ungesehen umherschleichen, oder? Aber er sah rein gar nichts. Einmal erahnte er einen großen zottigen Umriss, wie ein Wolf oder ein Bär, aber was immer es war, es blieb auf Distanz zu seinem Feuer, und das war Leo nur recht.
    Dann sah er am Rande einer Lichtung die erste Falle – einen über dreißig Meter weiten Krater, umgeben von Felsquadern.
    Leo musste zugeben, dass sie ganz schön raffiniert war. In der Mitte der Senke stand ein Metallgefäß von der Größe einer Badewanne, das mit blubbernder dunkler Flüssigkeit gefüllt war: Tabascosoße und Motoröl. Auf einer über dem Gefäß angebrachten Platte drehte sich ein elektrischer Ventilator im Kreis und verteilte die Dämpfe durch den Wald. Hatten Metalldrachen denn Geruchssinn?
    Diese Falle schien nicht bewacht zu sein. Aber Leo schaute genauer hin und im trüben Licht der Sterne und seines Feuers konnte er unter Erde und Blättern das Funkeln von Metall sehen – ein Bronzenetz, das den ganzen Krater ausfüllte. Oder vielleicht war »sehen« nicht das richtige Wort, er konnte es dort spüren, als ob der Mechanismus Hitze ausstrahlte. Sechs große Bronzestäbe ragten wie die Speichen eines Rades von dem Gefäß weg. Sie waren sicher druckempfindlich, vermutete Leo. Sowie der Drache auf einen davon trat, würde das Netz zuschnappen und voilà – ein Monster in Geschenkverpackung.
    Leo schlich sich näher heran. Er setzte den Fuß auf den nächstgelegenen Bronzestab. Wie erwartet geschah nichts. Das Netz war auf ein sehr großes Gewicht programmiert. Sonst würden sie das Falsche fangen, ein Tier, einen Menschen, ein kleineres Monster, egal, was. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es in diesem Wald noch etwas gab, das so schwer war wie ein Metalldrache. Das hoffte er jedenfalls.
    Er kletterte in den Krater hinab und näherte sich dem Gefäß. Die Dämpfe waren überwältigend und seine Augen fingen an zu tränen. Er dachte daran, wie Tía Callida (oder von ihm aus auch Hera) ihm befohlen hatte, in der Küche Jalapeños zu hacken, und ihm war Saft in die Augen geraten. Aber natürlich hatte sie gesagt: »Das musst du aushalten, kleiner Held. Die Azteken in der Heimat deiner Mutter haben ungezogene Kinder bestraft, indem sie sie über ein Feuer aus Chilischoten gehalten haben. Auf diese Weise haben sie viele Helden herangezogen.«
    Total psycho, die Frau. Leo war richtig froh darüber, dass er ausziehen würde, um sie zu retten.
    Tía Callida wäre von dem Ölgefäß entzückt gewesen, denn es war noch viel schlimmer als der Jalapeñosaft. Leo suchte einen Auslöser – etwas, das den Netzmechanismus starten könnte. Er sah nichts. Nyssa hatte gesagt, hier im Wald gäbe es mehrere Fallen dieser Art und sie wollten noch mehr davon bauen. Was, wenn der Drache schon in eine andere geraten war? Wie sollte Leo sie alle finden?
    Er suchte immer weiter, fand aber keinen auslösenden Mechanismus. Auch keinen großen Knopf mit der Aufschrift »Off«. Dann dachte er, dass es vielleicht keinen gab. Er wurde immer verzweifelter – und dann hörte er das Geräusch.
    Es war eher eine Erschütterung – dieses triefe Grollen, das man mehr mit dem Bauch hört als mit den Ohren. Es machte ihn total fertig, aber er schaute sich nicht groß nach dem Urheber um. Er untersuchte weiter die Falle und dachte: Muss sehr weit weg sein. Es dröhnt sich so langsam durch den Wald. Ich muss mich beeilen.
    Dann hörte er ein zischendes Schnauben, wie Dampf, der aus einem Metallfass gedrückt wird.
    Er verspürte einen kalten Schauer im Nacken. Langsam drehte er sich um. Vom Rand der Grube, keine zwanzig Meter entfernt, starrten ihn zwei glühende rote Augen an. Das Geschöpf funkelte im Mondlicht und Leo konnte
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