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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
Autoren: Rick Riordan
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nicht fassen, dass etwas so Großes sich so rasch an ihn herangeschlichen hatte. Zu spät ging ihm auf, dass die beiden Augen das Feuer in seiner Hand anglotzten, und sofort löschte er die Flammen.
    Er konnte den Drachen noch immer sehr gut sehen. Er war von Schnauze bis Schwanzspitze an die zwanzig Meter lang, sein Körper war aus übereinandergreifenden Bronzeplatten konstruiert. Seine Klauen waren so groß wie Schlachtermesser und sein Maul besetzt mit Hunderten von dolchartigen Metallzähnen. Aus seinen Nüstern quoll Rauch. Er fauchte wie eine Kettensäge, die sich durch einen Baum frisst. Er hätte Leo einfach in zwei Teile beißen oder ihn platt treten können. Und er war das Schönste, was Leo je gesehen hatte, bis auf eine Kleinigkeit, die seinen Plan vollkommen ruinierte.
    »Du hast keine Flügel«, sagte Leo.
    Das Fauchen des Drachen verstummte. Er legte den Kopf schräg, wie um zu sagen: Warum rennst du nicht vor Entsetzen davon?
    »He, das war nicht böse gemeint«, sagte Leo. »Du bist umwerfend. Großer Gott, wer hat dich nur gebaut? Bist du hydraulisch oder hast du Nuklearantrieb? Wenn ich das gewesen wäre, ich hätte dir Flügel angebaut. Was für ein Drache hat denn keine Flügel? Oder bist du zu schwer zum Fliegen? Daran hätte ich denken müssen.«
    Er bekam für einen Augenblick Panik.
    Der Drache schnaubte und klang eher verwirrt. Er hätte Leo doch tottrampeln müssen! Dieser Plausch gehörte nicht zu seinem Plan. Der Drache trat einen Schritt vor und Leo brüllte: »Nein!«
    Wieder fauchte der Drache.
    »Das ist eine Falle, Bronzegehirn«, sagte Leo. »Die wollen dich fangen.«
    Der Drache öffnete den Schlund und spie Feuer. Eine Säule aus weiß glühenden Flammen schoss über Leo hinweg, mehr, als er je auszuhalten versucht hatte. Er hatte das Gefühl, aus einem dicken, überaus heißen Schlauch angespritzt zu werden. Es brannte ein bisschen, aber er hielt durch. Als die Flammen sich legten, war er unversehrt. Sogar seine Kleidung war noch heil, was Leo nicht begriff, wofür er aber dankbar war. Er mochte seine Armeejacke, und die Hose weggesengt zu bekommen wäre ziemlich peinlich gewesen.
    Der Drache starrte Leo an. Seine Mimik änderte sich eigentlich nicht, schließlich war er aus Metall, aber Leo glaubte seine Miene lesen zu können: Wo bleibt mein knuspriger Imbiss? Ein Funke stob aus seinem Hals, als stünde der Drache kurz vor einem Kurzschluss.
    »Du kannst mich nicht verbrennen«, sagte Leo und versuchte, streng und ruhig zu klingen. Er hatte nie einen Hund gehabt, redete aber mit dem Drachen, wie man seiner Meinung nach mit Hunden redete. »Ganz ruhig, Junge. Nicht näher kommen. Ich will nicht, dass du gefangen wirst. Verstehst du, die glauben, du bist defekt und musst verschrottet werden. Aber das glaube ich nicht. Ich kann dich reparieren, wenn du mich lässt …«
    Der Drache quietschte, brüllte und griff an. Die Falle schnappte zu. Der Kraterboden explodierte mit einem Krach wie tausend gegeneinandergeschlagene Mülltonnendeckel. Erde und Blätter stoben auf, das Metallnetz funkelte. Leo wurde umgeworfen und mit Tabascosoße und Öl übergossen. Als der Drache um sich trat und versuchte, sich von dem Netz zu befreien, das sich um sie beide geschlossen hatte, wurde Leo zwischen ihm und dem Ölgefäß eingeklemmt.
    Der Drache spie Flammen in alle Richtungen, erhellte den Himmel und fackelte Bäume ab. Öl und Soße brannten ihnen am ganzen Leib. Das Zeug verletzte Leo nicht, hinterließ aber einen widerlichen Geschmack in seinem Mund.
    »Hör auf damit!«, schrie er.
    Der Drache zappelte immer weiter. Leo war klar, dass er zerquetscht werden würde, wenn er hier nicht rauskam. Das war nicht leicht, aber er schaffte es, sich unter dem Drachen und der Wanne hervorzuarbeiten. Dann schlüpfte er aus dem Netz. Zum Glück waren die Maschen weit genug für einen mageren Jungen.
    Er rannte zum Kopf des Drachen. Der versuchte, nach ihm zu schnappen, aber seine Zähne steckten im Netz fest. Wieder spie der Drache Feuer, aber seine Energie schien zu schwinden. Diesmal waren die Flammen nur orange. Sie erloschen, noch ehe sie Leos Gesicht erreicht hatten.
    »Hör mal zu, Alter«, sagte Leo. »So zeigst du ihnen nur, wo du bist. Und dann kommen sie und holen Säure und Metallschneider raus. Willst du das wirklich?«
    Der Drache stieß nur krächzende Laute aus, als ob er etwas zu sagen versuchte.
    »Na gut«, sagte Leo. »Dann musst du mir vertrauen.«
    Und Leo machte sich ans
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