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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
Autoren: Rick Riordan
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leuchtete ein blauer Kreis, es sah aus, als hätte jemand versteckte Neonröhren im Boden eingeschaltet.
    Er hatte seinen Mantel ausgezogen. Seine Arbeitstasche lag aufgeklappt zu seinen Füßen und ließ einen Holzkasten erkennen, der ungefähr einen halben Meter lang und mit ägyptischen Symbolen bemalt war.
    »Was hält er da in der Hand?«, flüsterte mir Sadie zu. »Ist das ein Bumerang?«
    Tatsächlich, als Dad die Hand hob, fuchtelte er mit einem gebogenen weißen Stab herum. Doch statt ihn zu werfen, berührte er damit den Rosettastein. Sadie hielt die Luft an. Dad schrieb auf dem Stein. Überall, wo der Bumerang ihn berührte, erschienen auf dem Granit leuchtende blaue Linien. Hieroglyphen.
    Das ergab keinen Sinn. Warum konnte er mit einem Stab auf einen Stein schreiben? Doch das Bild war klar und deutlich: Widderhörner über einem Kästchen und einem X

    »Öffne dich« , murmelte Sadie. Ich starrte sie an, denn es klang, als hätte sie das Wort gerade übersetzt, aber das konnte ja nicht sein. Ich reiste schon seit Jahren mit Dad herum und selbst ich hatte nur wenig Ahnung von Hieroglyphen. Sie sind echt schwer zu lernen.
    Dad hob die Arme und stimmte einen Sprechgesang an: »Wo-seer, i-ei.« Auf der Oberfläche des Rosettasteins leuchteten zwei weitere Hieroglyphen blau auf.

    Obwohl ich total verblüfft war, erkannte ich das erste Symbol. Es war der Name des ägyptischen Totengottes.
    »Wo-seer«, flüsterte ich, ich hatte noch nie gehört, dass es jemand so aussprach, aber ich wusste, was es bedeutete. »Osiris.«
    »Osiris, komm« , übersetzte Sadie wie in Trance. Dann wurden ihre Augen größer. »Nein!«, schrie sie. »Nein, Dad!«
    Unser Vater drehte sich überrascht um. Er setzte an: »Kinder –«, aber es war zu spät. Der Boden rumpelte. Das blaue Licht verwandelte sich in grelles Weiß und der Rosettastein flog in die Luft.
    Als ich wieder zu mir kam, hörte ich als Erstes Gelächter – schreckliches, schadenfrohes Gelächter, das sich mit dem Schrillen der Alarmanlage im Museum vermischte.
    Ich hatte das Gefühl, mich hätte ein Laster überrollt. Benommen setzte ich mich auf und spuckte ein Stück Rosettastein aus. Der Ausstellungssaal lag in Trümmern. Auf dem Boden züngelten Flammen. Riesige Statuen waren umgestürzt. Sarkophage hatte es von den Sockeln gerissen. Der Rosettastein war mit solcher Wucht explodiert, dass Splitter in den Säulen, den Wänden und anderen Ausstellungsstücken steckten.
    Sadie lag ohnmächtig neben mir, sie schien jedoch nicht verletzt zu sein. Ich rüttelte sie an der Schulter und sie stöhnte: »Aah.«
    Vor uns standen die qualmenden Überreste des Sockels, auf dem der Rosettastein gestanden hatte. Bis auf den leuchtenden blauen Kreis um unseren Vater war der ganze Boden schwarz und mit Scherben übersät.
    Dad blickte in unsere Richtung, aber er schien nicht uns anzusehen. Er hatte eine blutende Schnittwunde am Kopf. Angespannt umklammerte er seinen Bumerang.
    Mir war nicht klar, wohin er schaute. Plötzlich hallte das schreckliche Lachen erneut durch den Saal. Direkt vor mir lachte jemand.
    Zwischen Dad und uns stand etwas. Zunächst konnte ich es kaum erkennen – ich spürte bloß Hitze. Doch als ich es genauer betrachtete, nahm es eine verschwommene Form an – es war der glutrote Umriss eines Mannes.
    Er war größer als Dad und sein Lachen durchschnitt mich wie eine Kettensäge.
    »Gut gemacht«, lobte er meinen Vater. »Sehr gut gemacht, Julius.«
    »Dich hat keiner gerufen!« Die Stimme meines Vaters zitterte. Er hielt seinen Bumerang in die Höhe, doch als der glutrote Mann einmal mit dem Finger schnippte, flog der Stock aus Dads Hand und knallte gegen die Wand.
    »Man ruft nie nach mir, Julius«, säuselte der Mann. »Aber wenn du eine Tür öffnest, musst du damit rechnen, dass auch ungebetene Gäste hereinspazieren.«
    »Zurück in die Duat!«, brüllte mein Vater. »Ich habe die Macht des Großen Königs!«
    »Ach, da fürchte ich mich aber«, sagte der glutrote Mann amüsiert. »Und selbst wenn du wüsstest, wie du diese Macht einsetzen musst – was nicht der Fall ist –, war er mir nie ebenbürtig. Ich bin der Stärkste. Nun wird es dir ergehen wie ihm.«
    Ich verstand kein Wort, aber ich wusste, dass ich Dad helfen musste. Ich wollte den nächstbesten Steinbrocken aufheben, aber meine Finger waren vor Angst starr und taub. Meine Hände waren nutzlos.
    Wortlos warf Dad mir einen warnenden Blick zu: Lauft weg! Mir wurde klar, dass er
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