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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
Autoren: Rick Riordan
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um ihn zum Schweigen zu bringen, aber mein Vater ließ nicht locker.
    »Sadie«, sagte er, »bis dieser Stein entdeckt wurde, konnten Normalsterbliche … ähm, konnte jahrhundertelang niemand die Hieroglyphen entziffern. Die Schriftsprache Ägyptens war völlig in Vergessenheit geraten. Dann wies ein Engländer namens Thomas Young nach, dass die drei Sprachen des Rosettasteins alle dieselbe Nachricht übermittelten. Ein Franzose, der Champollion hieß, setzte die Arbeit fort und knackte das Rätsel der Hieroglyphen.«
    Sadie schien unbeeindruckt. »Und was steht nun drauf?«
    Dad zuckte mit den Achseln. »Nichts Wichtiges. Im Prinzip ist es ein Dankesbrief von ein paar Priestern an König Ptolemäus V. Als der Text damals eingemeißelt wurde, war der Stein nichts Besonderes. Doch über die Jahrhunderte … über die Jahrhunderte hat er immer mehr an Symbolkraft gewonnen und ist zur vielleicht wichtigsten Verbindung zwischen dem Alten Ägypten und der modernen Welt geworden. Es war so dumm von mir, dass ich sein Potenzial nicht früher erkannt habe.«
    Ich konnte ihm nicht mehr folgen und dem Leiter des Museums schien es nicht anders zu gehen.
    »Dr. Kane?«, fragte er. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    Dad atmete tief durch. »Entschuldigen Sie, Dr. Martin. Ich hab nur … laut gedacht. Ob Sie die Glasscheiben entfernen lassen könnten? Und wenn Sie mir die Dokumente aus Ihren Archiven bringen würden, um die ich Sie gebeten hatte …«
    Dr. Martin nickte. Er gab einen Code in eine kleine Fernbedienung ein, daraufhin öffnete sich die Vorderseite der Vitrine.
    »Es wird ein paar Minuten dauern, bis ich die Unterlagen geholt habe«, erklärte Dr. Martin. »Niemandem sonst würde ich leichtfertig Zugang zu dem Stein gewähren. Ich verlasse mich darauf, dass Sie mein Vertrauen nicht missbrauchen.«
    Er musterte uns Kinder, als erwartete er, dass wir irgendwelchen Blödsinn machten.
    »Wir werden vorsichtig sein«, versprach Dad.
    Sobald Dr. Martins Schritte verhallt waren, drehte sich Dad zu uns, in seinem Blick lag etwas Gehetztes. »Kinder, das ist jetzt sehr wichtig: Ihr dürft nicht in diesem Raum bleiben.«
    Er nahm seine Arbeitstasche von der Schulter und zog den Reißverschluss gerade weit genug auf, um eine Fahrradkette und ein Vorhängeschloss herauszunehmen. »Folgt Dr. Martin. Sein Büro liegt am Ende des großen Innenhofs auf der linken Seite. Es gibt nur einen Eingang. Sobald er drinnen ist, wickelt das hier um die Türgriffe und schließt ab. Wir müssen Zeit gewinnen.«
    »Wir sollen ihn einsperren?«, fragte Sadie plötzlich interessiert. »Super!«
    »Dad«, mischte ich mich ein, »was soll das?«
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen«, erwiderte er. »Das ist unsere letzte Chance. Sie kommen.«
    »Wer kommt?«, fragte Sadie.
    Er fasste Sadie an den Schultern. »Süße, ich hab dich lieb. Und es tut mir leid … vieles tut mir leid, aber jetzt ist keine Zeit. Wenn das hier funktioniert, verspreche ich, dass alles für uns besser wird. Carter, du bist mein tapferer Junge. Du musst mir vertrauen. Denkt dran, sperrt Dr. Martin ein. Und dann haltet euch von diesem Raum fern!«
    Die Tür zu Dr. Martins Zimmer mit der Kette zu verschließen war einfach. Doch als wir fertig waren und uns umdrehten, flimmerte es so blau aus dem Ägyptischen Saal, als hätte Dad dort ein riesiges leuchtendes Aquarium aufgestellt.
    Sadie sah mich eindringlich an. »Mal ehrlich, hast du irgendeine Ahnung, was er vorhat?«
    »Keinen Schimmer«, erklärte ich. »Aber er hat sich in letzter Zeit komisch benommen. Denkt viel an Mom. Er hat ihr Bild …«
    Mehr wollte ich nicht sagen. Zum Glück nickte Sadie, als würde sie es verstehen.
    »Was ist in seiner Arbeitstasche?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Er hat mir verboten hineinzusehen.«
    Sadie zog eine Augenbraue hoch. »Und du hast dich daran gehalten? Mann, das bringst auch nur du fertig, Carter. Du bist echt hoffnungslos.«
    Ich wollte mich verteidigen, doch genau in diesem Moment bebte der Boden.
    Erschrocken klammerte sich Sadie an meinen Arm. »Er hat uns gesagt, wir sollen uns nicht vom Fleck rühren. Diesen Befehl wirst du vermutlich auch befolgen?«
    Eigentlich klang das ganz okay für mich, aber Sadie sprintete durch den Innenhof und nach kurzem Zögern rannte ich ihr hinterher.
    Im Durchgang zur Ägyptischen Sammlung blieben wir wie angewurzelt stehen. Dad stand vor dem Rosettastein und drehte uns den Rücken zu. Auf dem Boden rings um ihn
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