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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
Autoren: Rick Riordan
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ich mussten vor einem Bahnhof landen, wo Amos wieder menschliche Form annahm und sich zu einer zitternden Kugel zusammenrollte. Auch wir verwandelten uns zurück. Wir haben versucht, mit ihm zu reden, aber er konnte kaum einen vollständigen Satz herausbringen.
    Am Ende haben wir ihn in den Bahnhof bugsiert. Wir ließen ihn auf einer Bank schlafen, während Sadie und ich uns aufwärmten und Nachrichten schauten.
    Laut Channel 5 wurde über das ganze Stadtgebiet von Washington eine Ausgangssperre verhängt. Es gab Berichte über Explosionen und ein seltsames Leuchten am Washington Monument, allerdings konnten die Kameras nicht mehr zeigen als eine große quadratische Fläche, wo der Schnee geschmolzen war, was kein übermäßig spannendes Bild abgab. Experten meldeten sich zu Wort und sprachen über Terrorismus, doch nach und nach stellte sich heraus, dass kein dauerhafter Schaden verursacht worden war – es handelte sich bloß um ein paar unheimliche Lichter. Nach einer Weile spekulierten die Medien darüber, ob es ein Jahrhundertsturm oder ein seltenes südliches Auftreten des Polarlichts gewesen war. Innerhalb einer Stunde hoben die Behörden die Ausgangssperre wieder auf.
    Da Amos als Aufsichtsperson überhaupt nicht in Form war, hätte ich gern Bastet dabeigehabt; aber wir schafften es auch so, für unseren »kranken« Onkel und uns Tickets nach New York zu kaufen.
    Während der Fahrt schlief ich und hielt das Amulett von Horus umklammert.
    Wir erreichten Brooklyn bei Sonnenuntergang.
    Wie erwartet, war die Villa ausgebrannt, aber woanders konnten wir nicht hin. Als wir Amos durch die Tür führten und ein vertrautes »Agh! Agh!« hörten, wusste ich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten.
    »Cheops!«, rief Sadie.
    Der Pavian fiel ihr um den Hals und kletterte auf ihre Schultern. Er durchsuchte ihre Haare, weil er nachsehen wollte, ob sie ihm irgendwelches leckeres Ungeziefer mitgebracht hatte. Plötzlich sprang er herunter und schnappte sich einen ziemlich zusammengeschrumpften Basketball. Er grunzte mich immer wieder an und deutete auf einen improvisierten Korb, den er aus ein paar verkohlten Balken und einem Wäschekorb zusammengebastelt hatte. Offensichtlich wollte er mir zeigen, dass er mir verziehen hatte. Er hatte mir vergeben, dass ich bei seinem Lieblingsspiel eine absolute Niete war, und bot mir Nachhilfe an. Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass er auf seine Pavianart sogar versucht hatte aufzuräumen. Er hatte das einzige verbliebene Sofa abgeklopft, Cheerios-Schachteln in den Kamin gestapelt und für Muffin, die zusammengerollt auf einem kleinen Kissen schlief, sogar einen Wassernapf und frisches Futter hingestellt. Im ordentlichsten Teil des Wohnzimmers, wo das Dach nicht eingestürzt war, hatte Cheops drei separate Kissen- und Deckenhaufen aufgetürmt – Schlafplätze für uns.
    Ich hatte einen Kloß im Hals. Wie viel Mühe er sich gegeben hatte, um alles für uns vorzubereiten! Ich konnte mir kein schöneres Begrüßungsgeschenk vorstellen.
    »Cheops«, sagte ich zu ihm, »du bist echt ein total abgefahrener Pavian.«
    »Agh!« , antwortete er und deutete auf den Basketball.
    »Du willst es mir beibringen?«, fragte ich. »Ja, das hab ich wirklich verdient. Gib uns nur eine Sekunde, um …«
    Mein Lächeln verschwand, als ich Amos sah.
    Er war zu der zerstörten Statue von Thot hinübergegangen. Der zerbrochene Ibiskopf des Gottes lag zu seinen Füßen. Die Hände waren abgeschlagen und seine Schreiberpalette und Schreibbinse lagen auf dem Boden herum. Amos starrte den kopflosen Gott an – den Schirmherrn der Magier – und ich konnte mir denken, was sich bei ihm abspielte. Ein schlechtes Omen für eine Heimkehr.
    »Es ist nicht schlimm«, erklärte ich ihm. »Wir werden alles in Ordnung bringen.«
    Falls Amos mich hörte, gab er mir das jedenfalls durch nichts zu verstehen. Er wanderte zur Couch, ließ sich fallen und stützte den Kopf in die Hände.
    Sadie warf mir einen beunruhigten Blick zu. Anschließend sah sie auf die geschwärzten Wände, die eingestürzten Decken, die verkohlten Möbelüberreste.
    »Na ja«, sagte sie und versuchte, fröhlich zu klingen. »Wie wär’s, wenn ich mit Cheops Basketball spiele und du putzt ’ne Runde?«
    Trotz Zauberkunst brauchten wir mehrere Wochen, um das Haus wieder in Ordnung zu bringen. Und dabei ging es erst mal nur darum, es überhaupt bewohnbar zu machen. Ohne die Hilfe von Isis und Horus war es schwierig, aber wir
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