Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller
Autoren: Manly Wade Wellmann
Vom Netzwerk:
Landes fort. Dann brach der Boden an einem Dutzend Stellen zugleich auf, fauchende Stöße schickten glühendes Feuer, giftige Dämpfe und kochendheiße Wasserfluten in. den Himmel. Felsbrocken regneten herab, Staub und Asche verwandelten die Schneedecke in häßliche, braungelbe Steppe, breite Lavaströme quollen aus den Höllenschlünden, die sich geöffnet hatten und flossen zischend und brodelnd über das Land, ergossen sich in die Kanäle und nahmen ihren Weg auf die Befestigungen der Kaltzeller.
    Nichts vermochte diese Ströme wabernder Lava aufzuhalten. Sie schickten ihre Hitzewellen voraus, unter denen Schnee und Eis sich dampfend auflösten, sie überwanden jedes Hindernis, sie kamen näher, immer näher, und die Posten in den Forts erstarrten vor dem unheimlichen Anblick, bevor sie den ersten erstickten Warnruf weiterleiteten. Die Kommandostellen, auf einen Angriff durch Menschen vorbereitet und nun durch Naturgewalten überrascht, gerieten in Verwirrung. Ohne zu überlegen, befahlen sie, die Strahlgeräte in Tätigkeit zu setzen, um damit das Unheil aufzuhalten.
    Mit dieser Maßnahme bereiteten sie der völligen Niederlage den Weg, denn die Gewalt der Strahlen preßte die anrollende Lavaflut tiefer in die Erdkruste, sie brach sich unterirdisch weiter durch und gelangte so unter die festen Bauten der Kaltzeller, wo sie die Energiequellen der Strahlgeräte in kurzer Zeit zum Verstummen brachte.
    Die Bauten brachen zusammen wie Kartenhäuser. Gewitzt durch frühere Erfahrungen, waren die Kaltzeller tiefer als bisher in den Boden gedrungen und hatten sich dort eine letzte, für uneinnehmbar gehaltene Zufluchtsstätte eingerichtet. Über diesen Tiefbunkern breitete sich die Lava aus. Ihre Hitze sprengte hier und da Spalten in die stabilen Decken, aber die Masse war zu kompakt, um durch diese Spalten einzudringen.
    Die Kaltzeller, die sich schon geschlagen glaubten, fühlten sich noch einmal gerettet. Aber sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, der in diesem Falle auf den Namen Dr. Steinbaugh hörte.
    Steinbaugh war Wissenschaftler, ein Mann der nüchternen Zahlen und Berechnungen, der nichts dem Zufall überließ. Und er hatte Darragh an jenem denkwürdigen Tage nicht nur ausbrechende Vulkane und Lava versprochen, sondern auch die Öffnung der riesigen unterirdischen, von kochenden Wassermengen angefüllten Höhlen, deren Ausläufer hier und da als sogenannte Geiser auf der Erdoberfläche in Erscheinung getreten waren.
    Etwa einen halben Tag, nachdem die Lavafluten ihr Ziel erreicht hatten, folgten die Wasserfluten. Reißende Ströme kochenden, brodelnden Wassers nahmen ihren Weg über die langsam erkaltende Lava. Wie Springfluten jagten sie dahin, wirbelnd, gischtend, unvorstellbar heiß; in zwei knappen Stunden hatten sie die Strecke zurückgelegt, für die die zähflüssige Lava die vielfache Zeit gebraucht hatte. Und sie vollendeten das Werk der Vernichtung, denn dem geschmeidigen Wasser öffneten sich alle Wege, die der Lavastrom nicht, nehmen konnte.
    Kochendheiß drangen die Fluten durch die Spalten in den unterirdischen Bunker, das letzte Refugium der seltsamen Wesen, die für ein halbes Jahrhundert die Herrschaft über die Welt an sich gerissen hatten.
    In der Tiefe dieser Erde, die ihnen nicht gehörte, verendeten sie zu Abertausenden.
    Niemand entkam dem Inferno. So, wie die Kaltzeller die Menschheit zu vernichten und auszurotten gedacht hatten, wurden sie selbst für alle Zeiten ausgelöscht.
    Bei diesem barbarischen Angriff trug das Land tiefe Narben davon. Aber die Menschheit, von einem Fluch befreit, entwickelte ungeahnte Kräfte, sich des Besitzes ihrer Erde würdig zu erweisen. Sie vermehrte sich unerwartet schnell, öde Landstriche, die seit einem halben Jahrhundert leer und einsam gelegen hatten, füllten sich mit Männern, Frauen und Kindern, das Lied der Arbeit dröhnte, neue, schönere Gebäude wuchsen in den Himmel.
    Die Wunden der Erde schlossen sich, die Narben glätteten sich. Friede herrschte auf einer Welt, die dem Untergang so nahe gewesen war, und fleißige Hände sorgten dafür, daß das Antlitz der Erde schöner und freundlicher wurde, als es je zuvor gewesen war.
    So endete ein Krieg, aus der Verzweiflung geboren, mit Erbitterung und Heldenmut bis zum siegreichen Ende durchgeführt – der Krieg menschlicher Moskitos gegen eine zahlen- und waffenmäßig überlegene Armee fremder Invasoren, die aus dem Weltall gekommen war und ein halbes Jahrhundert hindurch unschlagbar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher