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Die Kaltzeller

Die Kaltzeller

Titel: Die Kaltzeller
Autoren: Manly Wade Wellmann
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Laut störte die Einsamkeit der Landschaft.
    Mark Darragh und Brenda Thompson lagen, unter dicken weißen Pelzen und ebensolchen Stiefeln fast unkenntlich, am Rand eines hoch aufragenden Gebirgszuges und starrten durch ihre dunklen Schutzbrillen in das Tal hinab, das sich weit unten erstreckte.
    „Das also ist ihr Getreide?“ fragte Brenda und deutete in die Schlucht hinab.
    „Ja“, nickte Darragh. „Es ist das größte Feld, das wir bisher entdeckt haben.“
    Der Schnee im Tal sah aus, als wäre er mit dunklen Punkten übersät. Nahm man das Glas zu Hilfe, so entpuppten sich die Punkte als dichte struppige Büschel einer dunkelgrünen Vegetation, die das ganze Tal ausfüllte. Verschimmeltes Brot, tausendfach vergrößert, mochte etwa das gleiche Aussehen haben. Die dunklen Büschel waren nicht wild gewachsen; nur Wesen, denen die Mathematik ein vertrauter Begriff war, konnten sie in so strengen geometrischen Formen angelegt haben. Schmale, von Eis und Schnee bedeckte Pfade trennten die einzelnen Flächen voneinander. Die seltsame Pflanzung nahm den ganzen Grund des Tales ein, das erst am Horizont zu enden schien.
    „Aus diesen Pflanzen gewinnen die Kaltzeller durch Destillation Elemente, die uns noch unbekannt sind“, erklärte Darragh dem Mädchen. „Diese Elemente – wir würden sie Spurenelemente nennen – setzen sie ihrer aus synthetischen Kohlehydraten und Proteinen bestehenden Nahrung zu, die ohne sie ungenießbar wäre.“
    Brenda schüttelte sich in komischem Entsetzen. „Brrrr! Ich kann nicht sagen, daß mein Appetit durch diesen Anblick angeregt würde“, sagte sie.
    „Du bist auch kein Kaltzeller, mein Kind“, scherzte Darragh. „Ich habe mich zufällig von dieser Tatsache überzeugen können.“
    „Trotzdem ist mir kalt“, protestierte das Mädchen. „Selbst in Steppanzug und dicken Pelzen.“ Dann aber wurde sie ernst. „Hier also soll das Unternehmen Hunger beginnen. Eine grausame Bezeichnung, Mark, findest du nicht auch?“
    Darraghs Lippen teilten sich zu einem Lächeln. Seine weißen Zähne blitzten, der Atem stand wie eine Fahne vor seinem Mund.
    „Wir kämpfen um unser Leben, Brenda“, erinnerte er das Mädchen. „Es geht um das Schicksal der ganzen Menschheit, oder was davon übriggeblieben ist. Unternehmen Hunger – es mag grausam klingen. Kannten die Kaltzeller, als sie die Erde eroberten, Gnade und Barmherzigkeit? Spielten Menschenleben eine Rolle für sie? Nein, Brenda, wir dürfen es nie vergessen, wir haben eine Aufgabe zu erfüllen, und sie erfordert Rücksichtslosigkeit, wenn wir nicht selbst zugrundegehen wollen.“
    Hinter ihnen erklang ein gleitendes Geräusch. Megan schob sich wie ein Eisbär auf allen Vieren heran. Nur seine Nasenspitze und die Augen waren unter der Vermummung zu erkennen. Er blieb neben Brenda liegen, starrte wie hypnotisiert auf die dunklen Punkte, die bis an den Horizont reichten.
    „Unternehmen Hunger“, sagte auch er mit erregter Stimme. „Ich habe gehört, daß die auf Grönland stationierten Garnisonen der Kaltzeller in der letzten Zeit die Riemen enger schnallen mußten. Verdammt enger, wenn mich nicht alles täuscht.“
    „Ihr habt also schon Erfolge gehabt?“ fragte Brenda überrascht.
    Darragh nickte „Ich glaubte, du wüßtest es. Ja, wir hatten schon Erfolge, allerdings in kleinerem Maßstab. Wir arbeiteten mit den Strahlgeräten, aber nach den letzten Meldungen der Späher soll sich auf den verbrannten Flächen zum Teil schon wieder Wachstum zeigen. Wahrscheinlich bemühen die Kaltzeller sich mit allen Mitteln, die drohende Gefahr abzuwenden.“
    „Dazu müssen sie aber ihre Stützpunkte auf Grönland verlassen“, sagte Megan. „Sie können den Boden nicht von ihren Bauten aus bestellen.“
    „Es wird sich um Freiwilligentrupps handeln“, vermutete Darragh. „Unsere Späher überraschten einige Einzelgänger und waren zum Glück schneller mit der Waffe. Sie berichteten, daß die Kör per der Getöteten sich in ziemlich jämmerlichem Zustand befan den. Sie sahen nicht gerade nach den sieben fetten Jahren aus.“
    „Sie hungern und darben“, meinte Brenda versonnen.
    „Sie haben es nicht anders verdient“, sagte Darragh hart.
    „Sie müssen auf dem Punkt angelangt sein, wo sie entschlossen sind, um die nackte Existenz zu kämpfen“, sagte Megan. „Sie holen zu Gegenschlägen aus. Sie versuchen … “ Hier lachte Megan rauh, „ebenfalls Moskitos zu sein. Hier ein Stich, dort ein Hieb. Aber sie haben Pech. Ihre
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