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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin
Autoren: Douglas Clegg
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Sterblichen blendet.
    Schönheit lockt viele Sterbliche in die Falle, wie auch ich selbst einst von der Vampyrin Pythia in die Falle gelockt worden war, deren unglaubliche Schönheit mir auch nach Jahrhunderten noch immer nicht aus dem Kopf geht. Ich wurde zu einem Vampyr, als ich gerade erst mein neunzehntes Lebensjahr vollendet hatte. Noch immer sehe ich wie ein starker, muskulöser Jüngling dieses Alters aus. Sterbliche Männer und Frauen wurden oft von meiner Jugend angezogen – der Essenz des Lebens auf dem Höhepunkt. Das ist eine Illusion, die im vampyrischen Fleisch selbst gedeiht.
    Natalia stand in Flammen, als ich sie in den Armen hielt. Es war ein Fieber in ihrem Blut, das ich schmecken konnte. Ich spürte dort etwas, das tiefer ging als die Lust des Fleisches.
    Sie schluchzte gegen meinen Hals, als ich ihre Wunde mit Küssen entlang der weichen, blassen Haut heilte, die ich nur wenige Augenblicke zuvor mit meinen Zähnen durchdrungen hatte, um mir Zugang zu verschaffen. Sie hielt mich fest und wisperte: »Ich habe dich gesehen, als ich noch jung und in einen Mann verliebt war. Du hast ihn mir genommen. Du warst es. Du, damals an meinem Fenster. Seit dem Tag war ich auf der Jagd nach dir.«

    »Ich habe dich beobachtet, seit du ein Kind warst«, sagte ich. »Als ich deine Mutter verfolgte. Ich fragte mich, wer aus deiner Blutlinie Alkemara erneut finden mochte.«
     
    Das entsprach ganz der Wahrheit – ich war eines Nachts im Regen an ihrem Fenster gewesen, mehrere Stockwerke über dem Boden. Das hatte vor mehreren Jahren stattgefunden, auch wenn es mir nur wie mehrere Nächte vorkam.
    Im Alter von noch nicht einmal achtzehn Jahren liebte sie einen Mann, der ein menschliches Raubtier war, das sie vernichtet hätte.
    Und ich hatte Natalia Waterhouse seit ihrer Kindheit beobachtet, so wie ich schon zuvor die Generationen ihrer Familie in Augenschein genommen hatte.
    Der Mann namens Vieri Montealegro warb nur wegen ihres Reichtums und der Beziehungen ihrer Familie um Natalia; das Waterhouse-Vermögen war riesig und erstreckte sich über ganze Kontinente.
    Als ich Montealegro in meine Umarmung gezogen hatte, trank ich bis zum Morgengrauen von ihm, bis die seidenen Laken seines Bettes von seinem Lebenssaft durchtränkt waren.
    Nachdem ich sein Schlafzimmer verlassen hatte, übermannte mich meine Neugierde auf das siebzehnjährige Mädchen. Ich flog zu ihrem Schlafzimmerfenster hinauf, um sie mir anzusehen, da ich mir wünschte, sie zu sehen, so wie ich vor ihr ihre Mutter und ihre Großmutter betrachtet hatte.
    Wahrscheinlich erblickte sie mich da, vor ihrem Fenster, meine großen Flügel waren ausgebreitet wie die eines Drachenengels im Regen. Der Umhang verhüllte meinen Leib, aber mein Gesicht war sichtbar.

    Ich wusste, dass es gefährlich war, mich dort aufzuhalten, aber ich hatte diese Blutlinie beschützt, wie es bei keiner anderen im Reich der Sterblichen der Fall war. Es war mir möglich, das Blut seiner Nachkommen zu riechen, und diese eine von ihnen, Natalia, erschien mir etwas Besonderes.
    Ich war neugierig auf sie, da sie von jener Blutlinie abstammte. Sie sah so sehr einer anderen ähnlich, die ich einst in jenem uralten Jahrhundert gekannt hatte, an welches sich selbst die Verborgenen der Erde kaum erinnerten. Es war, als hätte die Eine, welche ich in meinem ersten Jahrhundert gekannt hatte, in dem Blut gelebt, um in Natalias Gesicht wieder aufzutauchen, als Reinkarnation einer Frau, die ich einst geliebt hatte.
    Was ich dort sah, zerriss mir das Herz, denn sie lag auf ihrem Bett und schluchzte, als hätte die Welt für sie aufgehört, sich zu drehen, als ihr falscher Freund getötet worden war.
    Als Montealegros Leichnam gefunden worden war, musste sie gewusst haben, dass die Geschichten ihrer Großmutter, die von den Vampyren erzählten, der Wahrheit entsprachen.
    Vielleicht hatte diese Tatsache sie mehr als irgendetwas anderes dazu gebracht, sich für ihre Studien zu entscheiden, mit denen sie die Grenzen zwischen dem Okkulten, der Mythologie und der Wissenschaft von verborgenen Orten überschritt.
     
    Eines Abends erwachte ich in der Dämmerung und sah sie über mir stehen.
    Als ich wieder klarer sehen konnte, bemerkte ich, dass sie eine Schriftrolle in der Hand hielt, die halb ausgerollt war. Das Pergament schien zerrissen.
    »Hier steht etwas über Entdeckungsreisen der Alten«, sagte sie. »Über Reisen in die Welt, die gesamte Welt, Tausende von
Jahren, bevor man Nord-, Süd- und
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