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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin
Autoren: Douglas Clegg
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Gedanken. Dein Mischlingsblut. In ihr.
    Als ich erwachte, saß er auf dem Rande des Steintisches, der in der Schlangenkammer unser Bett bildete. Seine Finger strichen durch das Haar seiner Geliebten. Er beugte sich herab und küsste sanft ihren Nacken. Als er bemerkte, dass ich meine Augen geöffnet hatte, ließ er seine Hand unter ihren Hinterkopf gleiten und hob ihn an. Ihre Augen waren noch immer geschlossen. Er küsste ihre Augenlider und dann ihre Lippen. Das Gold ihrer Maske schien zu schimmern, sie öffnete die Augen und blickte ihn an. Dann streckte sie die Arme aus und schlang sie um seinen Nacken. Sie hatte vergessen, dass ich neben ihr lag. Er griff zu mir herüber, hob meinen Arm in die Höhe und legte meine linke Hand auf ihren Bauch. Sie wandte mir ihr Gesicht zu, als die Erinnerung zurückkam, und starrte mich an. Darauf blickte sie wieder zu Nezahual hinauf. Er beugte sich herunter und küsste sie, dann beugte er sich über mich und küsste mich ebenfalls, als wären wir ein Liebespaar. Ich holte tief Luft, mein Geist versuchte dies noch immer zu verstehen.
    Er rief etwas in seiner Sprache, und sechs Vampyre kamen
in die Kammer und wateten durch die Schlangen hindurch. Drei von ihnen ergriffen Pythia. Ich sprang eilends auf, bereit zum Kampf. Die drei anderen Vampyrwachen stürzten sich auf mich. Sie besaßen Kräfte, die größer waren als diejenigen meines Stammes. Sie drängten mich gegen die kalte Steinmauer, während Nezahual zu Pythia ging, die zwischen den Vampyren, die sie festhielten, in der Luft schwebte.
    »Verräterin«, sagte er. Er beugte sich nach vom, die dunklen Fangzähne entblößt, als wollte er ihr Gesicht verschlingen. Stattdessen küsste er sie, riss dabei aber an ihren Lippen, so dass ihr das Blut aus dem Munde strömte. Er schlug ihr ins Gesicht. Ich wehrte mich gegen jene, die mich festhielten. Pythia blickte mich an, Zorn war in dem goldenen Antlitz zu erkennen.
    »Bringt sie zum Nest«, sagte Nezahual. Er kam zu mir herüber und spuckte mir ins Gesicht. »Du hast dies in meine Stadt gebracht, Mischling. Du bist der Maz-Sherah deines Stammes von Dieben. Es waren deine Priester, die Medhya durch Zeremonien der Verdammung in das Reich der Schatten verbannten. Ich hätte niemals auch nur einem von euch trauen dürfen. Diebe und Mischlinge. Aber du schlüpfst noch im gleichen Augenblick, in dem ich gegangen bin, in ihr Bett. Du bist das Übel selbst. Es ist nicht das Zerreißen des Schleiers, durch das die Vernichtung der Welt ausgelöst wird, Mischling. Du bist es. Deine Existenz war dazu vorherbestimmt. Du behauptest, du dächtest an deine Kinder, aber sie werden durch deine Handlungen sterben. Du behauptest, deine Freundinnen und Freunde, die zurückblieben, lägen dir am Herzen. Auch sie werden vernichtet werden. Du rettest nichts. Du besitzt nichts. Ich werde dich in eine Gruft stecken, aus der du
nicht fliehen wirst. Ich werde dich begraben, damit du deiner Auslöschung langsam und ohne Gnade anheimfällst. Es ist besser für die Erde, wenn du nicht mehr existierst, Mischling. Es ist besser, wenn dein Stamm stirbt. Und wenn der Verfall der Existenz mit dem großen Staub des Schleiers kommt, und wenn meine Schwester Medhya die Erde in Dunkelheit und Eis verwandelt, dann werde ich mich an dich erinnern. Ich werde mich daran erinnern, wie deine Geburt das Ende des Lebens der Sterblichen herbeiführte. Wenn du in deinem Sarg liegst, so denke an die Qualen dieser Welt. Du und die von deiner Art, ihr habt sie heraufbeschworen. Wenn du niemals existiert hättest, wäre auch der Schleier nicht zerrissen. Du glaubst, ihr seid die Wächter über die Sterblichen, aber was habt ihr bewacht? Wie viele Sterbliche sind an Plagen gestorben? Wen hast du erlöst, Erlöser?«
    Ich kämpfte wie ein Wolf gegen die Wachen, doch mit ihrer Kraft bändigten sie mich. Noch mehr Vampyre strömten in die Kammer. Jeder biss mir in die Arme und Beine, wodurch sie meinen Lebenssaft vergossen und mich noch weiter schwächten. Ich riss einem Vampyr den Arm aus der Gelenkpfanne, aber da gingen mir sogleich andere an die Kehle und rissen mir das Fleisch mit ihren Klauen auf.
    Sie trugen mich aus dem Palast und flogen aus der Stadt, auf den hohlen Berg zu.
    Meine Haut warf Blasen, als ich die ersten Strahlen der Sonne auf mir spürte, bevor ich in der Obsidianstadt heruntergelassen wurde.

17
    Neben dem Fluss, wo das Nest der Vampyre lag, legten sie mich in den Knochensarkophag. Dabei handelte es sich um den
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