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Die kalte Koenigin

Die kalte Koenigin

Titel: Die kalte Koenigin
Autoren: Douglas Clegg
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fern zu halten. Mich überkam ein Schauder ob der sexuellen Energie, die von der goldenen Form ausging, und meine Finger hinterließen leichte Dellen in dem weichen Material, so als handelte es sich dabei überhaupt nicht um Metall. Als handelte es sich vielmehr um lockeren, glatten Ton, den man auf ihrem Gesicht verteilt hatte. Ich wurde nur nebelhaft gewahr, dass Pythia ihre Arme um meine Körpermitte schlang, während ich die Maske untersuchte. Ich sah nun durch das Gold, durch mein eigenes Spiegelbild hindurch. Was ich da aber sah,
war nicht das Angesicht des Todes, das ich in dem Silberspiegel des Alchimisten erblickt hatte, sondern einen sonnenbeschienenen Ort, wo ich erneut Pythias Leib nackt umschlang, als gehörte mein Fleisch dorthin. In dieser goldenen Vision nahm sie mich, der ich ein Jüngling war, als ich ihr Einlass in mein Blut gewährte, so wie sie mir den Kelch ihrer Brüste, die Rundung ihres kleinen Bauches und die Hitze ihrer Schenkel darbot.
    Ich spürte die Andere, die uns beobachtete. Die Schlange umschlang uns in dieser Vision, und ich spürte jene Andere, die uns beobachtete. Datbathani, die Schwester von Nezahual, spionierte uns selbst in dieser falschen Vision noch aus.
    Doch als meine Finger das goldene Antlitz verließen, glitten meine Hände zu Pythias Hals, als wollte ich sie würgen – und dennoch liebkoste ich sie. Ich konnte nicht widerstehen, denn die Härte zwischen meinen Beinen drängte nach außen, und mein Herz schlug schnell, als ich meine Lippen auf die ihren presste. Pythia schien mir nun verletzlich zu sein. Sie erschien mir nicht als jene grausame Königin der Vampyre, die Tochter Merods, die Konkubine von Nezahual. Sie war eine junge Frau in meinen Armen, eine Maid, wie sie es gewesen war, als ich in meinem neunzehnten Lebensjahr zum ersten Mal gespürt hatte, wie sie ihren Körper gegen den meinen presste.
    Ich atmete schwer, als ich das goldene Gesicht küsste und meine Lippen unter ihr Kinn drückte, um mich an ihrer Kehle entlangzuküssen, bis hin zu ihren Brüsten, während ich ihr das Gewand herunterzog. Zu sagen, dass ich mich bezaubert fühlte, reicht gar nicht aus. Ein lüsterner Jüngling erwachte in mir, der erneut das Fleisch dieser Frau begehrte – dieses Wesen
aus Alkemara, das mir mein Leben genommen, mein Blut gekostet und mich von der Schwelle des Todes in das Reich der Vampyre gebracht hatte. Ein solches Brennen hatte ich bei meinem Stamm niemals verspürt, nicht in Ewens Armen oder wenn ich mich mit Kiya in den Gräbern von Hedammu niederlegte – und nicht einmal in meinem sterblichen Leben mit Alienora. Pythia erweckte etwas Bestimmtes in mir. Die Goldmaske offenbarte das, was ich vor anderen geheim gehalten hatte – nämlich den Bullen in mir, der sich danach sehnte, sich wieder zu paaren, sie zu begatten, Erlösung in ihr zu finden und jenen Gedanken zu entfliehen, die mich in den Wahnsinn zu treiben drohten.
    Vor Tagesanbruch lag ich mit ihr auf einem Bett aus Baumwolldecken, gewebt von dem Volk von Aztlanteum für seine Götter. Sie lag mit dem Rücken zu mir da. Ich betrachtete ihr Haar. Es hatte sich aus den strengen Flechten gelöst und fiel ihr wie gelbe Seide über die Schultern. Das Brandzeichen war auf ihrem Rücken zu sehen – wir alle trugen Male, die von irgendeinem Feind stammten. Bei ihr war es ein Kreuz, unter dem Worte in lateinischer Sprache geschrieben standen. Es handelte sich um ein Andenken an die Kreuzritter, die sie für kurze Zeit gefangen genommen hatten, bevor wir uns begegnet waren. Ich hatte die Markierung von Artephius auf meinem Schenkel und das Brandzeichen der Scheibe auf meiner Brust. Indem ich einfach nur dalag, genoss ich den Anblick ihres Rückens und die vollendete Linie ihrer Wirbelsäule, die bis zur sanften Kurve ihrer Hinterbacken hinabführte.
    Sie wurde sterblich. Die Maske nahm ihr ihre Unsterblichkeit.
    Eine sterbliche Vampyrin.

    Sie war bereits in den Schlaf des Tages hinübergeglitten. Ich spürte noch eine andere Person in unserer Kammer und entdeckte in der Nähe einer blauen Flamme Nezahual, der uns beobachtete. Wie lange er schon dort gestanden hatte, wusste ich nicht. Ich verspürte keine Angst vor dem Verrat an ihm, da er nicht unglücklich zu sein schien, dass sie und ich miteinander geschlafen hatten. Ob er eifersüchtig war? Er sah uns bereits als eine Gattung an, die unter seinem Volk stand. Mischlingsblut – dieses Wort ging mir durch den Sinn.
    Dein Blut, flüsterte er in meinen
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