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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
Autoren: Marc-Uwe Kling
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klatschen ab.
    »Was?«, frage ich.
    »Seit genau 73 Stunden sind wir die WG in der WG«, sagt Kevin. »Die Widerstandsgruppe in der Widerstandsgruppe!«
    »Wir hatten keinen Bock mehr auf die Disziplin und den Drill«, sagt eines der anderen Kängurus. Ich glaube, Nick.
    »Da hätten wir auch gleich zur Polizei oder zum Militär gehen können«, sagt Brian. Oder Howie. Ich hatte immer schon Schwierigkeiten, die Mitglieder von Boygroups auseinanderzuhalten.
    »Brian, kannst du mir vielleicht …« Ich unterbreche mich. »Du bist doch Brian, richtig?«
    »Nein«, sagt das angesprochene Känguru. »Ich bin nicht Brian. Ich bin A. J.« Es zeigt auf ein anderes Känguru. »Er ist Brian.«
    »Ich bin nicht Brian«, beschwert sich dieses Känguru. »Ich bin Howie.«
    »Wer ist denn dann Brian?«, fragt A. J.
    »Ich glaube, ich bin Brian«, sagt Kevin.
    »Was?«, fragt Howie. »Aber wer ist dann Kevin?«
    »Ich nenne euch einfach erst mal alle Kevin, okay?« Ich massiere meine schmerzenden Schläfen. »Womit habe ich das verdient?«, murmle ich. »Ganz viele sprechende Kängurus …«
    Ich schließe meine Augen.
    »Kevin«, sage ich. »Könnte ich vielleicht einen Schluck Wasser bekommen? Ich muss schnell eine Migränetablette …«
    Kevin verschwindet in ein Küchenzelt und kommt mit einem Tablett zurück, auf dem zwei Gläser mit Wasser stehen. Ich möchte zugreifen.
    »Aber Vorsicht«, sagt er. »In einem der beiden Gläser sind bewusstseinserweiternde Substanzen.«
    Ich ziehe meine Hand zurück.
    »Nur Quatsch!«, ruft Kevin. »Ein Scherz!«
    Ich nehme ein Glas und spüle die Tablette hinunter.
    »Natürlich sind in beiden Gläsern bewusstseinserweiternde Substanzen!«, ruft Kevin. »Hahahaahooho o o h a a a a a a h o o o o o o o o o o o o o h a a a a a a a a a a.«
    E R I N N E R U N G S L Ü C K E
    Ich erwache mitten in der Nacht. Das Känguru steht schlecht gelaunt an meiner Seite. Es hat seine roten Boxhandschuhe übergezogen und schlägt auf alle ein, die es wagen, sich uns zu nähern.
    »Ganz ruhig«, sagt Kevin. »Ich glaube, ich weiß, wie du dich fühlst. Du hast eine schwere Identitätskrise.«
    Er geht auf das Känguru zu. Das Känguru holt aus, um Kevin einfach von oben mit der Faust auf den Kopf zu schlagen. Der sogenannte Spencer’sche Hau-den-Lukas. Mit einer mühelosen tänzelnden Bewegung weicht Kevin dem Schlag aus.
    »Ich spüre große Furcht in dir«, sagt er.
    Das Känguru stellt sich auf seinen Schwanz und tritt mit beiden Füßen nach Kevin. Der aber bringt sich durch eine formvollendete Drehung in Sicherheit.
    »Du dachtest, du bist total einzigartig«, sagt er. »Du dachtest, du bist auserwählt. Und nun bist du enttäuscht. Du glaubst, dass du nur eines von vielen bist.«
    Das Känguru seufzt und lässt die Schultern hängen.
    »Aber das stimmt nicht«, sagt Kevin und legt ihm die Pfote auf die Schulter. »Lass dir sagen: Es gibt Milliarden Sterne, aber jeder einzelne ist einzigartig. DU bist einzigartig! Wir können nicht alle auserwählt sein, aber wir sind alle einzigartig!«
    Das Känguru kuckt zu Boden.
    »Ich, ich brauche jetzt ein bisschen Zeit für mich alleine«, sagt es.
    »Das verstehen wir«, sagt Kevin. Er gibt den anderen Kängurus einen Wink, und sie ziehen sich zurück.
    Als alle weg sind, sagt das Känguru: »Scheißhippies.«
    »Tss«, sage ich. »Milliarden Sterne. Wie unendlich abgeschmackt.«
    »Ja«, sagt das Känguru. »Thanks for nothing. Fuck you, too.«
    »So ein Schwätzer …«
    »Ich nicht auserwählt«, sagt das Känguru. »Pah!«
    »Geradezu lächerlich.«
    »Ich habe mich selbst auserwählt!«

»Tweet. Tweet.«
    Ein Pinguinküken watschelt aufgeregt im australischen Outback herum. Ich renne ihm hinterher. Der Himmel leuchtet im intensivsten Blau, die Erde schimmert exotisch rot. Der Horizont scheint endlos. Die wirklich phantastische Landschaft lenkt ausgezeichnet davon ab, dass auf der Handlungsebene im Prinzip nur stumpf Fangen gespielt wird. Kevin, Howie, A. J., Nick und Brian liefern sich in einiger Entfernung ein Wüstenrennen auf Segway Personal Transportern.
    »Du kannst doch Papa nicht einfach so weglaufen«, sage ich, als ich das quietschende Küken endlich eingefangen habe.
    »Was hast du da gerade gesagt?«, fragt das Känguru.
    »Äh … nichts …«, sage ich.
    »Tweet! Tweet!«, macht das Küken.
    »Warum schreit Sabine denn so?«, frage ich.
    »Sabine?«, fragt das Känguru entrüstet.
    »Ich dachte, es hätte vielleicht gerne einen
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