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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
Autoren: Marc-Uwe Kling
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hier nicht aus.«
    Wir schleichen uns heimlich davon. Hinter einem Busch vergleichen wir die Zahlen auf der Schatzkarte mit den Zahlen auf meinem Handy.
    »Wir sind fast da …«, murmelt das Känguru. Es zieht das Pinguinküken aus seinem Beutel, gibt ihm aus seinem Flachmann einen Schluck Malzkakao und steckt es wieder zurück.
    Dann dreht es sich mehr schlecht als recht eine Tüte und zündet sie an. Es atmet tief ein und seufzend aus.
    Hinter mir raschelt es.
    »Lasst ihr mich auch mal ziehen, Freunde?«, höre ich eine Stimme fragen.
    »Sag mir, dass das nicht Rudolf ist«, sage ich.
    Das Känguru schüttelt den Kopf. Es sieht irgendwie verstört aus.
    »Ich setz mich mal dazu«, sagt die Stimme. »Ist okay, oder?«

Ich drehe mich um. Da steht ein Känguru. Zufälligerweise spricht es deutsch.

»Ich bin Kevin«, sagt das sprechende Känguru, nachdem es die Tüte aufgeraucht hat.
    »Tag, Kevin«, sage ich.
    Das Känguru sagt nichts. 17
    17 Und mit »das« Känguru meine ich das Känguru!
(Anm. des Chronisten)
    »Ich freue mich, dass ihr endlich eingetroffen seid!«, sagt Kevin.
    »Was soll das heißen?«, frage ich. »Wurden wir erwartet?«
    »Natürlich. Lange, lange habe ich auf eure Ankunft gewartet«, sagt Kevin. »Eine uralte Prophezeiung hatte mir euer Kommen vorhergesagt.«
    »Echt?«, frage ich. »Krass.«
    »Nein, nein«, sagt Kevin. »Nur Quatsch. Ich habe keine Ahnung, wer ihr seid. Ich weiß ja nicht mal genau, wer ich bin.«
    »Und was schätzt du, wer du bist?«, frage ich.
    »Ich bin Teil der WG in der WG«, sagt Kevin. »Ihr versteht.«
    »Nein«, sage ich.
    »Egal«, sagt Kevin. »Habt ihr noch mehr zum Rauchen?«
    Das Känguru nickt.
    »Hm, ihr scheint okay zu sein«, sagt Kevin. »Wenn ihr wollt, bringe ich euch zur Kommune der WG in der WG.«
    »Äh … okay«, sage ich.
    »Come with me«, sagt Kevin.
    »Aha. Yeah!«, sage ich, und wir folgen ihm mit etwas Abstand.
    »Das ist total irre«, flüstert das Känguru mir zu. »Das Känguru da – es kann sprechen.«
    Ich nicke.
    »Aber es spricht nur Unsinn«, sagt das Känguru.
    »Jetzt weißt du mal, wie es mir seit Jahren geht«, sage ich.
    Verstört und ungewohnt schweigsam trottet das Känguru den ganzen Weg neben mir her. Nach einiger Zeit höre ich aus einem Ghettoblaster Nirvana dröhnen. Kevin führt uns auf ein kleines Zeltlager zu. Da liegen vier weitere Kängurus faul in ihren Hängematten. Sofort spüre ich die ersten Anzeichen einer Migräne.
    »Das ist mir zu viel«, sage ich. »So viele Kängurus verkrafte ich einfach nicht.«
    Bald kann ich die Stimmen der Kängurus im Lager unterscheiden.
    Eines sagt: »Habt ihr euch eigentlich schon Iron Man 3 gezogen? Fandet ihr nicht auch, dass das mit den vielen Iron Mans voll die Dritter-Teil-Idee war?«
    »Auf jeden«, sagt ein anderes der vielen Kängurus. »Es ist auch bezeichnend dafür, wie sehr das Wirtschaftssystem die Denkstrukturen selbst der Kulturschaffenden durchdrungen hat. Das Einzige, was ihnen noch einfällt ist: Mehr, mehr, mehr!«
    Als wir ankommen, macht Kevin die Musik aus.
    »Bist du bescheuert, Nick?«, schnauzt er einen seiner Artgenossen an. »Wollt ihr unbedingt, dass Ken uns findet?«
    »Ey, sorry, Alter«, antwortet das als Nick angesprochene Beuteltier. »Aber wer schleppt hier einfach irgendwelche unbekannten Dudes in unser Pfadfinderlager?«
    »Die beiden sind in Ordnung«, sagt Kevin. »Außerdem haben sie was zu rauchen dabei.«
    »Ah so«, sagt Nick plötzlich freundlich. »Herzlich willkommen!«
    Kevin wendet sich zu uns. »Das sind Howie, A. J., Nick und Brian. Lasst euch von denen nicht stören. Setzt euch einfach.«
    »Kevin, Howie, A.J., Nick und Brian?«, frage ich.
    »Decknamen«, sagt Kevin.
    »Verstehe«, sage ich. »Ich bin Terence. Und das ist Bud.«
    Wir machen es uns so gut es eben geht bequem.
    »Tut mir leid, dass wir kein Feuer machen können«, sagt Kevin. »Aber wir müssen aufpassen, dass uns die anderen nicht finden.«
    »Welche anderen?«, frage ich leicht entsetzt. »Gibt es noch mehr sprechende Kängurus?«
    »Ja, nicht weit von hier«, sagt Kevin. »Da ist das große Känguru-Trainingscamp.«
    »Für was trainieren die denn?«, frage ich.
    »Für den Widerstand«, sagt Kevin.
    »Gegen was?«
    »Gegen Staat, Kapital und das schlechte Wetter«, sagt Kevin. »Widerstand halt.«
    »Und wer seid ihr?«, frage ich.
    »Wir sind die WG in der WG!«, sagt Kevin.
    Bei der Erwähnung des Namens grinsen die fünf Kängurus, sagen »Yeah!« und
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