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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
Autoren: Marc-Uwe Kling
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Batman-Film auch so enttäuschend?«, frage ich. »Haben Sie den schon gesehen?«
    Der Pinguin schüttelt den Kopf. Er schwingt herum und dreht mir die Rückenlehne des Sessels zu.
    »Ich finde, Christopher Nolan, der Regisseur, hat einfach einen ganz entscheidenden dramaturgischen Fehler gemacht«, sage ich. »Man muss sich doch den stärksten Bösewicht für den dritten Teil aufheben!«
    Der Pinguin dreht den Sessel zurück. Auf seinem Schoß sitzt die weiße Perserkatze. Er streicht mit seiner rechten Flosse über ihren Rücken.
    »Wenn man schon im zweiten Teil den Joker bringt, hat man für den dritten eben nur noch Bane. Irgendbane. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Der Pinguin schüttelt den Kopf.
    »Dabei hätte es im Batman-Kosmos schon noch bessere Antagonisten gegeben«, sage ich. »Zum Beispiel den … äh … den …«
    Der Pinguin blinzelt.
    »… den Riddler«, sage ich.
    Die Katze hüpft vom Schoß des Pinguins.
    »Sie mögen bestimmt auch lieber die alten Batman-Filme mit … äh … Danny deVito?«
    Der Pinguin schweigt.
    »Kucken Sie gerne Filme?«, frage ich.
    Der Pinguin schüttelt den Kopf.
    »Verstehe«, sage ich nickend. »Dann haben wir wohl ein bisschen aneinander vorbeigeredet. Also, ich hab an Ihnen vorbeigeredet … Sie haben ja nicht so viel …«
    Der Pinguin schweigt.
    »Man weiß immer, dass man jemand ganz Besonderen gefunden hat«, sage ich, »wenn man einfach mal für ’nen Augenblick die Schnauze halten und zusammen schweigen kann.«
    Der Pinguin blickt irritiert.
    »Das … das war ein Zitat«, sage ich. »Aus Pulp Fiction …, auch ein … ein Film …«
    »Das war aber ein sehr langes Selbstgespräch«, sage ich, nachdem der Pinguin endlich gegangen ist.
    »Ja«, sage ich.
    »Die letzte halbe Stunde hat sich echt länger gezogen als die Abschiedsszenen am Ende des dritten Herr-der-Ringe-Films«, sage ich.
    »Im Extended Unedited Director’s Cut«, sage ich.
    Ich lache.
    »Unedited ist witzig«, sage ich.
    »Na ja«, sage ich.
    Dann seufze ich und mache Nirvana an. Ich backe mir Eierkuchen und werfe mich danach mit dem Kopf nach unten auf die Couch. Nach einiger Zeit schalte ich das neue sündhaft teure Heimkinosystem von Déjà-vu-Electronics an, welches ich mir gegen die Einsamkeit gekauft habe. Ich habe einen Digitalsender abonniert, der rund um die Uhr nur Bud- Spencer-und-Terence-Hill-Filme zeigt. Gerade läuft Nobody ist der Größte.
    »Ach«, sage ich. »Filme, in denen nur Terence Hill mitspielt, sollten verboten werden.«
    Ich schalte den Projektor wieder aus, lege mir den Eierkuchen aufs Gesicht und fange an, ihn einzusaugen.
    Unsere Telefone klingeln. Freudlos schlucke ich die letzten Reste des Eierkuchens hinunter und schlurfe zum alten Wählscheibentelefon. Ich schlage mit meiner linken Hand auf den Sprechmuschelteil des Telefonhörers, woraufhin dieser von der Gabel in die Luft schnellt, und am höchsten Punkt fische ich mit meiner rechten Hand den Hörer wieder aus der Luft. Völlig verblüfft stehe ich da.
    »Es hat geklappt!«, rufe ich. »Es hat geklappt!«
    »FÜR FRIEDEN UND SOZIALISMUS: SEI BEREIT!«, sagt eine sehr tiefe, elektronisch verstellte Stimme und legt auf.
    »Hm«, brumme ich und kratze mich am Kopf.
    Ich nehme das andere Telefon, das schnurlose, und rufe die angezeigte Nummer zurück.
    Klick.
    » ÄH … JA? «, fragt die elektronisch verstellte Stimme.
    »Bist du das?«, frage ich.
    Eine lange Pause.
    » NEIN .«
    »Beuteltier?«
    » NEIN. «
    »Was soll das heißen: ›Sei bereit‹?«, frage ich. »Wofür denn?«
    » UNSICHERE LEITUNG. «
    »Soll ich Schnapspralinen kaufen?«
    » ICH LEGE JETZT AUF. «
    »Ist das ein Ja?«
    Eine lange Pause.
    » JA. «
    Klick.

Ding Dong. Es klingelt. Ich gehe zur Tür, öffne und – da ist niemand … Ich blinzle, kucke hinter mich, schaue die Treppe runter, dann die Treppe rauf. Kucke geradeaus. Niemand zu sehen. Es ist Nacht. Es ist dunkel. Ich drücke auf den Lichtschalter. Nichts passiert. Entweder ist das Licht kaputt oder jemand hat eine Energiesparlampe eingeschraubt. Ich gehe ein Stück den Flur hinunter und spähe ins Treppenhaus. Nichts. Nur ein vier Tage alter Müllbeutel und das mir allzu vertraute unangenehme Bassgewummer aus einer Wohnung über uns. Kurz überlege ich, ob ich mich wegen des Lärmes beschweren soll, dann denke ich, dass das bestimmt bald der Pinguin macht.
    »Hm …«, brumme ich und gehe wieder zurück. Als ich das dunkle Wohnzimmer betrete, brüllt jemand mit schriller
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