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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
Autoren: Marc-Uwe Kling
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Genau, was ich gerade gedacht habe«, ruft er. »Haben Sie auch so Hunger?«
    »Das ist nett, dass Sie mich einladen«, sage ich.
    »Ich denke, wir sollten die Sitzung an dieser Stelle unterbrechen«, sagt er. »Nächstes Mal reden wir dann über Ihre Gefühle für mich.«
    An der Ampel vor der Praxis hängt ein Zettel. Darauf steht über einer Telefonnummer: »Hätte gerne ein WG-Zimmer in Kreuzberg!«
    Ich stehe eine Weile davor.
    »Nein«, sage ich schließlich. »Es kommt bestimmt wieder zurück.«
    »Selbstgespräche«, murmelt ein alter Mann, der neben mir an der Ampel wartet. »So fängt es an.«
    »So fängt was an?«, frage ich missmutig.
    Die Ampel springt auf Grün. Ohne mir zu antworten, überquert der alte Mann die Straße. In seiner Hand hält er eine Leine, an der kein Hund mehr hängt.

»In diesem Fall ziehen Sie eine Maske schnell zu sich heran und platzieren diese fest auf Mund und Nase. Danach helfen Sie Kindern und hilfsbedürftigen Personen.«
    Batman zu Robin
    Ding Dong. Es klingelt. Ich laufe schnell zur Tür, öffne – und stehe einem Pinguin gegenüber.
    »Oh!«, sage ich. »Sie … äh … der Pinguin … äh, ich meine … hallo, Herr Nachbar. Was kann ich für Sie tun?«
    Der Pinguin deutet mit seiner Flosse auf das Paket, das neben der Tür liegt.
    »Wollen Sie Ihr Paket abholen?«, frage ich.
    Der Pinguin blickt mir in die Augen und blinzelt.
    »Jemand hat mir mal gesagt, ich stelle gerne unnötige Fragen«, sage ich freundlich lächelnd.
    Der Pinguin deutet noch einmal mit Nachdruck auf das Paket.
    Ich reiche es ihm. Es ist von Teewurstversand24.de.
    »Äh … möchten Sie vielleicht mal reinkommen?«, frage ich. »Ich weiß, wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten, aber wir sind doch alle Mensch… oder nun ja, jedenfalls dachte ich, wenn Sie mal jemanden zum Quatschen brauchen …«
    Wortlos watschelt der Pinguin an mir vorbei in meine Wohnung. Als ich das Wohnzimmer betrete, hat er sich schon irgendwie auf meinen Drehsessel gehievt und lässt seinen Blick umherschweifen. Ich setze mich auf die Couch. Der Pinguin blickt mich schweigend an.
    »Tja, nun«, sage ich freundlich. »Da simmer.«
    Der Pinguin sagt nichts.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten?«, frage ich. »Haben Sie Hunger?«
    Der Pinguin schüttelt den Kopf.
    »Vielleicht ein Eis?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf.
    Wir schweigen eine kleine Weile.
    »Also, ich meine natürlich ein Speiseeis«, sage ich. »Also, ganz normal«, ich räuspere mich, »also nicht, dass Sie jetzt denken, ich habe Ihnen nur Eis angeboten, weil Sie ein Pinguin sind.«
    Der Pinguin blinzelt.
    »Also. Ich meine … meinte … keine Eisscholle oder so. Speiseeis meinte ich. Ganz normal. Cookies & Cream.«
    Der Pinguin schüttelt den Kopf.
    »Laktoseintoleranz?«, frage ich.
    Er nickt.
    »Das ist genetisch bedingt, hab ich mal gelesen«, sage ich. »Am besten vertragen es die Nordeuropäer, und Sie sind ja nun so gar nicht von da … also nicht, dass ich irgendwie Ihre Herkunft … hui … jetzt begebe ich mich auf ganz dünnes Eis … für Sie wäre das ja kein Problem … Sie können ja bestimmt gut schwimmen … aber nicht fliegen … das ist doch komisch … Sie sind ein Vogel, können aber nicht … das muss doch komisch … ich sollte aufhören, jeden Gedanken auszusprechen …«
    Der Pinguin blinzelt.
    Wir schweigen eine lange Weile.
    »Fischstäbchen?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf.
    »Das habe ich auch nicht vorgeschlagen, weil Sie … Ich meine, ist ja eh kein Fisch drin. Ist alles Hähnchen.«
    Schweigen.
    »Mir fällt auf, dass ich auch eh keine Fischstäbchen dagehabt hätte«, sage ich gezwungen lächelnd, »weil, ich ess’ ja kein’ Fisch … also nicht, dass ich finde, dass Leute, die Fisch essen, also, dass das schlimm ist, oder so … ich mein, höchstens wegen der Umwelt, also, die Fischindustrie ist ja fast noch schlimmer als die Fleisch… also … haben Sie dieses Buch gelesen? Tiere essen ?«
    Der Pinguin schüttelt den Kopf.
    Eine streunende weiße Perserkatze hüpft durchs offene Fenster und läuft einmal quer durchs Zimmer. Schweigend blicken wir ihr hinterher.
    »Haben Sie schon den Film mit dem niedlichen gemäßigt-sozialdemokratischen Koalabären gesehen?«, frage ich.
    Der Pinguin schüttelt den Kopf.
    »Irgendwie mag ich Filme mit witzigen Tieren«, sage ich. »Ich mochte auch den Film mit den tanzenden Ping… äh …, aber das ist vielleicht Geschmackssache.«
    Schweigen.
    »Fanden Sie den letzten
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