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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition)
Autoren: Oliver Kern
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sich beorderte. Ein Gefühl, mit dem sie nicht allein war.
    »Moment noch«, hörte sie Retter sagen, als sie nur noch zwei Schritte von der Tür trennten.
    Vorsichtig wandte sie sich wieder ihrem Chef zu.
    »Das mit Ihrem Führerschein ist eine dumme Sache.«
    Nein, bitte nicht!
Ihr Herz schlug schneller. Kristina machte sich auf die Standpauke gefasst. Fischer musste gepetzt haben. Sie hätte den Leiter der Verkehrsüberwachung niemals darum bitten dürfen, den Strafbescheid unter den Tisch fallen zu lassen.
    »Dumme Sache«, wiederholte er. »Jetzt, da wir diese Ermittlung haben und ich Ihr Talent nicht im Innendienst vergeuden kann.«
    Sein Blick barg etwas, das Kristina als väterliches Bedauern interpretierte. Das war neu.
    »Die Brisanz des Falls ist nicht zu unterschätzen. Staatsanwalt Pokorny ist jetzt schon nervös. Er befürchtet, dass der Mord ein gefundenes Fressen für die Presse wird, sobald durchsickert, was wir dort oben in Welzheim gefunden haben. Egon Osswalds gesellschaftliche Position in Politik und Wirtschaft war durchaus gewichtig. Ohnehin verwunderlich, dass noch keine Anfragen an die Pressestelle kamen, ganz abgesehen davon, dass Sie am Tatort unbehelligt geblieben sind.« Er machte eine Pause und strich über seinen Schnauzbart. »Kurz gesagt, ich will ungern Kollegen aus dem Urlaub holen. Und Hauptkommissar Holle ist nach wie vor dienstunfähig. Ich habe niemanden außer Ihnen, Frau Reitmeier.«
    Es lag ihr auf der Zunge, ihn zu bitten, den Führerscheinentzug aufzuheben, aber er würde sich über keine Dienstvorschriften hinwegsetzen, daher ließ sie es bleiben.
    »Ich arbeite an einer Lösung«, kündigte er an, und sie konnte ihre Überraschung nicht verbergen.

3
    Das Klingeln des Handys ließ sie innehalten. Sie hörte damit auf, Daniel das Becken entgegenzustrecken, und er packte ihre Pobacken, damit sie ihm nicht gänzlich entwich. Aber er spürte, dass das durchdringende Fiepen ihren Rhythmus gestört hatte.
    »Jetzt geh schon ran«, sagte sie schließlich und hörte endgültig auf, sich zu bewegen.
    »Sicher nichts Wichtiges«, erwiderte Daniel in einem letzten Versuch, das unbändige Gefühl des Verlangens zwischen ihnen festzuhalten.
    Aber offensichtlich war es für sie dahin. »Hast du nicht gestern Abend gesagt, ein Polizist sei ständig im Dienst?«
    Er wusste nicht mehr so genau, was er alles von sich gegeben hatte, nachdem er sie in der aufgeheizten Atmosphäre des stickigen Klubs angesprochen hatte. Die Dienststelle konnte es unmöglich sein, aber ihr das zu erklären, würde weitere wertvolle Zeit in Anspruch nehmen, die er lieber in erregtem Zustand in ihren Armen verbringen wollte.
    »Ich hab Urlaub«, raunzte er deshalb angesäuert und verließ den heißen, feuchten Schoß der Blondine, um nach dem elektronischen Störenfried zu suchen.
    Die Sonne leuchtete durch die halb heruntergelassenen Rollläden. Wie in den vergangenen Tagen drängte sich die Hitze in Daniels kleine Dachgeschosswohnung. Es würde ein weiterer Freibadtag werden, kam ihm in den Sinn, bevor er nach dem Mobiltelefon griff, das in der Tasche seiner Jeans steckte.
    Er kannte die Nummer und war augenblicklich noch genervter. Widerwillig nahm er das Gespräch entgegen.
    »Wolf!«
    »Guten Morgen«, grüßte sein Chef, Hauptkommissar Linnemann, und schon allein diese zwei Worte waren so übertrieben freundlich, dass Daniel es noch viel mehr bereute, das verfluchte Ding nicht ausgeschaltet zu haben.
    In seiner momentanen Situation wäre es das Beste, sich zusammenzunehmen und mindestens genauso zuvorkommend zurückzugrüßen. Stattdessen brachte er nur ein patziges »Was gibt’s?« zustande.
    »Sie haben wieder einen Job, Wolf«, erwiderte Linnemann, ohne seinen herzlichen Tonfall zu ändern.
    Daniel ahnte, dass seine gestrige Eroberung lange Ohren bekam. Sie hatte ihren aufreizenden Körper in die Bettdecke gehüllt und lächelte ihm amüsiert entgegen.
    »Sind Sie noch da?«, hörte er Linnemann fragen.
    Daniel verzog sich mit dem Handy am Ohr in die Küche und zog die Tür hinter sich zu.
    »Darf ich Sie daran erinnern, dass ich bis auf Weiteres beurlaubt bin«, flüsterte er.
    »Hören Sie, Wolf«, begann Linnemann, nun wesentlich ernster. »Machen Sie es nicht komplizierter, als es ohnehin schon für Sie ist, und kommen Sie ins Revier!«
    »Ist das eine Dienstanordnung?«
    »Ich habe bereits viel Geduld mit Ihnen bewiesen, reizen Sie es nicht weiter aus. Zehn Uhr, bei mir im Büro. Sehen Sie es als
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