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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel
Autoren: Danella Utta
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einlud.
    »Haben Sie gewonnen?« fragte sie.
    »Verloren.«
    Sie nickte, wandte den Kopf über die Schulter, und er sah, was auch sie sah, vier oder fünf Männer im Saal, keiner davon schlecht aussehend, die ihr mit Blicken gefolgt waren und sie nun beobachteten.
    Sie lächelte. »Sie waren der Schnellste. Ich werde jedesmal zum Champagner eingeladen, wenn ich gewonnen habe.«
    »Ich würde Sie auch einladen, wenn Sie verloren hätten und ich gewonnen«, sagte er mit seinem selbstbewußten Charme und war sich klar darüber, daß keiner von denen, die ihr nachstarrten, ihm ernsthaft Konkurrenz machen konnte.
    »Aber Sie hätten dringend gewinnen müssen, nicht wahr?«
    Sie hatte diesen Satz auf deutsch gesagt, und er wechselte sofort auch ins Deutsche über, das er ganz gut sprach. Er hatte ein Jahr in Frankfurt und ein Jahr in München gearbeitet, immer in erstklassigen Hotels.
    »Sieht man es mir an?«
    »Ich kann sehr gut in den Augen eines Spielers lesen.«
    »Lesen Sie auch gut in den Augen eines Mannes?«
    »Auch das ist nicht so schwer. Sie sind kein Franzose?«
    »Ich bin Italiener. Danio Carone.« Er deutete eine leichte Verbeugung an.
    »Kommen Sie, Danio. Sie dürfen mich zum Champagner einladen, und dann gebe ich Ihnen ein paar von meinen Jetons, und Sie werden es noch einmal versuchen.«
    Er gewann später wirklich, er gewann für seine Verhältnisse viel an diesem Abend. Übrigens beobachtete sie ihn nicht beim Spiel, sie blieb in der Bar, und als er dann kam, um ihr ihren Anteil zurückzugeben, war sie verschwunden.
    Das beunruhigte ihn nicht weiter. Genau wie er wieder hierherkam, würde sie wieder kommen, es war der Ort, an dem sie sich ganz gewiß wiedertreffen würden.
    So geschah es auch. Nach ihrem dritten Treffen gingen sie zusammen zum Essen. Er schlug vor, daß sie am nächsten Tag ein Boot mieten und ein Stück hinaussegeln sollten.
    »Können Sie denn segeln?«
    »Naturalmente.«
    »Sie haben ein eigenes Boot?«
    Er schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Ich habe gar nichts.«
    Sogar das kleine Auto hatte er verkaufen müssen, seit er keine Arbeit mehr hatte und nebenbei noch für Dido sorgen mußte, die ihre Stellung im Reisebüro verloren hatte, nachdem sie sich wieder einmal heftig mit ihrer Umgebung zerstritten hatte, wie immer aus politischen Gründen.
    Jetzt lebte sie wieder auf der alten Ferme, oben in den Bergen hinter Grasse.
    Auf dem Wasser konnte er sich in jeder Form bewegen, er war der Sohn eines Fischers vom italienischen Ufer, nur im Wasser fühlte er sich nicht wohl. Anita bog sich vor Lachen, als er ihr während der Segelpartie erzählte, daß er nicht schwimmen konnte, jedenfalls nicht richtig. Sie trug weiße Hosen und ein knappes schulterfreies Oberteil, sie war superschlank, ihre Figur noch tadellos. Vom Boot aus hechtete sie ins Meer und schwamm mehrmals um das Boot herum.
    »Ich werde dir das beibringen«, sagte sie, als er sie wieder an Bord gezogen hatte.
    Er schüttelte sich. Das Wasser sei ihm viel zu kalt und zu naß. Es war Ende Mai, und das Wasser war wirklich noch ziemlich kalt. Aber ihr machte das nichts aus.
    Er war clever, dieser Bursche aus Finale Ligure. Von vornherein machte er ihr nichts vor, erzählte die reine Wahrheit über sich und sein Leben. Daß er als Junge schon von zu Hause weggelaufen war, weil er keine Lust hatte, den harten Beruf seines Vaters auszuüben. Er hatte dies und das getan, eine Zeitlang bewegte er sich hart am Rand der Kriminalität, kleine Einbrüche, Autodiebstähle, schlechte Gesellschaft, die ihn benutzte, weil er jung und hübsch war und weil die Leute, vor allem die Touristen, sehr leicht auf seinen schmelzenden dunklen Blick in dem Knabengesicht hereinfielen. Doch er war nicht dumm. Nachdem die Polizisten ihn einmal verprügelt hatten, als er in Cannes Schmiere stand bei einem Einbruch, kam er zu der Erkenntnis, daß er sich auf dem falschen Weg befand, wenn er das erreichen wollte, was er anstrebte – reich zu werden. Er konnte entwischen, wurde nicht verhaftet, und umgehend löste er sich von dem schlechten Einfluß der Ganoven, die ihm zunächst sehr imponiert hatten. Es waren kleine Ganoven, bei ihnen und mit ihnen konnte es nicht aufwärts gehen, landete er höchstens im Gefängnis. Er kehrte zurück nach Italien, ging nach Mailand und begann in einem Hotel zu arbeiten. Damals war er siebzehn, drei Jahre später war er ein gut ausgebildeter Kellner, der sein solides Geld verdiente und gelernt hatte, daß er mehr von
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