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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel
Autoren: Danella Utta
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reichen Frauen profitierte, bei seinem Aussehen, als von den kleinen Haien an Land. Seinen Lebenslauf, wobei er natürlich das eine oder andere ausließ, erzählte er der schönen Blonden ziemlich ausführlich, und es war offensichtlich, daß er sie nicht schockierte, eher amüsierte. Natürlich sprach er nicht von Dido.
    Über Anita Henriques wußte er lange Zeit sehr wenig, auch als er schon ihr Geliebter war. Er wußte nur, daß sie eine reiche Südamerikanerin war, besser gesagt, eine Deutsche, die einen Südamerikaner geheiratet hatte, seit einem Jahr Witwe, ein wenig hierhin und dorthin gereist war und nun sehr schnell den Entschluß gefaßt hatte, an der Côte ein Haus zu mieten.
    »Meinetwegen?« fragte er eitel.
    Sie lachte ihn aus. Sie habe sich mit dem Gedanken bereits beschäftigt, bevor sie ihn das erstemal im Casino gesehen hatte.
    Sicher jedoch konnte man annehmen, daß die Begegnung mit diesem attraktiven jungen Mann, der überdies ein feuriger Liebhaber war, sie aus lässigen Überlegungen zu einem Entschluß brachte. Irgendwo mußte sie schließlich bleiben, ewig konnte sie nicht reisen. Daß die zahlreiche Verwandtschaft ihres verstorbenen Mannes in Rio sie nicht sonderlich schätzte, wußte sie. Es war ihr schwer genug gefallen, sie zu ertragen, solange Senhor Henriques am Leben war. Nun bestand kein Grund mehr, die treue, brave Gattin zu spielen. Sie war allein, sie war reich, und nach Europa hatte sie sich immer zurückgewünscht. Warum nicht Südfrankreich? Zunächst jedenfalls. Denn da war etwas, was Danio lange nicht wußte. Das Mädchen, ihre Tochter, die sie nun endlich haben wollte. Sie mietete das Haus am Cap von einem reizenden älteren Herrn, der zurückkehren wollte nach Paris, nachdem seine Frau gestorben war. In Paris lebten seine Kinder und Enkel, er wollte in ihrer Nähe sein, er besaß ein zweites Haus in Neuilly, dort würde er den Rest seiner Tage verbringen. Wenn Madame nach Paris käme, würde er sich glücklich schätzen, sie als Gast zu begrüßen.
    Er war entzückt von Anita, und wenn sie gewollt hätte, wäre vermutlich eine nähere Beziehung möglich gewesen, zumal sie nie in Danios Gesellschaft auftrat. Ihr jedoch stand nicht der Sinn nach einer Heirat, zwei Ehen genügten, Versorgung brauchte sie nicht.
    Das Haus war ein Schmuckstück, rosa und weiß, mit einem wunderbaren Eingang, einige Stufen führten hinauf, Balkons und zierliches Gitterwerk gaben dem Bau einen leicht maurischen Effekt. Die Räume waren mit Geschmack eingerichtet, sparsam möbliert, alles hell und luftig, der Garten nicht zu groß, aber gut gepflegt, Monsieur empfahl Madame, den Gärtner zu übernehmen, der diene dem Haus seit vielen Jahren, kümmere sich auch, falls man verreist war, sei treu und ehrlich. Seine Frau besorge die Pflege des Hauses.
    Das war natürlich ideal; Anita revanchierte sich mit einem Gegenangebot. Falls Monsieur Lust habe, wieder einige Zeit in Antibes zu verbringen, würde es für sie eine Freude sein, ihn als Gast in seinem und nun ihrem Haus zu begrüßen. Dies war alles so leicht und mühelos vor sich gegangen, daß Anita darin ein gutes Omen sah. Europa nahm sie freundlich auf, alles andere würde sich ebenfalls glücklich lösen lassen. Wo ihr erster Mann, der Stettenburg-von Maray sich aufhielt und was aus ihm geworden war, hatte sie schon von Rio aus ermittelt. Daß er wieder geheiratet hatte, nun gut, aber daß er sich zu einem Fabrikbesitzer gemausert hatte, fand sie doch höchst komisch. Wo sich das Kind befand, würde sie auch noch herausbekommen.
    Ihre ersten beiden Briefe an ihren früheren Mann waren ohne Antwort geblieben. Ihrem letzten Brief hatte sie einen Brief an ihre Tochter beigelegt, mit der Bitte, ihr diesen zu ihrem achtzehnten Geburtstag zu geben.
    Es kam auch diesmal keine Antwort, aber kurz zuvor hatte der Mann, den Dido mit der Suche nach dem Mädchen beauftragt hatte, herausgefunden, wo das Mädchen steckte.
    Und darum saß Danio an diesem Tag auf der Terrasse des Klosterhofes.
    Sein Leben war ohne Sorgen gewesen in den vergangenen zwei Jahren. Er war ein ausgehaltener Liebhaber, das störte ihn nicht im mindesten. Schließlich war sie um vieles älter als er, und er war der bestaussehende Junge an der ganzen Küste, das hatten ihm schon viele Frauen gesagt. Er hatte alles, was ein gütiges Geschick einem Menschen bescheren konnte, nur kein Geld. Nun hatte er dieses Geld in Reichweite. Wenn er Anita heiratete, würde er sie beerben. Immer öfter
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