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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition)
Autoren: Sasha Grey
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Karina in Godards Made in U.S.A. Und darunter Dessous. Vielleicht den durchsichtigen schwarzen BH und den Slip mit den dazu passenden Strapsen. Oder gleich oben ohne und mit weißen Kniestrümpfen und diesem niedlichen gepunkteten Höschen, das ihn immer total scharfmacht. Oder aber nur High Heels und nichts als einem verführerischen cremefarbenen Seidenslip oder einem Chiffon-Babydoll über den nackten Beinen. Jedenfalls nie ohne einen Hauch rubinroten Lippenstift. A girl’s best friend.
    Das Wahlkampfbüro befindet sich in einem ehemaligen Ladengeschäft in der Innenstadt. Es ist rundum verglast, und die ganze Nacht brennt das Licht, damit alle Passanten die vielen rot-weiß-schwarzen Poster in den Fenstern sehen können, auf denen Jacks Chef in die Kamera grinst. »Ihre Stimme für Robert DeVille«, steht in fetter Schrift darunter.
    Also sind die einzigen Orte, an denen wir intim werden könnten, die Besenkammer, die Toiletten oder das Büro, in dem Bob – er besteht darauf, dass man ihn Bob nennt – während seiner seltenen Besuche arbeitet. Es liegt im rückwärtigen Teil des Ladens, gleich neben der Tür zum Parkplatz, damit er sich rein und raus schleichen kann, ohne vor aller Augen durch den Haupteingang gehen zu müssen.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass es hier im Büro ein paar Leute gibt, die darauf abfahren, während der Arbeitszeit auf dem Klo oder in der Besenkammer zu vögeln und dabei nicht erwischt zu werden. Mein Ding ist das nicht, und ganz bestimmt werden wir so was nicht tun, wenn wir das ganze Büro für uns alleine haben. Außerdem lässt mich Jack durch die Hintertür rein, die direkt zum Parkplatz führt, wo ich mein Auto abgestellt habe … und das Büro des Chefs ist direkt daneben.
    Ich sag’s besser noch mal, weil ich wirklich nicht will, dass da ein falscher Eindruck entsteht: Wir haben das wirklich noch nie gemacht. Wir haben noch nicht mal darüber gesprochen, Jack und ich. Keine Ahnung, ob es ihm gefallen würde. Aber in meiner Fantasie ist, sobald wir in diesem Büro sind, die Tür geschlossen und das Licht ausgeschaltet haben, Schluss mit dem Geknutsche und Gekuschel. Dann übernehme ich den dominanten Part.
    Ich stoße ihn in Bobs teuren Lederchefsessel, und wir treiben es genau dort, auf dem »Sitz der Macht«. Er darf nicht aufstehen, nicht an sich rummachen, sich keinen Millimeter bewegen. Dann lege ich einen kleinen Striptease hin, ich zeige mich vor ihm. Erst löse ich den Gürtel und lasse den Mantel von meinen Schultern gleiten, damit er schon mal einen kleinen Vorgeschmack bekommt. Ich drücke eine Seite des Trenchcoats fest gegen meinen Körper, öffne ganz kurz die andere und lasse ihn einen schnellen Blick darunter werfen, bevor ich mich umdrehe, den Mantel auf den Boden fallen lasse, mich vorbeuge und meine Zehen berühre – damit er genau sehen kann, was er kriegt, wenn er ein braver Junge ist und tut, was ich sage.
    Normalerweise ist sein Schwanz steif, noch bevor ich ihm die Hose ausziehen kann. Er drückt gegen seine Baumwollboxershorts.
    Jetzt wird es Zeit für vollen Körperkontakt. Doch er darf mich immer noch nicht anfassen. Ich stelle mich vor den Stuhl, drehe ihm den Rücken zu und spreize seine Beine. Dann packe ich die Armlehnen des Sessels, während ich mit dem Hintern wackle – erst ganz dezent, dann immer aufreizender. Ich setze mich auf ihn, klemme ihn zwischen meine Arschbacken und drücke zu. Ich spüre, wie er sich regt, zuckt und gegen meine …
    Aber ich schweife ab. Tatsache ist, dass ich unter diesen Leuten in diesem Club, der Juliette Society , nichts verloren hatte. Ich habe weder eine Kontaktanzeige beantwortet noch wurde ich zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, um mir dort Zutritt zu verschaffen.
    Sagen wir einfach, ich habe eine gewisse Begabung, eine Überzeugung, ein bestimmtes Verlangen in mir.
    Und das blieb nicht unbemerkt.
    Man könnte jetzt ewig darüber diskutieren, ob es Veranlagung ist oder Erziehung. Jedenfalls wurde ich nicht mit dieser Begabung geboren. Zumindest glaube ich das. Nein, es ist etwas, das ich erst erkennen musste. Doch es schlummerte schon lange in mir, wie ein Schläfer, der plötzlich den Befehl bekommt, aktiv zu werden.
    Aber wie soll ich erklären, was in dieser Nacht passiert ist? Jener Nacht, in der ich zum ersten Mal auf die Juliette Society traf.

2. Kapitel

    Die erste Lektion, die wir im Filmstudium gelernt haben, ist Folgende:
    Die Handlung dient immer den Figuren.
    Immer, überall und
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