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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes
Autoren: Willis Connie
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Ihr langes blondes Haar wurde von einer Kopfbinde aus der Stirn gehalten und fiel offen auf ihre Schultern. Sie sah nicht alt genug aus, um allein über die Straße zu gehen.
    Dunworthy stand auf, bereit, wieder an die Scheibe zu klopfen, sobald sie in seine Richtung blicken würde, aber sie blieb mitten im Durcheinander stehen, noch immer halb abgewandt, betrachtete die Markierungen am Boden, trat ein Stück vor und ordnete die am Boden schleifenden Röcke um sich.
    Gilchrist ging hinüber zu Badri, sagte etwas zu ihm und nahm eine Klemmtafel an sich, die auf der Konsole lag. Er begann mit dem Leuchtstift einzelne Punkte abzuhaken.
    Kivrin sagte etwas zu ihm und zeigte auf den messingbeschlagenen Kasten. Montoya, die sich über Badris Schulter gebeugt hatte, richtete sich ungeduldig auf und ging kopfschüttelnd auf Kivrin zu. Diese sagte etwas, ziemlich entschieden, und Montoya kniete nieder und rückte die Reisekiste ein Stück näher zum Wagen.
    Gilchrist überprüfte einen weiteren Punkt auf seiner Liste, sagte etwas zu Latimer, und Latimer ging und holte einen flachen Metallkasten, den er Gilchrist aushändigte. Gilchrist sagte etwas zu Kivrin, und sie legte die Handflächen vor der Brust zusammen. Sie neigte den Kopf darüber und begann zu sprechen.
    »Läßt er sie Beten üben?« sagte Dunworthy. »Das wird nützlich sein, denn Gottes Hilfe mag die einzige Hilfe sein, die sie während dieses Praktikums erhoffen kann.«
    Mary schneuzte sich wieder. »Sie überprüfen das Implantat.«
    »Was für ein Implantat?«
    »Ein besonderes Chip-Aufnahmegerät, so daß sie ihre Feldarbeit aufzeichnen kann. Die meisten Zeitgenossen können nicht lesen und schreiben, also implantierte ich ein kleines Aufnahmegerät mit Mikrofon in ein Handgelenk und einen Gedächtnisspeicher in das andere. Sie aktiviert sie, indem sie die Handballen gegeneinanderdrückt. Wenn sie hineinspricht, sieht es aus, als ob sie bete. Die Chips haben eine Kapazität von 2,5 Gigabyte, also wird sie in der Lage sein, ihre Beobachtungen während der gesamten zweieinhalb Wochen aufzuzeichnen.«
    »Sie hätten auch einen Signalgeber implantieren sollen, damit sie um Hilfe rufen kann.«
    Gilchrist befingerte den flachen Metallkasten. Er schüttelte den Kopf, dann hob er Kivrins gefaltete Hände ein wenig höher. Der zu lange Ärmel rutschte zurück. Ihre Hand hatte eine Schnittwunde. Eine dünne bräunliche Linie getrockneten Blutes markierte sie.
    »Etwas stimmt da nicht«, sagte Dunworthy, zu Mary gewandt. »Sie ist verletzt.«
    Kivrin sprach wieder in ihre gefalteten Hände. Gilchrist nickte. Kivrin blickte zu ihm auf, sah Dunworthy und warf ihm ein erfreutes Lächeln zu. Auch ihre Schläfe war blutig. Das Haar unter der Kopfbinde war blutverklebt. Gilchrist folgte ihrer Blickrichtung mit den Augen, sah Dunworthy und eilte auf die gläserne Trennwand zu. Er sah gereizt aus.
    »Sie ist noch nicht mal fort und schon verletzt! Und die dort drinnen scheren sich nicht darum!« Dunworthy schlug gegen die Trennscheibe.
    Gilchrist drückte einen Schalter an der Seite, dann kam er herüber und stand vor Dunworthy. »Mr. Dunworthy«, sagte er. Er nickte Mary zu. »Dr. Ahrens, ich freue mich sehr, daß Sie gekommen sind, Kivrin zu verabschieden.« Er verlieh den letzten Worten einen leichten Nachdruck, so daß sie wie eine Drohung klangen.
    »Was ist mit Kivrin geschehen?« fragte Dunworthy.
    »Geschehen?« sagte Gilchrist, offenbar überrascht. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Kivrin kam auch zur Trennwand herüber, die Röcke mit blutiger Hand gerafft. An ihrer Wange war eine rötliche Prellung zu sehen.
    »Ich möchte mit ihr sprechen.«
    »Ich fürchte, dazu ist jetzt keine Zeit«, sagte Gilchrist. »Wir müssen uns an den Fahrplan halten.«
    »Ich verlange sie zu sprechen.«
    Gilchrist schürzte die Lippen, und zwei weiße Streifen erschienen zu beiden Seiten seiner Nase. »Darf ich Sie daran erinnern, Mr. Dunworthy«, sagte er kühl, »daß diese Absetzoperation vom Brasenose College durchgeführt wird, nicht von Balliol. Ich weiß natürlich die Hilfe zu schätzen, die Sie uns mit der Ausleihe Ihres Technikers geleistet haben, und ich respektiere Ihre langjährigen Erfahrungen als Historiker, aber ich versichere Ihnen, daß ich alles gut in der Hand habe.«
    »Warum ist Ihre Historikerin dann verletzt, noch ehe sie abgesetzt wird?«
    »Ach, Mr. Dunworthy, ich bin so froh, daß Sie gekommen sind«, sagte Kivrin, die zu Gilchrist an die Trennscheibe kam.
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