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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen
Autoren: David C. Murray
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Mann folgte ihm.
    »Ich bitte um Entschuldigung,« redete er den
Nachtwandler an, »aber ich bemerke, daß Ihnen
aufgelauert wird. Schon seit drei Nächten ist es dieselbe
Geschichte.«
    »Kennen Sie mich etwa, mein Sohn?« fragte
Prickett.
    »Natürlich kenne ich Sie,« sagte
der eifrige Hüter der Sicherheit. »Inspektor
Prickett.«
    »Wenn Sie mich nicht gekannt hätten, könnte man immer noch annehmen,
daß Sie einen Funken Verstand hätten,«
erklärte ihm Prickett. »Von allen Dummköpfen
der Welt sind mir die ›Einmischer‹ die
unleidlichsten. Stecken Sie gütigst Ihre Nase nicht in Dinge,
die Sie nichts angehen! Fürchten Sie etwa, ich kenne mich in
London nicht aus? Wenn Sie mich um die Arbeit von drei Nächten
gebracht haben, will ich's Ihnen eintränken.«
    Wütend über den Jüngling, der ganz
betroffen die Ohren hängen ließ, setzte Prickett
seinen Weg fort, doch die Arbeit dreier Nächte war nicht
vergebens gewesen, denn nach etwa zehn Minuten stürzten drei
Gesellen aus einem dunklen Thorbogen hervor. Der eine torkelte in
täuschend gespieltem Rausch auf ihn zu und der andre schlug
ihm den Hut vom Kopf. Die Komödie war gut gespielt und hatte
wirklich das Ansehen zufälligen Zusammenprallens mit
Betrunkenen. Mittlerweile machte sich der dritte mit dem Hut zu
schaffen, und als Prickett diesen wiederfand, entdeckte er,
daß das Futter herausgerissen war. Er ging ruhig weiter, indes
die drei Halunken ihn aus einiger Entfernung beobachteten.
    »Nächstens glaube ich, daß an der
Fabel des Generals doch ein Körnchen Wahrheit ist,«
überlegte Prickett. »Anfangs kam mir's rein
abgeschmackt vor, von fünfzehntausend Tonnen Gold zu faseln,
aber allerdings behaupteten sie ja in den Zeitungen, das gelbe Zeug
werde dort ausgegraben wie bei uns die Kartoffeln. Wenn ich wirklich
zwischen ihm und diesen fünfzehntausend Tonnen Gold stehe,
kann ich mich darauf gefaßt machen, daß es Schrammen
setzen wird.«

Drittes Kapitel
    Prickett hatte diesen Vorfall deutlich vorausgesehen und sich
nur deshalb nächtlicher Weile umhergetrieben, um dem Gegner
Gelegenheit dazu zu geben. Trotzdem machte er ihm zu schaffen. General
Felthorn war ein Gauner, aber auch Gauner können dann und wann
die Wahrheit reden, und seine Geschichte gewann für Prickett
jetzt solche Bedeutung, daß sie unablässig vor ihm
stand.
    »Fünfzehntausend Tonnen Gold!«
    Das Wort klang ihm morgens, mittags und nachts im Ohr! Zwei
Millionen Pfund Sterling! Er war sicherlich kein Phantast, aber diese
Vorstellung erregte ihn derart, daß er manchmal den ungeheuren
Goldhaufen deutlich vor sich sah, eingeschlossen in ein
Gewölbe von ewigem Schnee und Eis!
    Eines war ja unumstößlich gewiß
– der General legte dem Silberplättchen, das
Prickett unter Schloß und Riegel hielt, einen ungeheuren Wert
bei. Die Schlauheit, womit er es versteckt hatte, verriet verzweifelte
Angst um diesen Besitz, und daß der nächtliche
Ueberfall vom General veranlaßt war und nur dem
Silberplättchen gegolten hatte, darüber bestand
für Prickett kein Zweifel. Da die Kerls es nicht gefunden
hatten, war ein neuer, vielleicht verzweifelter Ueberfall mit
Sicherheit vorauszusehen. In welcher Art er wohl ausgeführt
würde und wann?
    Fünfzehntausend Tonnen Gold! Wenn dieser Schatz
überhaupt erreichbar war, so wußte Prickett,
daß sein Gegner auch vor dem Aeußersten nicht
zurückschrecken würde! Dieser war ja ein Mensch, der
einen Mord als einfache Geschäftssache betrachten und sich
durch den in Aussicht stehenden Gewinn reichlich dafür
entschädigt erachten würde! Aber Prickett hatte schon
oft um sein Leben gespielt, hatte sich dabei beständige
Wachsamkeit angewöhnt, die Nerven aber unerschüttert
und unerschütterlich erhalten.
    General von Felthorns Einlieferung machte im Polizeiamt kein
großes Aufsehen. Ein Beamter stellte fest, daß der
Mann den Behörden seines Geburtslandes und denen der
Vereinigten Staaten wohl bekannt sei, daß er sich in England
unter falschem Namen, unter falschem Titel umtreibe und gesetzwidriger
Absicht so dringend verdächtig sei, daß es sich
empfehle, ihn wenigstens für eine Woche in Gewahrsam zu
halten. Der Anwalt wollte sich zwar aufs hohe Roß setzen, der
Untersuchungsrichter fertigte ihn aber kurz ab und ließ den
Gefangenen wieder abführen.
    Da sich indes in dieser Woche nichts ereignete und nichts
enthüllt wurde, war der General nach acht Tagen wieder auf
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