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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben
Autoren: Stefan Wolf
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schwieg. Der Gedanke an
einen vierten Verweis war ihm unheimlich. Trotz guter Zensuren — vor allem in
Mathe und Sport — würde er dann die Schule verlassen müssen. Zwar hätte das
kein Schüler als Schande empfunden, aber die Eltern dachten da anders.
    Seiner Mutter — die Witwe war
und hart arbeiten mußte, um das Schulgeld für ihn aufzubringen — wollte er das
nicht antun. Seit sein Vater vor sechs Jahren auf einer Geschäftsreise tödlich
verunglückt war, er hatte als Ingenieur gearbeitet, mußte sie sich hart durchs
Leben schlagen. Sie war Buchhalterin und lebte in einer anderen Stadt, mehr als
vier Zugstunden entfernt. Weil sie sich vor lauter Arbeit nicht um Peter
kümmern konnte, aber wollte, daß er eine gute Schulbildung genoß, hatte sie ihn
schweren Herzens in das weit entfernte Internat gegeben, das ihr empfohlen
worden war.
    Tarzan gefiel es in dieser
Schule. Daran waren vor allem seine Freunde schuld. Sie hielten eisern
zusammen: Karl — der Computer, Gaby mit dem Spitznamen Pfote — weil sie an
keinem Hund Vorbeigehen konnte, ohne zu sagen: „Gib’ Pfote!“ und Tarzan. In
gewisser Weise gehörte natürlich auch Klößchen dazu. Aber nicht, wenn es um
besonders tolle Streiche ging. Denn was die drei sich getrauten, dazu fehlte
ihm noch der Mut. Noch...
    Karl und Gaby gingen in Tarzans
und Klößchens Klasse — die 9 b—, wohnten aber nicht im Internat der Schule,
sondern bei ihren Eltern drüben in der Stadt.
    Es war eine Großstadt mit
Flughafen, U-Bahn und Sportstadion. Die Internatsschule lag am Stadtrand. Von
hier sah man über Felder und Wiesen zur Autobahn. In der Ferne war Wald. Und
wenn im Fußballstadion Bundesligaspiele ausgetragen wurden, hörte man das
Geschrei bis in den Speisesaal.
    Dr. Pauling kam herein.
    „Es ist gleich neun. Gute
Nacht!“
    Andere Lehrer gaben dabei die Hand.
Pauling tat das nie. Er löschte nur das Licht und ging hinaus; und Tarzan
hörte, wie seine Schritte sich auf dem Flur entfernten.
    „Ihr wollt zum Schützenfest,
ja?“ Klößchen gab einen schmatzenden Laut von sich. Wahrscheinlich dachte er an
Würstchenbuden, an gebrannte Mandeln, an Verkaufsstände mit Schokolade und
Nougat.
    „Ich habe Gaby versprochen, daß
ich ihr einen Schlumpf schieße. Hoffentlich klappt’s.“
    „Ach Gott!“ sagte Klößchen,
„ich wünschte, ich könnte mitkommen. Ich glaube, ich tät’s, wenn ich nur wieder
reinkäme. Aber am Seil hochklettern — nee, das ist nichts für mich. Runter —
das ginge noch. Könnten wir nicht eine Strickleiter besorgen, Tarzan? Damit
würde ich’s schaffen.“
    „Warum nicht gleich einen
Fahrstuhl?“ lachte Tarzan. „Nimm lieber ab! Dann schaffst du das Seil. Himmel,
was dir so entgeht! Nur weil du futterst und futterst und futterst. Schokolade
ist doch nicht alles.“
    „Laß das nicht meinen Vater
hören! Der sagt immer: Die Schokolade ist mein Leben. Er ißt zwar keine, aber
er verdient seine Millionen damit.“
    Tarzan nickte, was Klößchen in
der Dunkelheit natürlich nicht sehen konnte. Seltsam ist das, dachte Tarzan,
meine Mutti ist enorm fleißig und verdient doch so wenig. Klößchens Vater, der
Herr Sauerlich, ist ein großer Schokoladenhersteller, ein Industrieller mit
1000 Angestellten in seinen Fabriken und unendlich viel Geld. Aber ich wette,
er arbeitet nicht halb soviel wie meine Mutti. Ungerecht, sowas!
    Nach einer Weile stieg er aus
dem Bett, zog die Tür einen Spalt auf und horchte. Der Flur war dunkel.
Nebenan, in der RÄUBERHÖHLE, murmelten Stimmen.
    „Wenn nachher das Fenster zu
ist, werfe ich hier einen Stein an die Scheibe“, flüsterte er. „Also, grunz’
nicht so fest! Tschüß!“
    „O Mann! Wäre ich gern dabei!“
jammerte Klößchen.
    Tarzan schlich hinaus und den
Flur hinunter, an Waschsaal und Toiletten vorbei bis zum Ende, wo ein paar
Stufen hinauf und zu einer Schwingtür führten: der Verbindung zum Nachbarhaus.
Dort lagen die Klassenräume. Aber die Schwingtür war ab neun Uhr abends
verschlossen. Tarzan versuchte es gar nicht, auf diesem Wege ins Freie zu
kommen.
    Leise öffnete er ein
Flurfenster und kletterte hinaus auf den Sims.
     
     
     

2. Tarzan sieht die Bilderdiebe
     
    Kühle Luft traf sein Gesicht.
Für einen Augenblick sah er zum fernen Waldrand hinüber. Buttergelb stand der
Vollmond über den Tannenspitzen, und gerade in diesem Moment zog ein Schwarm
Krähen vorbei.
    Tarzan tastete nach links, wo
in einer Mauerritze das Pappstück versteckt war. Er zog das Fenster
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