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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben
Autoren: Stefan Wolf
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ihre Knie. „Mir wird ganz übel vor Angst, wenn ich mir
vorstelle, Tarzan, daß dieser Eddi dich gefunden hätte.“
    Ihre Besorgnis tat wohl. Aber
Tarzan ließ sich nichts anmerken. Lässig winkte er ab.
    „Erwischt hätte er mich nicht.
Jedenfalls sah er nicht aus, als würde er 100 Meter in 11,8 schaffen. Ohne
Rückenwind laufe ich das.“
    Dann beschäftigte er sich mit
der Schleife seines Schuhriemens, weil Gabys blaue Augen ihn schon wieder
verlegen machten. Die meisten anderen Mädchen waren ziemlich doofe Ziegen — mit
ihrem albernen Getue, dem Gekicher und soviel Lippenstift und Geschminke, als
wollten sie auf den Kriegspfad. Aber Gaby — die war wirklich Klasse, eine tolle
Ausnahme. Für sie ließ er sich zerreißen.
    „So ein Mist!“ sagte Gaby.
„Wäre mein Vater doch da! Mit ihm könnten wir das besprechen. Aber ausgerechnet
jetzt ist er auf dem Lehrgang. Das dauert noch zwei Wochen.“
    Emil Glockner war
Kriminalkommissar, ein sehr netter Mann. Gaby verstand sich prima mit ihm. Und
die Jungen schätzten ihn. Ihm hätte Tarzan sich sofort anvertraut, aber nur
ihm.
    „Wie ich’s auch drehe“, sagte
er, „ich sitze in der Tinte. Wenn ich mich bei der Polizei als Zeuge melde,
kommt doch sofort raus, daß ich aus der Schule getürmt bin. Dann fliege ich.
Nein, ich habe mir was anderes überlegt. Und für mich steht das fest. Ob ihr
mitmachen wollt, ist natürlich eure Sache.“
    Karl sah ihn an, nickte, als
wisse er schon alles, nahm seine Nickelbrille ab und begann, die Gläser mit dem
Taschentuch zu putzen.
    „Mitmachen? Wobei?“ fragte
Gaby, die nicht so abenteuerlich dachte.
    „Ich will auf eigene Faust
rauskriegen, wer die Bilderdiebe sind“, sagte Tarzan. „Ich will sie entlarven.
Diese Einbrüche sind eine Gemeinheit. Stehlen ist ekelhaft. Diese Verbrecher
verdienen es, daß sie auffliegen. Natürlich will ich mir auch die Belohnung
verdienen. Das heißt, ich will das Geld nicht für mich. Das Rennrad habe ich ja
jetzt, und auf das Modellflugzeug kann ich verzichten. Aber es wäre schon
prima, wenn ich das Geld meiner Mutter geben könnte. Sie schuftet und schuftet.
Eines Tages arbeitet sie sich in dem Büro noch kaputt. Immer blasser wird sie.
Mit dem Geld hätte sie’s dann leichter. Könnte mal richtig Urlaub machen.“
    „Wir kriegen also nix“, meinte
Karl, „Auch wenn wir mitmachen und dir helfen?“
    „Dann teilen wir natürlich
durch drei. Dann kämen immer noch auf jeden 5000 Mark.“
    Karl schüttelte den Kopf. „10
000 — mindestens, falls ich mich richtig erinnere, was die privaten
Belohnungssummen betrifft, über 20 000, glaube ich.“ Er hatte mal wieder ganz
genau nachgerechnet — wie ein Computer.
    „Mir ist das nicht geheuer“,
sagte Gaby. „Es könnte doch sein, einer von uns oder wir alle kommen in Gefahr.
Solche Verbrecher scheuen keine Gewalt. Das hat sich gezeigt, als dieser Eddi
das Messer nahm. Ich möchte nicht schuld sein, wenn was passiert.“
    „Es liegt an uns, ob wir uns
dumm anstellen oder schlauer sind als die Diebe“, meinte Tarzan. „Allerdings,
Gaby, du darfst wirklich nur myt, wenn’s nicht gefährlich ist. Schließlich bist
du ein Mädchen“, setzte er rasch hinzu, um nicht zuviel von seinen Gefühlen zu
verraten.
    „Wenn wir logisch vorgehen“,
sagte Karl ein wenig geschraubt und altklug, wie er das gern tat, „kann nichts
passieren. Dann gelingt alles — soweit ich mich erinnere.“
    „Ich weiß nicht recht“, sagte
Gaby kleinlaut. Sie hatte immer noch Bedenken. „Wäre es nicht auch unehrlich
meinem Vater gegenüber? Dürfen wir ihm das verschweigen? Wo er doch ganz andere
Möglichkeiten hat, die Diebe zu fangen.“
    Tarzan überlegte einen Moment.
„Ich mache einen Vorschlag: Zunächst versuchen wir’s auf eigene Faust. Schaffen
wir’s, bis dein Vater zurück ist — in Ordnung. Wenn nicht, dann weihen wir ihn
ein. Und ich bitte ihn, daß er meinen Namen verschweigt.“
    „Eine stichhaltige Lösung des
Problems“, sagte Karl. „Soweit ich es überblicke, wird sie allen Teilen
gerecht.“
    „Ich bin einverstanden.“ Gaby
lächelte und ließ endlich die Finger aus ihrer blonden Mähne. Sie stopfte ihr
T-Shirt in die Jeans. Aber es war ein ziemlich kurzes T-Shirt und rutschte
gleich wieder heraus.
    Draußen wurde die Wohnungstür
geöffnet. Frau Glockner kam zurück. Sie sah herein, begrüßte die Jungen und
fragte, ob jemand Hunger hätte.
    „Nur auf gebrannte Mandeln,
Mammilein“, Gaby lächelte. „Aber auf
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