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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt
Autoren: Robert Jordan
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seine Finger glitten über die strahlende goldene Sonne auf der Brust seines weißen Umhangs und den roten Hirtenstab hinter der Sonne, die Zeichen seines Amtes in der Welt der Menschen, und beinahe hätte er gelacht. Es gab Arbeit, wichtige Arbeit, in Tarabon und auf der Ebene von Almoth.

KAPITEL 1

    Die Flamme von Tar Valon
    D as Rad der Zeit dreht sich, und die Zeitalter kommen und gehen, hinterlassen Erinnerungen, die zu Legenden werden, verblassen zu bloßen Mythen und sind längst vergessen, wenn dieses Zeitalter wiederkehrt. In einem Zeitalter, von einigen das Dritte genannt, einem Zeitalter, das noch kommen wird und das schon lange vorbei ist, erhob sich ein Wind in den Bergen des Verderbens. Der Wind stand nicht am Anfang. Es gibt weder Anfang noch Ende, wenn sich das Rad der Zeit dreht. Aber es war ein Beginn.
    Er wurde zwischen schwarzen, messerscharfen Felsgipfeln geboren, wo der Tod durch die Pässe wanderte und sich doch vor noch gefährlicheren Dingen verbarg. Von dort wehte der Wind nach Süden über den Wald der Großen Fäule, der von der Berührung des Dunklen Königs vergiftet und verzerrt worden war. Der krankhaft-süßliche Gestank nach Fäulnis verflog, als der Wind die unsichtbare Linie überquerte, die von den Menschen die Grenze nach Shienar genannt wurde, wo die Bäume voller Frühlingsblüten hingen. Es hätte eigentlich schon Sommer sein sollen, aber der Frühling war spät eingekehrt, und das Land blühte im Übermaß, um aufzuholen. Auf jedem Busch raschelte neues, grünes Laub, und an jedem Ast der vielen Bäume zeigte sich frisch sprießendes Rot. Der Wind schlug Wellen in der aufgehenden Saat auf den Feldern wie auf tosenden Gewässern. Die Saat wuchs so schnell, dass man es fast mit bloßem Auge verfolgen konnte.
    Der Geruch nach Tod war schon lange verflogen, als der Wind die von Mauern geschützte Stadt Fal Dara auf ihren Hügeln erreichte und den Turm der Festung im Mittelpunkt der Stadt peitschte, einen Turm, auf dem zwei Männer zu tanzen schienen. Von festen Mauern umgeben, waren sowohl die Stadt als auch die Festung von Fal Dara nie eingenommen, nie verraten worden. Der Wind seufzte über Dächer aus Holzschindeln, um hohe steinerne Schornsteine und größere Wachtürme; seufzte sein klagendes Lied.
    Mit nacktem Oberkörper zitterte Rand al’Thor unter der kalten Liebkosung des Windes, und seine Finger verkrampften sich um den langen Knauf des Übungsschwerts, das er in der Hand hielt. Die heiße Sonne hatte den Schweiß über seine Brust rinnen lassen, und das rötliche, dunkle Haar klebte ihm am Kopf. Ein schwacher Geruch in der um ihn herum wirbelnden Luft stieg ihm in die Nase, doch er verband den Geruch nicht mit dem Bild eines alten Grabes, das man frisch geöffnet hatte, obwohl ihm das für einen Moment durch den Kopf ging. Er war sich des Geruchs und des Bildes kaum bewusst, da er sich bemühte, seinen Geist zu leeren und das Nichts heraufzubeschwören. Doch der andere Mann, der mit ihm auf der Plattform des Turms stand, störte ihn ständig in seinem Bemühen. Zehn Schritte breit war diese Fläche auf dem Turm und umgeben von einer brusthohen Zinnenmauer. Wirklich groß genug, um sich nicht beengt zu fühlen, außer wenn man diese Fläche mit einem Behüter teilen musste.
    Trotz seiner Jugend überragte Rand die meisten anderen Männer. Lan war jedoch genauso groß wie er und hatte stärkere Muskelpakete, auch wenn seine Schultern nicht ganz so breit waren. Ein schmales, geflochtenes Lederband hielt das lange Haar des Behüters aus seinem Gesicht, das aus steinigen Flächen und harten Winkeln zu bestehen schien und das trotz der leicht grau gefärbten Schläfen keine Falten aufwies. Trotz Hitze und Anstrengung glänzte nur ein dünner Schweißfilm auf seiner Brust und den Armen. Rand sah Lan in die eisig blauen Augen und suchte nach einem kleinen Hinweis darauf, was der andere Mann vorhatte. Der Behüter schien nicht einmal die Augenlider zu bewegen und schwang das Übungsschwert in seinen Händen geschmeidig und sicher, während er sich von einer Stellung in die andere begab.
    Das Übungsschwert hatte statt einer Klinge ein Bündel dünner, lose befestigter Stäbe, die ein lautes Geräusch von sich gaben, wenn sie auf etwas auftrafen, und die eine Schwellung zurückließen, wo sie auf den Leib geklatscht waren. Rand wusste das nur zu gut. Drei dünne, rote Striemen zogen sich beißend über seine Rippen, und ein weiterer brannte an seiner Schulter. Er hatte es nur
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