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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt
Autoren: Robert Jordan
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versuchte etwas festzuhalten, das ihm durch den Kopf geschossen war, obwohl er sich nicht einmal ganz sicher war, dass er sich daran erinnern wollte. Der letzte Rest verflog, und plötzlich fragte er sich, woran er sich eigentlich erinnern wollte. Ich weiß, da war etwas, aber was? Es war irgendetwas! Oder? Er rieb sich die Hände, verzog das Gesicht, als er den Schweiß unter seinen Handschuhen fühlte, und wandte seine Aufmerksamkeit den drei Gestalten zu, die vor Ba’alzamons schwebendem Körper in der Luft hingen.
    Der muskulöse Junge mit den lockigen Haaren, der Bauer mit dem Schwert und der Bursche, dem der Schalk aus den Augen lugte. Im Geist hatte der Mann, der sich Bors nannte, den dreien bereits Namen verliehen: Hufschmied, Schwertkämpfer und Schwindler. Wo stehen sie in diesem Rätsel? Sie mussten wichtig sein, sonst hätte Ba’alzamon sie nicht in den Mittelpunkt dieser Versammlung gestellt. Doch nach seinen Befehlen allein zu schließen, konnten sie alle jederzeit sterben, und er nahm an, dass zumindest einige der anderen ebenso tödliche Befehle in Bezug auf die drei erhalten hatten. Wie wichtig sind sie? Blaue Augen konnten bedeuten, dass man dem Adel von Andor angehörte – bei dieser Kleidung allerdings unwahrscheinlich –, und es gab Leute aus den Grenzlanden, die helle Augen hatten, genau wie einige Tareni, nicht zu vergessen ein paar aus Ghealdan, und natürlich … Nein, das half alles nichts. Aber gelbe Augen? Wer sind sie? Was sind sie?
    Er fuhr zusammen, als jemand seinen Arm berührte. Als er sich umblickte, sah er, dass einer der weiß gekleideten Diener, ein junger Mann, an seiner Seite stand. Auch die anderen waren wieder da, mehr sogar als zuvor – einer für jeden der Maskierten. Er blinzelte. Ba’alzamon war verschwunden. Auch der Myrddraal war fort, und wo sich die Tür befunden hatte, war jetzt nur blanker Felsen zu sehen. Aber die drei Gestalten hingen immer noch dort. Er hatte das Gefühl, sie starrten ihn an.
    »Wenn es Euch recht ist, Lord Bors, zeige ich Euch Euer Zimmer.«
    Er mied diese toten Augen, blickte noch einmal zu den drei Gestalten hinüber und folgte ihm dann. Unsicher fragte er sich, woher der Jüngling gewusst hatte, welchen Namen er benützen musste. Erst als sich die mit fremdartigen Schnitzereien bedeckte Tür hinter ihm geschlossen hatte und sie ein Dutzend Schritte weit gegangen waren, fiel ihm auf, dass er sich mit dem Diener allein im Korridor befand. Seine Augenbrauen zogen sich hinter der Maske misstrauisch zusammen, doch bevor er ein Wort herausbekam, sagte der Diener: »Auch die anderen werden jetzt in ihre Zimmer geführt, Lord Bors. Würdet Ihr mir bitte folgen? Die Zeit ist knapp, und unser Herr ist ungeduldig.«
    Der Mann, der sich Bors nannte, knirschte mit den Zähnen, zum einen wegen des Mangels an Aufklärung und zum anderen, weil der Diener zu ihm wie zu einem Gleichgestellten gesprochen hatte, doch er folgte ihm schweigend. Nur ein Narr ließ seine Laune an einem Diener aus, und was noch schlimmer war: Wenn er sich an die toten Augen des Burschen erinnerte, war er nicht sicher, ob es überhaupt etwas bewirken würde. Und woher wusste er, was ich fragen wollte? Der Diener lächelte.
    Der Mann, der sich Bors nannte, fühlte sich nicht besonders wohl, bis er wieder in dem Zimmer war, in dem er nach seiner Ankunft gewartet hatte, doch auch dort war es nicht wesentlich besser. Es half auch nicht viel, dass er die Siegel an seinen Satteltaschen unversehrt vorfand. Der Diener stand in der Tür, kam aber nicht herein. »Ihr könnt Euch jetzt umziehen und wieder Eure eigene Kleidung tragen, wenn Ihr es wünscht, Lord Bors. Niemand kann Euch beobachten, wenn Ihr abreist oder wenn Ihr an Eurem Ziel ankommt, aber es ist am besten, wenn Ihr bei der Ankunft korrekt angezogen seid. Es kommt bald jemand, um Euch den Weg zu zeigen.«
    Ohne von einer sichtbaren Hand berührt zu werden, schloss sich die Tür.
    Der Mann, der sich Bors nannte, schauderte gegen seinen Willen. Hastig öffnete er die Siegel und Schnallen seiner Satteltaschen und zog seinen Umhang heraus. Im Hinterkopf fragte ihn eine leise Stimme, ob die versprochene Macht und selbst die Unsterblichkeit ein weiteres Treffen wie dieses wert seien, aber er übertönte die Stimme schnell mit einem Lachen. Für so viel Macht würde ich dem Großen Herrn der Dunkelheit auch unter der Kuppel der Wahrheit noch huldigen. Er erinnerte sich an die Befehle, die ihm Ba’alzamon mitgegeben hatte, und
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