Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht
Autoren: Andrew Fukuda
Vom Netzwerk:
wehtun …«
    »Werfen Sie ihn sofort hier rüber!«, brüllt David und in seinen Worten schwingt Furcht mit. Sein Blick schießt zu den Felsen. Dunkle Gestalten beginnen sich vom Boden zu erheben.
    »Ah, verstehe«, bemerkt der Direktor. »Du machst dir Sorgen wegen der anderen Jäger.«
    »Nein«, erwidert David. »Nur Ihretwegen. Sie sind der Einzige, der mir im Moment Sorgen macht. Und deswegen werde ich Sie in drei Sekunden erschießen, wenn Sie nicht sofort den FLUN rausrücken.«
    Irgendetwas an Davids Tonfall bewegt den Direktor, zu gehorchen. Der FLUN landet vor Sissys Füßen. Sie hebt ihn auf.
    »Und was jetzt?«, fragt der Direktor und betrachtet Davids Gesicht. »Wirst du mich wirklich töten? Ich kenne dich seit deiner Geburt, seit du ein Baby warst. Ich habe gesehen, wie du herangewachsen bist. Ich war es, der dir zum Geburtstag all die Geschenke geschickt hat, die Bücher, den Kuchen, erinnerst du dich? Und du willst wirklich …«
    »Ja«, sagt Sissy und feuert einen Schuss ab. Der Strahl streift seine Brust und richtet nur oberflächliche Schäden an, doch das reicht, um ihn zu bremsen. Er zieht sich huschend wieder in die Dunkelheit zurück.
    Sissy nickt uns zu. Eilig drängen sich alle in die Kutsche. Ich springe auf den Kutschbock und packe die Zügel. Sissy setzt sich neben mich, dreht sich um und lässt, den Finger am Abzug des FLUN s, ihre Blicke hin und her schweifen.
    »Ihr denkt, ihr hättet gewonnen?«, dröhnt die Stimme des Direktors aus der Dunkelheit. »Ihr glaubt, ihr hättet uns überlistet? Ihr? Ihr stinkenden Hepra.«
    Ich sehe Sissy an; sie schüttelt den Kopf: Ich kann ihn nicht sehen.
    Man hört nur den Wind.
    Und dann noch etwas. Ein leises Geraschel, als ob jemand über welkes Herbstlaub läuft. Aber darunter ein spitzes Kratzen, eine Metallfeile, die durch Scherben reibt. Sissy wendet sich in die Richtung, aus der die Geräusche kommen, zu dem Institut in der Ferne. Und Entsetzen macht sich in ihrem Gesicht breit.
    Eine verschwommene Wand noch dichterer Dunkelheit erhebt sich wie eine auf uns zu rollende Flutwelle.
    »Die braven Bürger«, höhnt der Direktor. »Alle Gäste, alle Institutsmitarbeiter, alle Medienvertreter. Hunderte. Irgendjemand hat die Zentralverriegelung deaktiviert. Es war klar, dass es kein Halten geben würde, sobald sie das erkannt haben. Wir, die Jäger und ich, konnten lediglich hoffen, ihnen zuvorzukommen, indem wir die Jagdausrüstung benutzen, um einen Vorsprung zu gewinnen. Aber leider …« Seine Stimme verliert sich.
    Man hört weitere Geräusche aus der Ferne, Quieken und Lustschreie.
    »Meine Güte, könnt ihr euch die Raserei vorstellen, wenn sie begreifen, dass alle Hepra noch leben?«
    Ich packe die Zügel und schlage sie auf das Pferd. Mit einem Ruck setzen wir uns in Bewegung. Uns bleibt nur eine einzige Chance: das Boot. Wenn es überhaupt existiert.
    Tut mir leid, Ashley June, tut mir leid …
    »Sie kommen!«, kreischt der Direktor und seine Stimme folgt uns über die Ebene. »Sie kommen, sie kommen, sie kommen, sie …«
    Wir fliegen geradezu über das raue Gelände, das Pferd galoppiert schneller denn je, doch seine zuvor anmutigen Bewegungen sind jetzt verkrampft, verzweifelt und panisch. Und die Anstrengung wird mit jeder Minute sichtbarer.
    Die Wand aus Staub, die uns folgt, ist schon ein wenig verblasst, doch das liegt nicht an unserem wachsenden Vorsprung, sondern an der dichter werdenden Dunkelheit. Das Knurren und Kreischen ist vielmehr lauter geworden. Sissy sitzt neben mir und betrachtet die Karte. Die Sonne ist lange untergegangen, und die Linien auf der Seite verschwinden, die Farben verblassen beinahe ganz. Mit einem Finger fährt sie die ungefähre Route auf der Karte nach, während sie sich nach Landmarken umsieht.
    »Wir müssen schneller fahren!«, brüllt sie mir ins Ohr.
    Aus der Schnittwunde in meiner Hand sickert immer noch Blut. Ich habe versucht die Wunde mit einem Stück Stoff zu verbinden, doch das ist gar nicht so leicht, wenn man gleichzeitig eine Kutsche lenkt.
    Ich spüre Sissys Finger, die mir den Lappen entwinden.
    Sie faltet ihn und drückt ihn fest auf den Schnitt. »Wir müssen deine Blutung stoppen«, sagt sie.
    »Ist schon okay, es tut eigentlich gar nicht so weh.«
    Sie drückt fester. »Ich mach mir weniger Sorgen um dich als darum, dass dein Blut unsere Position verrät.«
    Ich reiße den Lappen wieder von der Wunde. »Mach dir deswegen keine Umstände. In dieser Dunkelheit können sie uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher