Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Insel und ich

Titel: Die Insel und ich
Autoren: betty McDonald
Vom Netzwerk:
Zeitungsspalte Zu verkaufen – am Wasser. Da wurde ein Haus angepriesen, dessen Beschreibung ganz auf das Hendersonsche Haus zutraf. Und es sollte möbliert siebentausend Dollar kosten.
    Ich rief Mrs. Henderson im Büro an, in dem sie arbeitete, und sie bestätigte mir, daß es ihr Haus sei. Ihr Mann hatte eine fabelhafte Stelle in Kalifornien in Aussicht. Ich fragte sie, weshalb sie es mir nicht angeboten hätten, und sie erwiderte: «Oh, ich glaubte natürlich, daß sie inzwischen längst eins gefunden hätten.» Ich hätte ihr am liebsten geantwortet: «Natürlich, Kleinigkeit, und außerdem noch ein Allheilmittel gegen Krieg und Krebs!» Doch statt dessen machte ich lieber mit ihr ab, wann ich sie am nächsten Wochenende besuchen könnte, und legte mit zitternden Händen den Hörer auf.
    Am nächsten Samstag, als Don und ich wie auf Engelsflügeln den Fußpfad von der Landestelle zum Henderson-Haus hinauf schwebten, beladen mit der von uns zu verzehrenden Portion an Lebensmitteln und Alkohol, sagte ich zu Don: «Weißt du, ich habe ein Gefühl, als wenn wir das Haus ganz sicher bekommen! Es ist einfach für uns bestimmt! Und für die Kinder – wie gut es für die wäre!»
    Don ist sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits rein schottischer Abstammung und nicht gerade ein Optimist. Wenn ich also ganz aufrichtig sein wollte – was ich aber nicht will, da wir beide so glücklich verheiratet sind – dann würde ich behaupten, daß Don mindestens Präsident, wenn nicht gar der Gründer jener schottischen Bruderschaft ist, die geschworen hat, immer schlechte Nachrichten mitzubringen. Während wir die frische, würzige Luft einatmeten und die hohen Tannen bewunderten, die sich gegen den blauen Himmel abhoben, wiederholte ich meine Frage: «Glaubst du nicht, Don, das Haus ist für uns bestimmt? Hast du nicht auch solch ein Gefühl?»
    Don sagte: «Ich hätte das Gefühl vielleicht eher, wenn wir wenigstens etwas Geld hätten. – Meine Güte, wie ausgewaschen der Pfad ist!»
    Immerhin, das Haus war zu verkaufen, und die Hendersons wollten keine Anzahlung, sondern bestanden darauf, es uns unter den gleichen Bedingungen abzutreten, unter denen sie es vom Doktor bekommen hatten, der ja zur Marine gehen mußte. Wir sollten also jeden Monat hundertfünfzig Dollar bezahlen, bis wir es einmal mit Hilfe einer Bank anders arrangieren konnten. Wir waren alle furchtbar ausgelassen und vergnügt, weil im Grunde genommen keiner von uns Geld hatte und keiner es sich anmerken lassen wollte. Wir verabredeten, daß wir am nächsten Wochenende mit zwei Monatszahlungen kommen würden (die wir uns leihen wollten), und dann würde das Haus uns gehören!
    «Siehst du nun», sagte ich zu Don, als wir am Sonntagabend auf dem Oberdeck des Fährbootes standen, «es war eben für uns bestimmt.»
    Don zeigte auf die Autos, die aufs Fährboot plumpsten und sich dabei alle den Auspuff verbeulten, weil der Bootsmann die Rampe nicht richtig hingeschoben hatte – was er heutigentags immer noch nicht tut – und bemerkte düster: «Die Rampe liegt falsch!»

Nur bei Ebbe erreichbar
    Früher oder später hat wohl mal jeder gesagt: «Nie im Leben will ich ein Sklave meiner Besitztümer sein, und ich will immer so wenig wie möglich mit mir herumschleppen müssen.»
    Unsre Besitztümer nun bestanden, wie sich beim Umzug herausstellte, aus drei alten Koffern ohne Griff, angefüllt mit «Kleidern und/oder Goldbarren», acht Fässern voll Vasen und Geschirr, dem Inhalt von etwa zehn Medizinschränkchen, verschiedenen Kisten mit Grammophonplatten, Elchgeweihen, Fotografien, Kopfkissen, Pfannen und Kochtöpfen, Gartenrechen, Kleiderhaken, Lampenschirmen, Bügelbrettern und Hundekörben. Meine paar wertvollen Bücher und die von Don – die er immer in seinem Auto verwahrt hatte – waren aus Versehen nicht in den Möbelwagen gepackt worden, und als wir sie endlich in Vashon an der Fähre in Empfang nahmen, hatten sie sich in 78 Kartons mit Blei oder Steinen verwandelt.
    Es war im Oktober. Der Sommer war damit vergangen, daß die Hendersons uns abwechselnd erklärten, sie würden nächsten Samstag ausziehen, um dann mit Tränen in den Augen zu behaupten, sie brächten es noch nicht übers Herz. Meine beiden Schwestern Dede und Madge hatten inzwischen geheiratet und kleine Wohnungen gefunden, Mutter war zu Schwester Mary gezogen, und ich hatte aus dem alten Haushalt die Waschmaschine, das Konversationslexikon in vierundzwanzig Bänden, Mutters
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher