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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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aber trotzdem kann ich nicht anders: Ich empfinde die Tatsache, dass wir hier auf dieser Insel gestrandet sind, irgendwie als einen echten Glücksfall.
    Zumindest fürs Erste.
    Was mich anbelangt, so kann unser Aufenthalt hier ruhig noch etwas länger dauern. Je länger, desto lieber.
    Nein, ganz stimmt das nicht. Aber gegen ein paar Wochen hätte ich nichts auszusetzen, vorausgesetzt, dass wir nicht verhungern (Wasser gibt es hier zum Glück genug, denn direkt neben uns fließt ein Bach).
    Nach einer Weile kamen Andrew und Keith mit dem Dingi voller Sachen zurück. Darunter waren sogar ein paar Päckchen Proviant und zum Glück keine abgerissenen Körperteile von Wesley. Wer weiß, was Connie sonst gemacht hätte?
    »Ob seine Leiche wohl in der Bucht herumschwimmt?«, fragte ich.
    »Irgendwo muss sie ja sein«, sagte Keith.
    »Wir fahren gleich noch mal raus«, sagte Andrew. »Wir müssen bergen, soviel wir können.«

    »Soll ich euch vielleicht diesmal helfen?«, fragte ich.
    »Nein, bleib lieber hier, Kleiner«, sagte Andrew. »Einer muss schließlich auf die Damen aufpassen.«
    Kleiner. So nennt er mich ständig. Ich werde bald neunzehn, und er nennt mich Kleiner, als wäre ich noch ein Kind.
    Vielleicht findet er das witzig.
    »Wie Sie wollen, Skipper«, sagte ich.
    Er hob eine Augenbraue.
    Thelma und Kimberly kamen zurück zu uns. Thelma hatte aufgehört zu weinen, aber sie wirkte noch ziemlich mitgenommen. Trotzdem half sie, wie wir alle, das Dingi auszuladen. Als es leer war, ließen Andrew und Keith den Motor wieder an und fuhren hinaus in die Bucht, um nach neuer Beute zu suchen.
    Während die Frauen die Sachen sichteten, die wir an Land gebracht hatten, ging ich zu unserer Picknickdecke, um mir mein Schreibheft zu holen. Ich hatte es in meinem Rucksack, zusammen mit ein paar Taschenbüchern.
    »Bin gleich wieder da«, rief ich und ging, bevor jemand auf die Idee kam mir zu folgen, am Bach entlang in den Dschungel hinein.
    Während wir anderen am Strand gelegen hatten, hatten Keith und Kimberly sich dort umgesehen und berichtet, dass es etwas weiter drinnen im Dschungel eine Lagune mit einem Wasserfall gab. Vermutlich hatten sie den Erkundungsgang nur unternommen, um eine Weile allein zu sein. Bestimmt hatten sie in der Lagune nackt gebadet und hinterher eine schnelle Nummer geschoben, darauf gehe ich jede Wette ein.
    Wenn es mir gelang, die Lagune zu finden, würde ich vielleicht hineinspringen und ein wenig darin herumschwimmen,
aber viel wichtiger war mir, mich irgendwo ungestört hinzusetzen und mein Tagebuch zu schreiben.
    Irgendwie kam mir der Dschungel ziemlich dicht und unheimlich vor, und ich bekam plötzlich Angst, dass irgendwelche Viecher Jagd auf mich machen könnten. Also kehrte ich um und ging ein Stück am Strand entlang, bis ich zu einem Haufen großer Felsblöcke kam.
    Die Bucht, in der der Bach ins Meer mündete, hatte etwa die Form eines großen Us, dessen beide Spitzen von solchen Felshaufen gebildet wurde. Der, auf den ich jetzt zuging, war etwas höher als der andere. Wenn ich ganz hinaufkletterte, war ich nicht nur ungestört, ich würde auch einen guten Ausblick über die ganze Bucht haben.
    Oben angelangt war ich ziemlich außer Puste, aber die Anstrengung hatte sich gelohnt. Ich befand mich etwa fünfzehn Meter über dem Meeresspiegel und schaute mich erst einmal gründlich um. Ich sah die Frauen unten am Strand und die »Männer« draußen im Dingi, wie sie immer noch irgendwelches Zeug aus dem Wasser zogen.
    An manchen Stellen der Bucht war das Wasser schon wieder so klar, dass ich bis auf den Grund sehen konnte, aber dort, wo die Jacht gelegen hatte, war es immer noch trüb von der Explosion. Zum Glück, dachte ich, dann bestand wenigstens nicht die Gefahr, Leichenteile von Wesley darin herumschwimmen zu sehen.
    Hinter dem Felshaufen sah ich nichts außer noch mehr Strand und noch mehr Dschungel. Keinen Steg, kein Haus, keine Straße, keine Telefonmasten - nichts, was darauf hätte schließen lassen, dass die Insel bewohnt war.
    Ich ließ den Blick über den Horizont und den Himmel schweifen. Keine Schiffe, keine Flugzeuge.

    Nachdem ich mich auch noch vergewissert hatte, dass keine der Frauen mir gefolgt war, suchte ich mir eine Spalte zwischen den Felsblöcken, in der ich es mir bequem machte und zu schreiben begann.
    Es ist schön hier oben. Ein großer, überhängender Felsblock schützt mich vor der Sonne, und die sanfte Brise ist einfach wundervoll. Alles, was ich von
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