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Die Insel - Roman

Titel: Die Insel - Roman
Autoren: Richard Laymon Thomas A Merk
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Fackel fallen, und Billie würde bei lebendigem Leib verbrennen.
    Sein wildes Herumgehüpfe hatte Wesley den Schweiß aus allen Poren getrieben.
    »Fahr zur Hölle, Thelma, alte Ziege!«, brüllte er in die Nacht hinaus. »War eine beschissene Zeit mit dir, du blödes Arschloch! Ha, ha, ha!«
    Unter ihm wischte sich Billie Wesleys Schweiß ab, der ihr ins Gesicht getropft war, und fing nun ihrerseits zu tanzen an.
    Sie begann, indem sie sich schweigend um die eigene Achse drehte, wiegte sich dann mit kreisenden Schultern im Takt einer unhörbaren Musik und sprang graziös von einem Fuß auf den anderen.
    Als Wesley das bemerkte, hörte er zu tanzen auf und glotzte Billie schwer atmend und verständnislos an. »Was, zum Teufel, machst du da?«, fragte er.
    »Ich tanze.«
    »Lass das.«
    Sie hörte nicht auf. Sie wirbelte im Kreis herum, warf die Arme hoch in die Luft und beugte gleich darauf den Oberkörper bis fast zum Boden hinunter. Dieselbe Sequenz wiederholte sie mehrmals hintereinander, wobei sie aber immer in der Mitte des Käfigs blieb, als würden Wesleys Drohungen sie dort festhalten.
    »Du hast keinen Grund zu tanzen.«
    »Doch, den habe ich«, rief Billie.
    »Hör auf!«
    »Das ist mein Regentanz«, rief Billie. »Damit rufe ich einen Sturm herbei.«

    Ihr Tanz verwandelte sich in eine wilde Ekstase, wie ich sie in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte. Wie von Fieberkrämpfen geschüttelt, zuckte ihr ganzer Körper in einem aufpeitschenden Rhythmus, den nur sie zu hören schien.
    Anstatt ihr Einhalt zu gebieten, starrte Wesley sie entgeistert an und war so fasziniert, dass ihm der Speichel aus dem Mund zu rinnen begann. Auch ich war fasziniert von dem Anblick.
    Man konnte nur schwer den Blick von ihr lösen. Besonders, wenn man ein Mann war.
    Wie bei einem heidnischen Ritual tanzte sie nackt im flackernden Licht der Fackel und stieß vor lauter Verzückung leise, wimmernde Geräusche aus. Billies glänzende Brüste hüpften federnd auf und ab, die Muskeln an ihren glatten, perfekt proportionierten Pobacken spannten und entspannten sich, und ihre Füße platschten durch die stinkende Benzinpfütze, während ihr Gesicht leuchtete und glänzte, als wäre es in schimmerndes Öl getaucht. Wie geschmolzenes Gold trat ihr der Schweiß aus allen Poren, wurde im Rhythmus ihrer Bewegungen in dicken Tropfen aus ihrem kurzen Haar geschleudert und lief ihr in wahren Sturzbächen über Gesicht und Brüste, Bauch und Rücken, Gesäß und Schamhaare, Arme und Beine. Bald war sie so nass, als hätte sie tatsächlich einen Regenguss herbeigetanzt.
    Einen Gewitterschauer.
    Einen Wolkenbruch.
    Das ist mein Regentanz. Damit rufe ich einen Sturm herbei.
    Das hatte sie zu Wesley gesagt.
    Aber mit dem Sturm hatte sie mich gemeint.

    Ich bückte mich und hob den Speer auf. Wesley stand noch immer vornübergebeugt auf dem Käfig und hatte nur Augen für Billie.
    Er sah mich nicht, als ich mich aufrichtete, den Speer hob und auf ihn schleuderte.

Wesleys Waterloo
    Als der Speer ihn traf, hielt Wesley den Kopf noch immer gesenkt. Die Spitze erwischte ihn an der rechten Schulter, drang aber nicht ein, sondern prallte vom Knochen ab und fiel auf die Eisenstangen des Käfigs und von dort in die Dunkelheit.
    Wesley brüllte auf.
    Er hob sein glänzendes, schweißtriefendes Gesicht und glotzte mich zähnefletschend aus hervorquellenden Augen an.
    Unter ihm hörte Billie auf zu tanzen. Sie stand in der Benzinpfütze in der Mitte ihres Käfigs, legte den Kopf in den Nacken und blickte nach oben. Ihr Körper glänzte und tropfte vor Schweiß, als wäre sie soeben aus einem Swimmingpool gestiegen, und ihr Atem ging keuchend und schwer.
    »Du hinterhältiges Stück Scheiße«, fauchte Wesley mich an.
    Er steckte die Fackel zwischen die Gitterstäbe und ließ sie los.
    »Nein!«, schrie ich.
    Die Fackel fiel nach unten.
    Sekundenbruchteile später landete sie in der Benzinpfütze. Die Dämpfe darüber explodierten mit einem satten Plopp, das dem Geräusch eines sich in einer plötzlichen Bö entfaltenden Segels glich.

    Ein Schwall heißer Luft schlug mir entgegen, und der Blitz war so grell, dass ich die Augen schloss.
    Wesley hatte Recht gehabt mit der Sonnenbrille.
    Als ich sie wieder öffnete, sah ich, wie das Innere des Käfigs sich in einen Feuerball verwandelte. Billie rannte durch den Käfig. Ich konnte ihren nackten, schweißglänzenden Rücken sehen.
    Dann sprang sie auf den umgedrehten Metalleimer und von dort aus mit einem
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