Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Insel des Schreckens

Die Insel des Schreckens

Titel: Die Insel des Schreckens
Autoren: Hans W. Wiener
Vom Netzwerk:
Tritten herausgerissen wurden. Die Tür krachte nach innen. Grölend sprangen die Schergen in den Raum und schwangen wild ihre Schwerter.
    »Zurück!« Ysider brüllte den Befehl und taumelte gegen die hintere Wand.
    Die Soldaten erstarrten in der Bewegung. Augenblicklich trat atemlose Stille ein.
    Mit einem Sprung setzte Mythor über den Altar. Er fegte mit der Hand die magischen Utensilien zu Boden und versuchte den Magier zu packen. Doch der duckte sich und warf sich zu Boden.
    Ysider wand sich wie ein Wurm. Er schnaufte und stieß unartikulierte Laute aus. Sein fetter Wanst dehnte sich, als ob er mit Luft vollgepumpt würde.
    Doch so, wie Ysider wuchs, fielen Nottr, Sadagar und Kalathee in sich zusammen. Schon nach wenigen Sekunden fehlte ihnen die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Wortlos sanken sie in sich zusammen.
    Mythor bückte sich, fasste Ysider an der Kleidung und riss ihn hoch. Doch der gnomenhafte Magier schien mit einemmal über gewaltige Kräfte zu verfügen. Er stieß Mythor zurück und schleuderte ihn quer durch den Raum.
    Hart prallte Mythor gegen die Wand. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Aber er griff sein Schwert fester und stürmte von neuem auf den Gegner ein.
    Ysider schrie und schlug sich selbst mit den Fäusten gegen den Kopf. Er wuchs noch immer, er hatte sich bereits zur doppelten Körpergröße ausgedehnt. »Ihr seid verloren!« dröhnte es aus seinem Mund.
    Mythor holte mit seinem Schwert aus, um dem grausamen Spuk ein Ende zu bereiten. Die Klinge Alton fuhr auf den Wanst des Magiers zu, aber sie erreichte ihn nicht.
    Ysider zerbarst!
    Der Körper des Magiers platzte auseinander wie ein bauchiges Tongefäß, das von einem harten Schlag getroffen wird. Ungeheure Gewalten wurden freigesetzt. Eine Druckwelle erfasste die Schergen und schleuderte sie durcheinander. Unerträgliches Kreischen und Schreien quälte die Trommelfelle. Schatten, die menschliche Konturen hatten, quollen aus einer dunklen Nebelwolke und verströmten in alle Richtungen. Die Steinquader der Wände erzitterten. Risse und Sprünge liefen über die Mauern. Kalk rieselte von der Decke.
    In panischer Flucht stürmten die Schergen aus dem Raum. Mit ihren Schwertern hieben sie aufeinander ein, um sich den Weg durch die enge Tür freizukämpfen. Angst und Verzweiflung trieben sie vorwärts. Ihre Schreie verloren sich in den weitläufigen Gängen der Burg.
    *
    Eine morsche Leiter war der einzige Weg auf das Dach der Burg. Mythor schob Alton in die Gürtelschlaufe und prüfte die Festigkeit der untersten Sprosse. Das Holz ächzte unter seinem Gewicht, aber es hielt. Vorsichtig kletterte er hinauf.
    Nach dem Tod Ysiders war die Lebensenergie in die Körper der Gefährten zurückgekehrt. Doch der Bann war nicht gebrochen. Sie blieben teilnahmslos und apathisch und reagierten auf niemanden. Nicht Ysider hielt sie in Trance, sondern ein magisches Gerät, das Mythor schon vom Hafen aus auf den höchsten Zinnen der Burg erspäht hatte. Von dort war das unwirkliche Summen und Sirren gekommen, das die Gedanken der Gefährten betäubt hatte.
    Von unten stieß Mythor die Falltür auf. Helles Sonnenlicht flutete durch die viereckige Öffnung. Mythor kletterte ganz hinauf und zog sich auf das Dach. Hier oben blies ein ständiger Wind und zerrte an der Kleidung. Nach all dem modrigen Gestank im Inneren der Burg tat es gut, tief durchzuatmen.
    Mythor sah sich um und scheuchte ganze Schwärme von schwarzen Vögeln auf, die hier oben ihre Nester hatten. Krächzend umkreisten sie den Eindringling. Doch der seltsame Kasten, den er hier erwartet hatte, war nicht zu sehen.
    »Er ist aufs Dach geflohen!«
    »Die Luke ist offen!«
    »Jetzt entkommt er uns nicht mehr!«
    Die Stimmen flogen durcheinander. Sie klangen wild und entschlossen.
    Mythor lief zurück zur Dachluke und spähte hinunter. Am Fuß der Leiter standen etwa zwanzig Schergen in den braunen Kutten und starrten herauf. Sie hielten Schwerter in den Fäusten und schwangen die Waffen über den Köpfen.
    »Da ist er!«
    »Tötet ihn!«
    »Stürzt ihn vom Turm!«
    Ein Pfeil löste sich von der Sehne und zischte auf Mythor zu. Er verfehlte ihn nur um die Breite eines Fingers. Mythor zog den Kopf zurück und zückte sein Schwert.
    Die Soldaten schienen die Panik, die sie nach dem Tod Ysiders ergriffen hatte, überwunden zu haben. Sie hatten sich neu gesammelt und formiert. Jetzt rüsteten sie sich, um den Eindringling, der ihnen den ganzen Ärger gebracht hatte, zu vernichten.
    Die Luke,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher