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Die Insel des Schreckens

Die Insel des Schreckens

Titel: Die Insel des Schreckens
Autoren: Hans W. Wiener
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Kapuze seines Umhangs zurück und entblößte seinen runden, kahlen Schädel. Ein Netz blauvioletter Adern spannte sich dort unter der Haut. Feine Schweißperlen glänzten im Schein der Talglichter.
    »Legt sie auf den Altar!« Der feiste Körper Ysiders zitterte und bebte, als er die Worte aussprach. In seinem dicken Körper war die Lebensenergie von zahllosen Opfern gespeichert. Er war so voll damit, dass er sich nur schwer bewegen konnte.
    Zwei Diener, wie die Schergen in braune Kutten gekleidet, packten Kalathee und trugen sie zu dem schwarzen Tisch. Sie hoben sie hoch und legten sie auf das schwarze Tuch.
    Die Frau hatte die Augen geöffnet. Sie war wach, aber sie wehrte sich nicht. Noch immer hielt die geheimnisvolle Gewalt sie in ihrem Bann. Sie wirkte auf Kalathee noch ebenso stark wie auf Nottr und Sadagar, die teilnahmslos an der Wand standen.
    Ysider streifte der Frau einen Metallring über die Füße. Seine schwarze Oberfläche war von einem Gewirr dunkler Symbole bedeckt.
    »Die Klammern!« sagte Ysider.
    Während er unverständliche Beschwörungen murmelte, reichten ihm seine Diener verschiedene Utensilien. Mit großen Gesten und unter lauten Anrufungen verteilte er sie über den Körper der Frau. Zum Schluss schlug er das schwarze Tuch so weit hoch, dass es gerade das Gesicht Kalathees bedeckte.
    »Tretet zurück!« sagte er zu den beiden Dienern.
    Ysider streckte beide Arme aus und spreizte die Finger. Seine Handflächen beschrieben langsam kreisende Bewegungen über Kalathee. Er berührte sie nicht, aber dennoch begann die Frau zu reagieren. Sie wand sich, als ob sie sich aus einer furchtbaren Umklammerung lösen wollte. Gegen irgend etwas kämpfte sie an.
    Je heftiger ihre Bewegungen wurden, desto lauter und drängender wurde das Gemurmel Ysiders. Es steigerte sich immer mehr. Zuerst ähnelte es mehr einem monotonen Singsang, doch dann wurde es zu einem drohenden, belfernden Gebrüll.
    Kalathee stöhnte, und ihr Körper bäumte sich auf. Die Luft wurde erfüllt von klagenden Lauten. Die Flammen der Talglichter flackerten und wurden kleiner.
    Ysider hatte die Augen geschlossen, sein Gesicht war vor Anstrengung verzerrt. Seine Finger verkrampften sich, Bäche von Schweiß strömten über sein Gesicht und flossen auf den roten Teppich. Von dort stiegen Nebel auf, wehten um den Altar und hüllten Ysider und sein Opfer ein.
    Ein eisiger Lufthauch zog plötzlich durch den Raum und ließ die Schergen erzittern. Die Nebelschwaden wurden zerfetzt und vertrieben. Ysider warf den Kopf in den Nacken und öffnete die Augen. Sie quollen hervor und drohten aus den Höhlen zu treten. Seine geschwollenen Lippen bebten und zitterten.
    In diesem Augenblick flog krachend die Tür auf, und ein Mann mit einem leuchtenden Schwert sprang in den Raum.
    *
    »Ysider, zurück!« Nur zwei Schritte hatte Mythor zurückzulegen, dann hatte er den Altar erreicht. Mit dem Schwert schlug er in Ysiders Richtung, mit der Linken packte er Kalathee und zog sie hoch. Er hob sie vom Altar und legte sie auf den Boden.
    Sofort danach wirbelte er herum und hielt schützend Alton über den Kopf. Der Scherge stand hinter ihm, holte aus und schlug zu. Klinge traf auf Klinge. Mythor drückte den Gegner zurück und rammte ihn gegen die Wand.
    Mythor sah den Schatten aus den Augenwinkeln. Er duckte sich und schnellte zur Seite. Der Hieb des zweiten Dieners ging fehl. Zu einem weiteren kam er nicht mehr. Altons Schneide traf sein Handgelenk.
    Der Scherge brüllte auf. Er presste die gesunde Hand auf die Wunde und trat mit dem Stiefel nach Mythor.
    Mit der linken Hand fing Mythor den Tritt ab. Er drehte den Fuß herum und riss den Angreifer zu Boden. Dann fasste er ihn an der Kutte, hob ihn hoch und warf ihn über den Altar.
    Mythor folgte ihm. Er flankte über den Opfertisch. Ysider sah ihn auf sich zukommen, aber er war unfähig, sich zu bewegen. Dann war es schon zu spät.
    Hart stieß Mythor den Herrscher von Zuuk gegen die rückwärtige Wand. Der aufgedunsene Körper erbebte unter dem Stoß. Mythor holte aus und schlug dreimal mit der flachen Hand zu. Dunkelrote Flecken bildeten sich sofort im Gesicht Ysiders, wo er getroffen war.
    »Löse den Bann!« befahl Mythor. »Befreie die Menschen!«
    Ysider schnappte nach Luft. Seine Lippen bewegten sich, aber er bekam kein Wort heraus.
    Mythor hob sein Schwert und drückte die Spitze Altons gegen Ysiders Hals.
    »Tu, was ich sage!« Mythor verstärkte den Druck. Ein winziger Blutstropfen bildete sich
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