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Die Insel des Schreckens

Die Insel des Schreckens

Titel: Die Insel des Schreckens
Autoren: Hans W. Wiener
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hölzerne Sturmleiter bewegte sich auf den Turm zu. Sie war lang genug, die Plattform auch von der anderen Seite her zu erreichen. Jubel und Siegesgeschrei brandeten auf.
    »Jetzt haben wir ihn!«
    »Er ist verloren!«
    »Wir sind die Herren von Zuuk!«
    Sie lehnten die Leiter gegen den Turm, und sofort stürmten die ersten Schergen hinauf.
    Mythor sah sich nach ihnen um, aber er konnte seinen Platz an der Treppe nicht verlassen. Es war unmöglich für einen einzelnen, an zwei Fronten gleichzeitig zu kämpfen.
    Würde das das Ende sein?
    Es sah so aus! Die Soldaten hatten die Leiter erklommen und schwangen sich über die steinerne Brustwehr. Ihre Augen funkelten wild. Sie bildeten eine breite Kette und stürmten im Laufschritt mit gezogenen Waffen auf Mythor los.
    Zwei oder drei würde er vielleicht besiegen können. Doch die Soldaten auf der Treppe drängten nun auch verstärkt nach. Um sie würde er sich nicht mehr kümmern können.
    Die Verzweiflung trieb Tränen in Mythors Augen. Fast alle Widrigkeiten der Insel hatte er überlisten und besiegen können. Er war stärker gewesen als die Gewalten der Finsternis und ihres schrecklichen Dieners. Ysider, den Herrscher, hatte er besiegt, doch seine Knechte schienen stärker zu sein.
    Mythor hob sein Schwert und ließ es wie einen Windmühlenflügel um seinen Kopf wirbeln. Drei der Soldaten gingen aufschreiend zu Boden. Mythor wich zurück. Er stellte sich mit dem Rücken gegen die Steinmauer und schlug auf seine Gegner ein. Solange er Kraft hatte, würde er kämpfen.
    Die Treppe war jetzt frei, und die Schergen stürmten auf die Plattform des Turmes. Sie johlten und grölten. Sie waren sich ihres Sieges sicher. Gleichzeitig drangen sie auf Mythor ein.
    Während Mythor zwei der Schergen mit wirbelnden Attacken zurückdrängte, versuchte ein dritter sein Breitschwert von unten in Mythors ungeschützten Leib zu rammen.
    Mythor erkannte die Absicht, aber es war zu spät für eine Abwehr. Die beiden anderen drängten zu stürmisch auf ihn ein. Er presste die Lippen aufeinander und erwartete den Schnitt des kalten Stahls in seinen Eingeweiden.
    Es ist vorbei, dachte er.
    Doch der Stich blieb aus. Der Soldat, der Mythors Schläge unterlaufen hatte, stieß plötzlich ein ächzendes Stöhnen aus. Sein Schwert fiel zu Boden, und er verkrampfte beide Hände vor der Brust. Zwischen den Fingern ragte der Griff eines Wurfmessers hervor.
    Sadagar!
    Der Name explodierte in Mythors Kopf. War der Bann von den Gefährten genommen? Eilten sie ihm zu Hilfe? Sollte sich das Blatt doch noch wenden?
    Mythor raffte sich zu einer nie gekannten Kraftanstrengung auf. Sein Schwert zuckte so schnell hin und her, dass die Klinge mit den Augen kaum zu verfolgen war. Die Schergen erschraken und wichen zurück. Das Jubelgeschrei verstummte.
    »Willst du den Ruhm für dich allein haben, Mythor?« dröhnte Nottr. Er stand am Fuß der Treppe, sein Schwert war gezückt. Auf einer Zinne neben ihm stand Sadagar und hielt seine Wurfmesser wie einen Fächer in der linken Hand.
    »Kümmere du dich um die Leiter - wir nehmen die Treppe!«
    Mythor lachte erleichtert. »Dann los!« rief er und schwang sein Gläsernes Schwert.
    *
    In der Stadt herrschte buntes Treiben wie auf einem Jahrmarkt. Durch die Zerstörung des magischen Kastens auf der Burg war der Bann von den Schiffbrüchigen genommen worden. Jetzt wimmelten sie in der Hafenstadt umher, suchten ihre Schiffe und Gefährten.
    Mythor fand den Kapitän des Dandamarischen Vogels, der alle Hände voll zu tun hatte, um Plünderer von seiner Ladung fernzuhalten.
    »Du kommst aus Nyrngor«, rief Mythor zu ihm hinauf. »Ich kenne das Zeichen deines Schiffes!«
    »Ja, ich bin aus Nyrngor«, bestätigte der Kapitän. Er war ein rauer und harter Seemann. »Aber das gibt dir kein Recht, dich hier einzuschleichen!«
    »Ich habe nicht vor, mich bei dir einzuschleichen«, beruhigte ihn Mythor. »Aber ich habe Nachricht aus deiner Heimat.«
    »Was für eine Nachricht könntest du schon haben«, höhnte der Kapitän und beförderte einen Eindringling, der die Bordwand zu erklettern versuchte, mit einem Faustschlag zurück ins Wasser.
    »Nachrichten von Königin Elivara«, antwortete Mythor.
    Der Seemann lachte. »Nyrngor hat einen König! Elivara ist seine Tochter. Was bist du für ein Scharlatan?«
    »König Carnen ist tot«, sagte Mythor ernst. »Er wurde ermordet. Jetzt ist seine Tochter Königin, aber sie hat kein Reich mehr!«
    »Was sagst du da?«
    »Nyrngor ist
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