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Die Insel des Schreckens

Die Insel des Schreckens

Titel: Die Insel des Schreckens
Autoren: Hans W. Wiener
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Wasser stürzen wollte. Der Stoff der Hose riss ein, als er das Gewicht Sadagars tragen musste. Mit der anderen, noch freien Hand griff Mythor nach. Es gelang ihm, den Ledergürtel, in dem Sadagar seine zwölf Wurfmesser stecken hatte, zu packen. Wie ein gefangener Fisch zappelte und strampelte der Steinmann im sicheren Griff.
    »Hilf mir, ihn hochzuziehen!« forderte Mythor und sah sich nach Nottr um.
    Nottr folgte der Aufforderung. Er beugte sich ebenfalls über die Reling und ergriff beide Arme Sadagars. Gemeinsam zogen sie ihn zurück an Deck.
    »Eigentlich hat es dieser Kerl nicht verdient, dass ich ihm helfe«, murrte Nottr. Aber um seinen Mund spielte ein gutmütige Zug.
    »Warum tut ihr das?« schimpfte Sadagar. »Spürt ihr nicht die Gefahr? Bin ich der einzige, der die Bedrohung erkennt?«
    »Wir spüren sie auch«, antwortete der Lorvaner. »Aber wir sind keine Ratten. Wir werden kämpfen und uns wehren.«
    »Kämpfen kannst du nur gegen die Gefahr, die du siehst«, widersprach Sadagar. Er atmete heftig. Seine schmale Brust hob und senkte sich schnell. Die Erregung ließ seinen Atem fliegen. Er wand sich im festen Griff des Lorvaners. Aber Nottr hielt ihn an seiner schwarzen Samtjacke fest.
    Kalathee hatte sich bisher im Hintergrund gehalten. Jetzt trat sie auf Sadagar zu. Sie sah ihm fest in die Augen. »Hast du noch all deine Wurfmesser?« fragte sie.
    Der Steinmann sah sie überrascht an. Seine Hand zuckte zum Gürtel und tastete über die Griffe der Waffen. Er zählte sie stumm. »Zwölf Stück«, antwortete er schließlich und nickte.
    »Gut, dann gebrauche sie, wenn es an der Zeit ist«, fuhr die Frau fort. »Was es auch immer ist, das uns bedroht, wir müssen uns aufeinander verlassen können. Möglicherweise benötigen wir jede einzelne Klinge!«
    Die Stimme Kalathees klang sanft, doch bestimmt. Sie ließ keinen Widerspruch zu. Dazu tat ihre Schönheit das übrige. Sie machte auf Sadagar den erwünschten Eindruck.
    Sadagar lächelte. »Ich werde für dich kämpfen«, sagte er.
    Nottr schnappte erregt nach Luft. »Hört euch den Wicht an«, schimpfte er. Dabei schüttelte er den schmächtigen Steinmann hin und her. »Plötzlich ist er der große Held und Kämpfer!«
    Nottr hörte erst auf, als ein gewaltiger Donnerschlag das ganze Schiff erzittern ließ und ein greller Blitz über den violett verfärbten Himmel zuckte.
    *
    Ein gelblicher Fleck bildete sich am südlichen Himmel. Er vergrößerte sich zuerst und zog sich dann auseinander wie die Lippen eines sich öffnenden Mundes. Dunkle Wolken drangen aus dem schwarzen Schlund, wurden von den Lippen ausgespien und zogen über den Himmel auf die Kurnis zu.
    Ein heftiger Wind kam auf. Er zerrte an der Takelage und brachte die Leinwand des Segels zum Flattern. Die Kurnis tänzelte auf der Stelle und drehte sich.
    Mit einem Satz stand Mythor am Mast und versuchte die Taue zu lösen, die das Segel aufgespannt hielten. Gleichzeitig ergriff Nottr das Ruder, um das Schiff in die Gewalt zu bekommen. Mythor zerrte an den Schlingen und Knoten. Währenddessen fetzte der Wind an der Leinwand. Sie knatterte und prasselte. Es fehlte nicht viel, und sie würde zerreißen.
    Die Kurnis schlingerte und drehte sich um die eigene Achse. Nottr stemmte sich mit aller Kraft in das Ruder - vergeblich.
    »Ich schaffe es nicht!« brüllte der Lorvaner. »Es lässt sich nicht mehr bewegen!«
    Mit einem platzenden Geräusch riss die Leinwand des Segels auseinander. Die Fetzen peitschten über das Deck und schlugen Mythor ins Gesicht. Die Taue, die er lösen wollte, verloren plötzlich ihren Widerstand und rissen ihn am Mast hoch. Mit dem Kopf nach unten blieb er an der Spitze des Mastes hängen. Alton, das Gläserne Schwert, glitt ihm aus dem Gürtel. Es fiel, drehte sich in der Luft und blieb zitternd dicht neben dem Mast in den Planken der Kurnis stecken.
    »Mythor!« schrie Kalathee. Sie löste sich von der Reling und versuchte auf den Mast zuzulaufen. Sie schaffte nur ein paar Schritte. Das Schlingern des Schiffes riss ihr den Boden unter den Füßen weg. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel seitwärts auf das Deck. Der nächste Stoß, der die Kurnis herumwirbelte, schleuderte sie gegen die Reling. Das trockene Holz ächzte.
    Nottr stand noch immer am Ruder und versuchte, das Schiff unter Kontrolle zu bekommen. Sein Gesicht war vor Anstrengung rot angelaufen, die Adern an seinen Schläfen traten dick hervor und pulsierten. Sein langer Zopf zuckte wie eine Peitsche um
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