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Die Insel der roten Mangroven

Die Insel der roten Mangroven

Titel: Die Insel der roten Mangroven
Autoren: Sarah Lark
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Leon blickte sie an und schüttelte leicht den Kopf. Und plötzlich fühlte sie sich sicher und besser beschützt als je in ihrem Leben. Wenn das hier vorbei war, würden Leon und Bonnie dafür sorgen, dass Jefe, Simaloi und ihr Krieg nie wieder in ihr Leben einbrachen. Wenn die beiden jetzt nur gingen.
    »Ich sie noch mal halten«, flüsterte Simaloi.
    Bonnie zitterte, aber Leon legte der Massai-Frau das Kind in die Arme. Namelok erwachte dabei und öffnete die Augen.
    Bitte nicht schreien!, wollte Bonnie der Kleinen zuraunen. Sie erinnerte sich noch zu gut, welches Desaster Nameloks Schrei bei ihrem Zusammentreffen mit Sima auf Nouveau Brissac ausgelöst hatte. Namelok schaute jedoch nur mit großen dunklen Augen zu ihrer leiblichen Mutter auf, bewegte ein wenig die Lippen, nieste kurz und schlief dann wieder ein.
    »Komm jetzt, Sima!«, sagte Jefe. »Die anderen warten …«
    Aufatmend beobachteten sowohl er als auch Leon, wie Simaloi ihr Kind in Bonnies Arme legte. Ihr Gesicht war immer noch tränenüberströmt.
    »Jetzt deine Kind. Du passen gut auf sie auf.«
    Simas Stimme wurde noch einmal hart, bevor sie sich abwandte. Eine Massai-Frau sollte nicht weinen. Zumindest sollte sie sich nicht dabei sehen lassen.
    Jefe drückte Leon die Hand. »Du solltest mit uns kommen«, sagte er bewegt. »Ich habe nie vorher jemanden so reden hören. Außer … außer Macandal. Du könntest zu den Leuten reden … sie … sie überzeugen …« Er wusste, dass er selbst niemals fähig sein würde, die Menschen mit Worten zu umgarnen.
    Leon schüttelte jedoch entschieden den Kopf. »Ich nicht Messias, ich nicht Krieger«, meinte er dann gelassen. »Ich Sänger, reden mit Lieder. Aber mir nicht gefallen Kriegslieder. Lieber Liebeslieder … Wiegenlieder …« Er legte den Arm um Bonnie und Namelok.
    »Du jetzt gehen. Und tun, was du versprochen. Lassen Bonnie in Frieden.«
    Jefe lächelte beiden zum Abschied zu. »Wünschst du uns wenigstens Glück, Bonnie?«
    Bonnie zog Namelok fester an sich. »Was willst du, Jefe? Was soll ich dir wünschen? Ein glückliches Leben mit Simaloi? Oder Glück für euren Kampf?«
    Jefe zuckte die Schultern. »Ist doch alles gleich«, sagte er.
    Bonnie atmete auf, als er ging. Und dankte allen Göttern, dass das Leben für sie nicht mehr aus Kampf bestand.
    »Was waren das denn für Leute, die vorhin aus dem Tor geschlichen sind, als hätten sie was zu verbergen?«, fragte Amali am Morgen beiläufig. Die Sonne war endgültig aufgegangen, und sie kam zu Bonnie herüber, um die immer noch schlafende Libby zu holen. Dabei schien sie Bonnies und Leons glückliche Gesichter und das zerwühlte Bett eigentlich viel interessanter zu finden. »Der Mann sah fast ein bisschen aus wie … Caesar. Aber das ist ja nicht möglich.«
    Bonnie schüttelte den Kopf. »Ach was!«, meinte sie und machte Anstalten, die Leintücher zu wechseln, in die sie Namelok gewickelt hatte. »Caesar! Was dir so einfällt! Wahrscheinlich hast du Geister gesehen. Hier war jedenfalls keiner.«
    Leon lächelte. »Genau«, sagte er dann. »Wahrscheinlich Geister, nichts als Geister.«

EPILOG
    M acandals Anhänger führten seinen Kampf tatsächlich fort. Es kam weiterhin zu Überfällen auf Plantagen und auch vereinzelt zu Giftmorden. Vor allem aber hielt sich die Legende, dass der Geist von Hispaniola weiter von irgendwoher die Fäden zog und seine Hand über seine Kämpfer hielt. Bis heute wurde nicht eindeutig geklärt, ob er bei jenem Versuch, dem Scheiterhaufen zu entfliehen, umkam oder nicht. Zu einem letzten verheerenden Schlag gegen die Pflanzer, wie Macandal ihn geplant hatte, kam es allerdings nicht. Die Revolution, die den Sklaven letztlich die Freiheit brachte, fand erst 1794 statt. Und als die Schwarzen sich endlich gegen ihre Unterdrücker erhoben, erhielten sie seltsame Unterstützung. Es kam zu einer massiven Mückenplage, die Insekten übertrugen das Gelbfiebervirus. Über dreißigtausend britische und französische Soldaten starben.

NACHWORT
    D ieser Roman erzählt neben den fiktiven Schicksalen der Dufresnes, Fortnams und ihrer Diener die Geschichte des François Macandal und seines Netzwerks des Terrors. Der »Schwarze Messias«, wie er damals von seinen Anhängern genannt wurde, war eine historische Persönlichkeit, was hier über ihn zu lesen ist, versucht, seiner wirklichen Geschichte so nahe wie möglich zu kommen. Sein Lebenslauf und auch der Ablauf seiner Reden und Zeremonien sind historischen Quellen
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