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Die Insel der Mandarine

Die Insel der Mandarine

Titel: Die Insel der Mandarine
Autoren: Barry Hughart
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samtweich - ließen Wasser und Luft
ineinanderfließen, als würden sie die Elemente miteinander verschmelzen, und
dann schwoll eine gehaltene, pulsierende Note an und überlagerte die anderen.
Sie war vollkommen gleichmäßig, ruhig und doch von unvorstellbarer Kraft. Das
war das vollständige Lied des Yu, das Musik zu Wasser verwob, und das Wasser
zog sich in gerader Linie vom Horizont bis zu den Booten und verband die beiden
Kanäle zu einem Fluß, der für ein Rennen wie geschaffen war. Meister Li wandte
sich mit staunenden Augen an den Puppenspieler.
    »Ist es möglich, daß diese
bemerkenswerten Männer eine Rennstrecke geschaffen haben, an der auch die
Sonnenwende gemessen wird, die sie zu erhalten suchten ?« fragte er.
    »Die Strecke ist dauerhaft
angelegt wie der Schatten eines gewaltigen Gnomon, ja«, entgegnete Neid. »Ich
habe nicht die leiseste Ahnung, wie sie es geschafft haben, obwohl ich einmal gelesen
habe, daß ein Barbar namens Oenopides von Chios ein ähnliches Wunderwerk
vollbracht hat. Überflüssig, zu sagen, daß der Gnomon sekundengenau auf die
Sonnenwende eingestellt ist.« Meister Li stieß einen schweren, wehmütigen
Seufzer aus. »Es ist ein Jammer. Der einzige Mann im Land, der in seinen
besseren Tagen in der Lage gewesen wäre, es uns zu erklären, kann es nicht
sehen«, sagte er. »Ich kann vieles verzeihen, aber das Schicksal des
Himmlischen Meisters kann ich nicht verzeihen .« »Li
Kao, er war ein sterbender Mann! Sein Geist war fast erloschen«, wandte Neid
ein. »Ich mußte einen Weg finden, den Himmel gegen die Menschheit aufzubringen.
Eure Entdeckung des Schmuggler- und Fälscherrings brachte mich auf die Idee,
die Habgier adeliger Leute zu nutzen, um den Geisterplan Wiederaufleben zu
lassen, aber das allein hätte nicht genügt. Doch wie wir alle wissen, hat der
Erhabene Jadekaiser ein hitziges Temperament. Ich war überzeugt, daß er der
Erde seinen Schutz entziehen würde, bevor die Untersuchung der Angelegenheit
abgeschlossen war, wenn der Himmlische Meister den Himmel dadurch beleidigen
würde, daß er Menschenopfer im Namen der Gerechtigkeit und des Glaubens
brachte, was nur möglich war, wenn Bosheit vom Körper des Himmlischen Meisters
Besitz ergriff. Wie sich herausstellte, hätte mein jämmerlicher Sohn um ein
Haar alles vermasselt .«
    Zum ersten Mal zeigte Neid
eine starke Gefühlsbewegung, und die grellen Farben seines Gesichts leuchteten
noch intensiver in seinem Zorn.
    »Dieser kleine Idiot und
sein armseliger Plan, Euch damals in dem Treibhaus umzubringen«, sagte er mit
gifttriefender Stimme. »Euch umbringen! Und Ihr hattet die restlichen Mandarine
und ihre Käfige noch nicht aufgespürt! Dann ließ er ein Dienstmädchen ermorden,
weil sie einen Hund sterben ließ, wie er behauptete. Aber der eigentliche Grund
war der, daß er die Macht, die ihm der jetzt von ihm bewohnte Körper verlieh,
in vollen Zügen auskosten wollte, und ihm fiel nichts Besseres ein, um von
seiner Macht Gebrauch zu machen, als ein Mord. Um das Maß vollzumachen, mußte
er sich damit amüsieren, quer durch die halbe Verbotene Stadt Fangen mit Euch
zu spielen. Ich weiß wirklich kein überzeugenderes Argument für das Zölibat als
meinen mißratenen Sohn Bosheit !«
    »Aber dann wäre Euch auch
eine Tochter verwehrt«, entgegnete Meister Li leise. »Und sie entschädigt Euch
sicher reichlich dafür .«
    »Oh, ja«, sagte Neid mit
weicher Stimme. »Kein Mann hat je eine lieblichere und wohlgeratenere Tochter
gehabt, obwohl es nur wenige Töchter gibt, die mit einem solchen Fluch auf den
Schultern geboren wurden .«
    Das leuchtendbunte Gesicht
wandte sich mir zu, und ich halte es bis heute nicht für einen Fehler, daß ich
mich geehrt fühlte, von ihm mit einem Kopfnicken bedacht zu werden.
    »Wenn ich nicht wüßte, daß
diese Dinge nicht von unserem Willen abhängig sind, würde ich sagen, daß meine
Tochter einen höchst unpassenden Augenblick gewählt hat, um die Liebe zu
suchen«, sagte er. »Armes Mädchen, ich hatte tiefes Mitleid mit ihr. Flüchtete
sich in die versprengten Splitter der Leidenschaft in der Welt der Träume - dem
einzigen Gebiet, in dem Wahnsinn sich freier bewegen konnte als ihre Mutter,
und man bleibt ihrer Mutter nicht den Gehorsam schuldig -, doch selbst in den
Träumen suchte sie die Verwandlung unweigerlich heim. Sie weinte lange und
bitterlich, und obwohl sie mir nichts erzählte, wußte ich, daß sie sich Nummer
Zehn dem Ochsen nicht mehr im Schlaf nähern
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