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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Autoren: Dan Simmons
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Monate später und im siebten Monat schwanger begab sich Brawne Lamia mit dem morgendlichen Luftschiff von der Hauptstadt Richtung Norden, zur Stadt der Dichter, wo die Abschiedsparty des Konsuls stattfand.
    Die Hauptstadt, die jetzt von Eingeborenen, Soldaten von FORCE auf Besuch und Ousters gleichermaßen Jacktown genannt wurde, sah im Morgenlicht weiß und sauber aus, als das Luftschiff vom Anlegeturm in der Stadt aufbrach und dem Lauf des Hoolie nach Nordwesten folgte.
    Die größte Stadt auf Hyperion hatte im Verlauf der Kampfhandlungen gelitten, aber inzwischen war der größte Teil wiederaufgebaut worden und die Mehrzahl der drei Millionen Flüchtlinge von den Fiberplastikplantagen und kleineren Städten auf dem südlichen Kontinent hatten beschlossen zu bleiben, obwohl die Ousters in jüngster Zeit Interesse an Fiberplastik erkennen ließen. Und so war die Stadt wie Topsy gewachsen und grundlegende Versorgungen wie Elektrizität, Abwasser und Kabel-HTV reichten gerade bis zu den Mietskasernen zwischen dem Raumhafen und der Altstadt.
    Aber im Morgenlicht sahen die Häuser weiß aus, die Frühlingsluft roch vielversprechend, und Brawne sah die hellen Streifen neuer Straßen und den emsigen Verkehr auf dem Fluß als gutes Zeichen für die Zukunft.
    Nach der Vernichtung des Netzes hatten die Kampfhandlungen im Raum um Hyperion nicht mehr lange gedauert. Die De-facto-Besetzung des Raumhafens und der Hauptstadt durch die Ousters war nach der Einsicht, daß das Netz nicht mehr existierte, in eine gemeinsame Regierung mit dem neuen Heimatregierungsrat umgewandelt worden, wobei der Vertrag weitgehend vom Konsul und dem früheren Generalgouverneur Theo Lane ausgearbeitet worden war. Aber in den fast sechs Monaten seit dem Untergang des Netzes bestand der einzige Verkehr auf dem Raumhafen aus Landungsbooten von den Überresten der FORCE-Flotte, die sich noch im System befanden, sowie gelegentlichen Exkursionen auf den Planeten aus dem Schwarm. Es war nicht mehr ungewöhnlich, die hochgewachsenen Gestalten von Ousters auf dem Jacktown Square einkaufen oder ihre exotischeren Versionen im Cicero's bei einem Drink zu sehen.
    Brawne hatte sich die vergangenen Monate im Cicero's aufgehalten und in einem der größeren Zimmer im vierten Stock des alten Flügels des Gasthauses gewohnt, während Stan Leweski die beschädigten Abschnitte des legendären alten Gebäudes neu aufbaute und erweiterte. »Bei Gott, ich brauch keine Hilfe von schwangeren Frauen nicht!« rief Stan jedesmal, wenn Brawne ihm ihre Hilfe anbot, aber sie erledigte unweigerlich jedesmal irgendwelche Aufgaben, während Leweski grollte und knurrte. Brawne war vielleicht schwanger, aber sie war dennoch eine Lusierin, und ihre Muskeln waren nach ein paar Monaten auf Hyperion nicht völlig verkümmert.
    Stan hatte sie an diesem Morgen zum Anlegeturm gefahren und ihr mit dem Gepäck und dem Paket für den Konsul geholfen, das sie dabeihatte. Dann hatte ihr der Schankwirt ein kleines Päckchen gegeben. »Es ist eine verdammt langweilige Reise in dieses gottverlassene Land da oben«, knurrte er. »Da brauchen Sie was zu lesen, hm?«
    Das Geschenk war ein Faksimile von John Keats' Poems in der Ausgabe von 1817, das Leweski persönlich in Leder gebunden hatte.
    Brawne brachte den Hünen in Verlegenheit und versetzte Passanten in Entzücken, indem sie ihn umarmte, bis die Rippen des Barkeepers knackten. »Genug, gottverdammt«, murmelte er und rieb sich die Seite. »Sagen Sie dem Konsul, ich will seinen wertlosen Kadaver noch einmal hier sehen, bevor ich das wertlose Gasthaus meinem Sohn übergebe. Sagen Sie ihm das, okay?«
    Brawne nickte und winkte wie die anderen Passanten den Begleitern zu, die sie hergebracht hatten. Dann hatte sie von der Aussichtsreling gewinkt, während das Luftschiff ablegte, Ballast abwarf und träge über den Dächern dahinzog.
    Jetzt ließ das Schiff die Vororte hinter sich und drehte nach Westen, um dem Flußlauf zu folgen, und nun konnte Brawne zum ersten Mal deutlich die Bergspitze im Süden erkennen, wo das Gesicht des Traurigen Königs Billy sinnierend auf die Stadt herabsah. Eine frische, zehn Meter lange Narbe, die Wind und Wetter langsam glattschmirgeln würden, zierte Billys Wange, wo ihn eine Laserlanze getroffen hatte.
    Aber die große Skulptur an der Nordwestseite des Berges, die langsam Form annahm, erweckte Brawnes Aufmerksamkeit. Selbst mit modernsten Schneidwerkzeugen, die von FORCE ausgeliehen waren, ging die Arbeit langsam
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