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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Autoren: Dan Simmons
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und ins Morgenlicht blinzelte.
    »Der Teufel soll diesen Stan holen«, murmelte Brawne, der einfiel, daß die Mikrowellenverbindungen wiederhergestellt waren und neue Kommunikationssatelliten im Orbit kreisten.
    Der Konsul umarmte sie zur Begrüßung. Martin Silenus gähnte, schüttelte ihre Hand und sagte: »Eine beschissenere Zeit für Ihre Ankunft hätten Sie sich nicht aussuchen können, was?«
     
    Am Abend wurde eine Party gefeiert. Nicht nur der Konsul wollte am nächsten Morgen aufbrechen – der größte Teil der Flotte von FORCE, die noch verblieb, wollte den Rückweg antreten, und ein großer Teil des Schwarms der Ousters sollte sie begleiten. Ein Dutzend Landungsboote drängten sich auf dem Feld neben dem Raumschiff des Konsuls, da verschiedene Ousters den Zeitgräbern einen letzten Besuch abstatteten und Offiziere von FORCE zum letzten Mal dem Grab von Oberst Kassad die Ehre erwiesen.
    Die Stadt der Dichter selbst war mittlerweile von fast tausend ständigen Einwohnern besiedelt, viele Künstler und Dichter, obwohl Martin Silenus behauptete, die meisten wären poseurs. Sie hatten zweimal versucht, Martin Silenus zum Bürgermeister zu wählen; dieser hatte zweimal abgelehnt und seine potentiellen Wähler lautstark verflucht. Aber der alte Dichter übernahm dennoch die Leitung, überwachte die Restaurierungsarbeiten, schlichtete Streitigkeiten, wies Wohnungen zu und organisierte Versorgungsflüge von Jacktown und weiter südlich. Die Stadt der Dichter war keine tote Stadt mehr.
    Martin Silenus behauptete, der kollektive IQ wäre höher gewesen, als die Stadt noch verlassen war.
    Das Bankett fand im wiederaufgebauten Speisesaal statt, wo die große Kuppel vor Gelächter widerhallte und Martin Silenus zotige Gedichte vortrug und andere Künstler Darbietungen brachten. Außer dem Konsul und Silenus saßen ein halbes Dutzend Gäste der Ousters an Brawnes rundem Tisch, einschließlich Freeman Ghenga und Coredwell Minmun, sowie Rithmet Corber III., der einen Pelzmantel und einen spitzen Hut trug. Theo Lane kam zu spät, entschuldigte sich, erzählte dem Publikum die neuesten Witze aus Jacktown und kam dann zum Dessert an ihren Tisch. Lane galt in letzter Zeit als Favorit für die Bürgermeisterwahlen in Jacktown, die demnächst im Viertmonat stattfinden sollten – Eingeborene und Ousters schienen seine Art gleichermaßen zu mögen –, und bisher hatte Theo keine Anzeichen erkennen lassen, daß er die Ehre ablehnen würde, sollte sie ihm angeboten werden.
    Nach ausgiebigem Weingenuß beim Bankett lud der Konsul einige von ihnen dezent ins Schiff ein, wo es Musik und mehr Wein gab. Sie folgten ihm, Brawne und Martin und Theo, und saßen hoch oben auf dem Balkon des Schiffes, während der Konsul sehr ernst und gefühlvoll Gershwin und Studeri und Brahms und Luser und die Beatles spielte, und dann wieder Gershwin, ehe er mit Rachmaninoffs herzzerreißend schönem Klavierkonzert Nr. 2 in cis-Moll aufhörte.
    Dann saßen sie im spärlichen Licht da, sahen über die Stadt und das Tal hinaus, tranken Wein und unterhielten sich bis spät in die Nacht.
    »Was, meinst du, wirst du im Netz finden?« fragte Theo den Konsul. »Anarchie? Herrschaft des Mob? Rückfall in die Steinzeit?«
    »Das alles und noch viel mehr«, erwiderte der Konsul lächelnd. Er schwenkte das Glas in der Hand. »Im Ernst, vor dem Zusammenbruch der Fatline sind soviel Sprüche durchgekommen, daß ich überzeugt bin, die meisten Welten des Netzes werden trotz gravierender Probleme überleben.«
    Theo Lane hielt noch dasselbe Glas Wein, das er vom Speisepavillon mit heraufgebracht hatte. »Was meinst du, warum ist die Fatline tot?«
    Martin Silenus schnaubte. »Weil Gott es satt gehabt hat, daß wir Kritzeleien an seine Scheißhauswände schmieren.«
    Sie unterhielten sich über alte Freunde und fragten sich, wie es Pater Duré gehen mochte. Sie hatten in einem der letzten Fatlinesprüche von seinem neuen Amt erfahren. Und sie gedachten Lenar Hoyts.
    »Glaubt ihr, er wird automatisch Papst werden, wenn Duré von uns geht?« fragte der Konsul.
    »Das bezweifle ich«, sagte Theo. »Aber wenigstens bekommt er die Chance, noch einmal zu leben, wenn die Kruziform, die Duré auf der Brust trägt, funktioniert.«
    »Ich frage mich, ob er nach seiner Balalaika suchen kommt«, sagte Silenus und schlug das Instrument an. Im trüben Licht, fand Brawne, sah der alte Dichter immer noch wie ein Satyr aus.
    Sie unterhielten sich über Sol und Rachel. In den
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