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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Autoren: Dan Simmons
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bemerkte, daß sie deutete. »Sie sind Moneta. Kassads ... Moneta.«
    Rachel nickte, ihr Lächeln verschwand. »Mir bleiben nur noch eine oder zwei Minuten hier«, sagte sie. »Und ich habe soviel zu erzählen.«
    »Nein«, sagte Sol, der die Hand seiner erwachsenen Tochter ergriff, »du mußt bleiben. Ich möchte, daß du bei mir bleibst.«
    Rachel lächelte wieder. »Ich werde bei dir bleiben, Dad«, sagte sie leise und hob die andere Hand, damit sie dem Baby über den Kopf streichen konnte. »Aber nur eine von uns kann es, und sie braucht dich mehr als ich.« Sie drehte sich zu der Gruppe unten um. »Bitte hören Sie alle gut zu.«
    Während die Sonne aufging und die verfallenen Gebäude der Stadt der Dichter, das Schiff des Konsuls und die Felswände im Westen mit ihrem Licht übergoß, erzählte Rachel ihre kurze und faszinierende Geschichte, wie sie auserwählt worden war, in einer Zukunft großgezogen zu werden, wo der letzte Krieg zwischen der vom Core geschaffenen HI und dem menschlichen Geist ausgefochten wurde. Es war, sagte sie, eine Zukunft furchterregender und wunderbarer Geheimnisse, in der sich die Menschheit über die gesamte Galaxis ausgebreitet hatte und sich anschickte, in andere Regionen zu reisen.
    »Andere Galaxien?« fragte Theo Lane.
    »Andere Universen«, sagte Rachel lächelnd.
    »Oberst Kassad hat Sie als Moneta gekannt«, sagte Martin Silenus.
    »Wird mich als Moneta kennen«, sagte Rachel, deren Augen sich umwölkten. »Ich habe ihn sterben sehen und sein Grab in die Vergangenheit begleitet. Ich weiß, ein Teil meiner Mission besteht darin, diesen legendären Krieger kennenzulernen und ihn zu einem letzten Kampf zu führen. Ich habe ihn noch nicht wirklich kennengelernt.« Sie sah das Tal hinab zum Kristallmonolithen. »Moneta«, überlegte sie. »Das heißt ›Ermahnerin‹ auf lateinisch. Passend. Ich werde ihm die Wahl zwischen dem und Mnemosyne – ›Erinnerung‹ – als Namen überlassen.«
    Sol hatte die Hand seiner Tochter nicht losgelassen. Er tat es auch jetzt nicht. »Du reist mit den Gräbern in der Zeit zurück! Warum? Wie?«
    Rachel hob den Kopf; reflektiertes Licht von den fernen Felsklippen malte einen warmen Farbton auf ihr Gesicht. »Es ist meine Rolle, Dad. Meine Pflicht. Sie geben mir Mittel und Wege, mit denen ich das Shrike in Schach halten kann. Und nur ich wurde ... vorbereitet.«
    Sol hob seine neugeborene Tochter höher. Diese wurde aus dem Schlaf geschreckt, blies eine Speichelblase aus dem Mund, drehte das Gesicht wärmesuchend an den Hals ihres Vaters und ballte die kleinen Fäustchen auf seinem Hemd.
    »Vorbereitet«, sagte Sol. »Du meinst Merlins Krankheit?«
    »Ja«, sagte Rachel.
    Sol schüttelte den Kopf. »Aber du bist nicht in einer geheimnisvollen Welt der Zukunft großgezogen worden. Du bist in der Universitätsstadt Crawford aufgewachsen, in der Fertig Street auf Barnards Welt, und deine ...« Er verstummte.
    Rachel nickte. »Sie wird aufwachsen ... dort oben. Dad, es tut mir leid, ich muß gehen.« Sie befreite ihre Hand, ging die Treppe hinunter und strich Melio Arundez kurz über die Wange. »Es tut mir leid wegen den Schmerzen der Erinnerung«, sagte sie leise zu dem verblüfften Archäologen. »Für mich war es buchstäblich ein anderes Leben.«
    Arundez blinzelte und hielt ihre Hand noch einen Augenblick an die Wange.
    »Bist du verheiratet?« fragte Rachel leise. »Kinder?«
    Arundez nickte, hob die andere Hand, als wollte er die Bilder von Frau und Kindern aus der Tasche holen, dann hielt er inne und nickte wieder.
    Rachel lächelte, küßte ihn rasch noch einmal auf die Wange und ging wieder die Treppe hinauf. Der Himmel erstrahlte im Sonnenaufgang, aber der Eingang zur Sphinx leuchtete noch heller.
    »Dad«, sagte sie, »ich liebe dich.«
    Sol versuchte zu sprechen, räusperte sich. »Wie ... kann ich dich finden ... da oben?«
    Rachel deutete auf die offene Tür der Sphinx. »Für einige wird sie ein Tor zu der Zeit sein, von der ich gesprochen habe. Aber, Dad ...« Sie zögerte. »Es bedeutet, daß du mich noch einmal großziehen mußt. Es bedeutet, du mußt meine Kindheit ein drittes Mal ertragen. Das soll man von keinem Vater verlangen.«
    Sol brachte ein Lächeln zustande. »Kein Vater würde es ablehnen, Rachel.« Er nahm das schlafende Kind auf den anderen Arm und schüttelte wieder den Kopf. »Wird die Zeit kommen, wenn ihr beiden wieder ...?«
    »Nebeneinander existieren?« fragte Rachel und lächelte. »Nein. Ich reise jetzt in
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