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Die Hyäne

Die Hyäne

Titel: Die Hyäne
Autoren: Jason Dark
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stützen wollte, denn sie stand kurz vor dem Zusammenbruch.
    Er zog sie an sich heran. »Bitte, Mrs. de Baker, Sie müssen sich jetzt zusammenreißen. Sie dürfen sich nicht gehenlassen. Ich will nicht, daß Sie…«
    »Aber ich habe…«, unterbrach sie ihn.
    »Gar nichts haben Sie, gar nichts!« Er hielt sie an den Schultern fest.
    »Sie haben gehandelt wie eine Mutter. Zwar ein wenig übertrieben, aber das läßt sich ändern.«
    »Wie denn? Es ist zu spät. Ich habe ihn doch hergefahren. Ich habe dafür gesorgt, daß Collin einstieg, und ich habe ihn dann in dieses Center gebracht.«
    »Warum warten Sie noch hier?«
    »Ich kann einfach nicht fahren«, flüsterte sie. »Ich kann meinem Mann nicht unter die Augen treten. Ich war schon im Bistro. Dort habe ich Ihren Kollegen gesehen.«
    »John Sinclair?«
    »Ja, er trank Wasser und…«
    »Was ist noch geschehen?«
    »Nichts. Ich bin weggelaufen, als der Chef, Peter Banks, kam. Er hat sich mit Ihrem Kollegen unterhalten.«
    »Wo befindet sich Ihr Sohn?«
    »Auch dort«, flüsterte sie. »Aber in einem anderen Raum. Unten im Keller.«
    »Wie komme ich am besten ungesehen dorthin?«
    Carrie de Baker deutete über das Dach hinweg. »Es gibt dort vorn eine Tür. Die müssen Sie nehmen.«
    »Sie ist verschlossen?«
    »Ja.«
    Suko hatte es plötzlich eilig. Er ließ die Frau los und marschierte auf den Bau zu. Seine kleine Taschenlampe brauchte er nicht einzuschalten, der Umriß der Tür hob sich auch in der Dunkelheit ab, und er sah auch das matte Schimmern der Klinke.
    Natürlich war die Tür abgeschlossen. Sie ließ sich auch mit Gewalt nicht so leicht aufbrechen. Ein Fenster sah Suko auch nicht, aber er trug oft genug die schmalen Werkzeuge bei sich, mit denen er Standardschlösser öffnen konnte.
    Das probierte er auch hier. Eingepackt in weiches Leder lagen die schmalen Bestecke. Suko suchte mit zielsicherem Blick den richtigen Öffner aus und schob das vordere, gebogene Ende dann hinein in das schmale Schloß.
    Er drehte ihn vorsichtig, konzentrierte sich und lauschte auf jedes Geräusch. Hinter ihm stöhnte Mrs. Baker wieder auf. Möglicherweise weinte sie auch. Sie bereute ihr Tun ungemein.
    Suko ließ sich nicht ablenken. Er blieb ruhig, und er hatte Glück. Er spürte mit seinen sensiblen Fingern, daß sich in dem Schloß etwas bewegte. Zuerst nur leicht, dann hörte er das schnackende Geräusch und atmete auf. Geschafft!
    Suko ließ das Besteck wieder verschwinden. Er nahm sich noch die Zeit, den Kopf zu drehen.
    Mrs. de Baker stand noch immer am Volvo. Von ihm nahm sie keine Notiz. Er konnte jetzt nichts mehr für sie tun, denn andere Dinge waren wichtiger.
    Suko stieß die Tür auf.
    Er verzog das Gesicht, als er das Kratzen hörte. Aber es war zum Glück nicht zu laut. Er hatte freie Bahn…
    ***
    Die Hyäne ist da!
    Glenda glaubte, von allen Seiten angeschrieen zu werden. Allerdings mit Stimmen, die nur sie hörte. Stromstöße erwischten ihren Körper. Sie zitterte, sie bebte, und sie wußte nicht, was sie tun sollte. Hinter sich spürte sie den Druck der geschlossenen Tür, die um keinen Deut nachgab. So war und blieb sie eine Gefangene.
    Die Hyäne bewegte sich nicht. Sie stand vor Glenda und starrte sie aus ihren gelben Bernsteinaugen an. Eine Entfernung konnte die Frau schlecht abschätzen, weil die Dunkelheit einfach zu dicht war. Die Hyäne konnte höchstens eine Armlänge entfernt sein.
    Glenda atmete heftig. Angst beherrschte sie. Sie nahm den üblen Geruch noch stärker wahr. Er war einfach vorhanden.
    Altes Fleisch roch so. Verwesung, Moder. Eine Natur, die allmählich vor sich hin faulte.
    Ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich. Der Schweiß perlte auf der Stirn. Sie sah nur die Augen, aber die bewegten sich plötzlich, als hätte das Wesen vor ihr den Kopf geschüttelt. Es war eine blitzartige Bewegung, einmal hin, einmal her, bevor die Augen wieder ihre alte Stellung eingenommen hatten.
    Nein, nicht ganz.
    Sie kamen näher!
    Selbst in der Finsternis wurde es Glenda bewußt. Sie kannten nur ein Ziel – die Frau an der Tür.
    Es hatte keinen Sinn, die Flucht in die Tiefe des dunklen Raumes zu versuchen, das Monster hätte sie immer erwischt. Die Tür gab ebenfalls nicht nach, es gab keine Flucht in eine andere Welt. Kein Tor, das sie in eine fremde Dimension brachte.
    Auf einmal war das Augenpaar da!
    Glenda hatte damit zwar rechnen müssen. Daß es so plötzlich geschah, davon war sie überrascht worden. Sie hörte sich selbst vor Schreck
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