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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse
Autoren: Pamela Freeman
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betete,
bevor er in die Schlacht zog, doch dieses Mal bedeutete er den Männern lediglich, sich in Bewegung zu setzen.
    »Keine Gebete?«, fragte Leof neugierig.
    »Es besteht kein Grund, denjenigen, den wir töten werden, um Vergebung zu bitten«, sagte Alston. »Er hat jedes Recht auf Leben oder Wiedergeburt verwirkt.« Seine Stimme klang dünn, und in ihr schwang ein Hass mit, den Leof noch nie bei ihm vernommen hatte. »Das hier ist ein Götterlästerer der übelsten Art«, fügte er hinzu. »Er wird auf ewig in der kalten Hölle verrotten.«
    Diese Worte widersprachen seiner sonst so vernünftigen Art derart, dass Leof sich Sorgen machte. Konnte jemand sein Recht auf Leben oder Wiedergeburt verwirken? Das war eine Frage, mit der er sich noch nie beschäftigt hatte, bevor er Sorn kennen gelernt hatte. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihr Glaube bei ihm Eindruck gemacht hatte. Eine rasche, schmerzliche Sehnsucht nach ihr überfiel ihn; er wollte ruhig bei ihr sitzen und mit Muße ihre Schönheit betrachten. Wäre er in diesem Moment bei ihr gewesen, so war ihm jedoch klar, hätte er keine Muße, sondern würde sich vor heftigem Verlangen und Verzweiflung nach ihr verzehren. Er schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich darauf, seine Männer leise den verschlungenen Pfad entlang zu dem Weidengebüsch zu führen.
    Sie schafften es nur knapp, bevor die anderen bis dreihundert gezählt hatten. Als sie es erreicht hatten, führte Leof die Männer unter das Blätterdach, das die herabhängenden Weidenäste bildeten. Dort stand ihnen nun die schwere Aufgabe des Abwartens bevor. Aus Richtung des Knochenhügels war lediglich das Rauschen des Windes zu vernehmen. Es konnte von den Windgeistern stammen oder auch bloß nur ein Luftzug sein. Hinter dem Vorhang der Weidenäste
nahmen sie den allmählichen Anbruch des Tages wahr. Das Licht wurde heller, sodass sie zunächst die Gesichter und dann die Augen ihres jeweiligen Nebenmannes erkennen konnten. Die Männer lauschten angestrengt, ihre Piken mit schweißnassen Händen umklammernd.
    Nur Leof spähte hinaus, bemüht, jedwede Bewegung auf dem Hügel auszumachen. Er bildete sich ein, die leisen Geräusche von Thegans heranrückenden Truppen wahrzunehmen, wusste jedoch, dass vor einer Schlacht die Einbildung jedes Geräusch aufbauschen konnte. Thegan konnte in so kurzer Zeit noch nicht jeden in Stellung gebracht haben.
    Als die Blätter auf der Krone der Weide von den ersten Sonnenstrahlen gelbgrün erleuchtet wurden, hörten die Männer die Windgeister rufen: »Achtung! Achtung! Meister, hütet euch vor Männern mit Eisen!«
    Leof erkannte, dass Thegan noch ein ganzes Stück entfernt war, als der Zauberer von dem Geschrei aus dem Schlaf gerissen wurde. Hektisch griff der Zauberer nach den Säcken mit den Knochen und verteilte deren Inhalt kreisförmig um sich. Leof begriff, dass dies der erste Schritt war, um einen Zauber auszuführen, und er brach unter dem schützenden Blätterdach hervor und schrie: »Für Thegan!«
    »Thegan! Thegan!«, riefen seine Männer. Als der Zauberer sie sah, geriet er ins Taumeln. Dann packte er sein Messer und leierte Worte herunter, wobei er das Messer über seiner Handfläche hielt.
    Leof rannte, so schnell er konnte, die Anhöhe hinauf, doch er kam zu spät. Gerade als Leof nach dem Messer griff, stieß der Zauberer sich dieses in die Hand und verspritzte Blut über die Knochen, die um ihn herum lagen. Er wirbelte herum und besprengte so viele Knochen, wie er konnte, bevor Leof ihn packte und sich die Hand des Zauberers gegen die Jacke drückte, um die Blutung zu stillen. Doch es war bereits
zu spät. Es erhob sich ein Kreis aus Geistern. Der erste, ein kleiner Mann, dessen Zöpfe mit Perlen verziert waren, war der Anführer. Der Geist holte mit einem Schwert aus und zielte dabei auf Leofs Kopf. Leof ließ den Zauberer los und hob schützend sein eigenes Schwert. Die Wucht des Hiebs raubte ihm fast den Atem. Zum ersten Mal begriff er bis ins Mark, wie gefährlich die Geister waren.
    Verängstigt wich der Zauberer zurück, geschützt von einer geschlossenen Reihe von Geistern. Als Thegans Männer den Hügel heraufstürmten und dabei Hörner zum Angriff bliesen, bebte der Boden. Leofs Männer hatten den Hügel in dem Moment erreicht, als die Geister aufgetaucht waren, und griffen sie nun so an, wie man es ihnen beigebracht hatte.
    »Zielt auf ihre Arme!«, hörte er Alston rufen, und die Männer
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