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Die Hüter der Schatten

Die Hüter der Schatten

Titel: Die Hüter der Schatten
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Spannerin angezeigt!«
    Leslie lachte herzhaft, doch sie bemerkte, daß Joel sie besorgt betrachtete.
    »Du siehst müde aus, Les. Hattest du einen schweren Tag?«
    »Ziemlich.« Wenn sie Joel von dem Poltergeist erzählte, würde er sie wahrscheinlich für verrückt erklären. Ob es später einmal zu Spannungen zwischen ihnen führen würde, daß Joel ihr Geschichten über seine Arbeit erzählen konnte, sie aber über ihre Tätigkeit schweigen mußte? Sie mußten irgendwann darüber reden. Wenn Joel ernsthaft an eine Ehe und Kinder dachte, war diese Diskussion unumgänglich.
    »Was die Suche nach einem neuen Haus angeht, stehe ich wieder am Anfang. Das Objekt, das ich mir angeschaut habe, war viel zu klein, um eine Praxis und Emilys Flügel darin unterzubringen. Ich kann wieder von vorn anfangen.«
    »Du weißt, was ich davon halte«, erwiderte Joel unverblümt. »Ich habe ja nie ein Geheimnis daraus gemacht. Die Sache sähe ganz anders aus, würdest du nach einem Haus für uns beide statt für dich und deine Schwester suchen.«
    Leslie wußte, daß es nun Ärger geben konnte. Doch es war ihre Schuld. Warum hatte sie ausgerechnet heute abend davon angefangen? Andererseits konnten sie das Thema nicht ewig vor sich herschieben.
    »Joel, wir sind noch nicht soweit, an ein gemeinsames Zuhause zu denken. Und ich kann nicht in dieser gemieteten Klitsche wohnen bleiben, bis wir für eine Ehe bereit sind.«
    Joel schenkte sich Wein nach. »Du solltest auch noch ein Glas trinken«, sagte er. »Ich schaffe die Flasche zwar auch allein, aber dann müßtest du einen Teil der Verantwortung dafür übernehmen, falls ich wegen Trunkenheit am Steuer und ungebührlichen Verhaltens festgenommen werde.«
    Liebevoll schaute sie ihn an. »Die Trunkenheit nehme ich gern auf mich«, entgegnete sie leichthin, »aber das ungebührliche Verhalten geht auf deine Kappe.«
    Joel nippte am Weinglas. »Hör mal, Leslie«, begann er. »Wenn du mit deiner Haussuche … na ja, die Dinge beschleunigen willst, heirate ich dich sofort. Ich finde zwar, wir sollten noch abwarten, aber wenn es dich glücklich macht …«
    Leslie runzelte die Stirn. Sie konnte Joel nicht ganz folgen. »Was redest du denn da? Ich möchte noch nicht heiraten. Wir waren uns doch einig, zu warten, bis Emily das Konservatorium abgeschlossen hat und du zum Seniorpartner befördert bist. Bis dahin dürfte auch meine Praxis …«
    »Ach, immer deine Praxis! Komm schon, Les, red keinen Unsinn. Gerade deshalb bist du doch so wild auf ein eigenes Haus – damit ich zugreife, solange es noch geht. Bevor du dir dein eigenes Leben eingerichtet hast. Du willst mir unbewußt zu verstehen geben, daß du bereit bist, ein Nest zu bauen – und daß du das zur Not auch allein anpackst, wenn wir es nicht gemeinsam tun. Stimmt’s?«
    Das alles klang so logisch, daß Leslie sich für einen Moment fragte, ob sie tatsächlich derart hinterhältige Motive hegte. Dann aber packte sie die Wut.
    »Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Joel!«
    »Ich habe eingehend darüber nachgedacht. Wir lieben uns. Also sollten wir heiraten, zusammenziehen und uns unser Leben gemeinsam und vernünftig aufbauen.«
    »Nein, Joel«, entgegnete sie ruhig, »ich finde, wir sollten an unseren ursprünglichen Plänen festhalten. Du solltest erst einmal Karriere machen, ohne Rücksicht auf eine Ehefrau nehmen zu müssen, und ich möchte meine Praxis aufbauen und mich um die Ausbildung meiner Schwester kümmern.«
    »Und du bist immer noch entschlossen, ein Haus für dich allein zu kaufen?«
    »Gibt es einen Grund, der dagegen spricht, Joel?«
    »Allerdings. Ich will nicht, daß du dir dein Leben so einrichtest, daß darin hinterher kein Platz mehr für mich bleibt.«
    »Ich glaube, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Joel«, entgegnete Leslie, griff über den Tisch und nahm seine Hand. »Ich möchte doch nur beruflich vorankommen, genau wie du …«
    »Jetzt klingst du wie eine von diesen verdammten Emanzen. Dein Eigentum. Deine Karriere. Immer redest du nur davon, was du willst, nicht davon, was ich will – oder was wir wollen. Ich, ich, ich … das ist alles, woran ihr Frauen denken könnt!«
    Seine Anschuldigungen waren so unfair, daß es Leslie beinahe den Atem verschlug. »Du selbst hast doch gesagt, du wolltest noch nicht heiraten …«
    »Dann habe ich meine Ansicht eben geändert.«
    »Ich aber nicht«, erwiderte Leslie. »Wenn du wirklich so über mich denkst, sollten wir gar nicht erst weiter
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