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Die Hüter der Schatten

Die Hüter der Schatten

Titel: Die Hüter der Schatten
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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verbringen, das Geld zu verwalten, das du verdienst?«
    »Ja. Das hatte ich jedenfalls gehofft. Ich brauche eine Frau, die eine Zierde für mich ist – und für die Kanzlei. Eine Frau, die weiß, was sich gehört, und eine konservative Ehe führen möchte …«
    »Merkst du eigentlich gar nicht, was für einen Quatsch du redest? Außerdem kann ich mir keine Ehe vorstellen, die auf politischen Prinzipien basiert. Vor allem nicht auf konservativen«, erwiderte Leslie. »Am Ende soll ich wohl noch die Republikaner wählen?«
    »Ich hatte gehofft, du würdest einsehen, das dies der einzig vernünftige Weg ist«, erklärte er. »Ich betrachte die Ehe als ein Zusammenwachsen, nicht als ein Auseinanderstreben in verschiedene Richtungen.«
    »Bei uns wäre es kein Zusammenwachsen. Du willst mich vereinnahmen«, erwiderte Leslie. »Und mein Beruf …«
    »Du kannst nicht von mir erwarten, daß ich es gern sehe, wie du deine Zeit mit Verlierern und Verrückten vertust«, unterbrach er sie gereizt. »Ich hatte gehofft, du würdest durch deine Arbeit erkennen, wie krank und schmutzig diese Welt ist, und einsehen, um wie vieles schöner dein Leben mit mir wäre. Laß uns heiraten, Leslie! Diesen Sommer noch, vielleicht im August. Laß uns zusammen ein Haus kaufen … oder bauen. Du könntest ja noch ein, zwei Jahre weiterarbeiten, bis Emily auf eigenen Füßen steht.«
    »Das ist äußerst großzügig von dir«, gab Leslie schnippisch zurück. »Aber laß mir ein bißchen Zeit, so viele wundervolle Neuigkeiten zu verdauen.« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Weißt du, Joel, ich glaube, wir haben einen großen Fehler begangen. In einer solchen Ehe könnte ich niemals glücklich sein.«
    »Leslie, bitte, können wir uns denn nicht vernünftig darüber unterhalten?«
    Leslie saß ein Kloß in der Kehle, und sie wäre am liebsten in Tränen ausgebrochen. »Immer reibst du mir das Wort ›vernünftig‹ unter die Nase, Joel. Hast du dich schon mal gefragt, ob es außer der Vernunft noch andere wichtige Dinge im Leben gibt?«
    »Ich dachte, du hättest in Sacramento genug Verrücktes erlebt. Bist du nicht deshalb dort weggegangen?« sagte er und schob ihr sein Weinglas hin. »Trink einen Schluck, Les. Du bist bloß überarbeitet … durcheinander. Ich will nicht, daß du mich wegen einer kleinen Meinungsverschiedenheit sitzenläßt.«
    »Es ist mehr als eine kleine Meinungsverschiedenheit«, erwiderte sie, nippte zögernd am Wein und wünschte, der Alkohol könnte ihre Nerven beruhigen. »Zwischen unseren Ansichten liegen Welten, Joel. Wir hätten dieses Gespräch schon viel früher führen sollen. Vielleicht bin ich schuld daran, daß wir es nicht getan haben. Aber wir sollten akzeptieren, daß wir vollkommen unterschiedliche Dinge wollen …«
    »Ich will dich« , versetzte Joel und beugte sich über den Tisch, um ihre Hand zu ergreifen. »Wir sind lange genug zusammen, um zu wissen, daß es nur darauf ankommt.«
    Leslie spürte, wie sich eine verräterische Wärme in ihrem Inneren ausbreitete. Sie dachte an die wundervolle Zeit, die sie gemeinsam verbracht, und an den leidenschaftlichen Sex, den sie miteinander gehabt hatten. Ein Teil von ihr begehrte Joel immer noch. Und seine nüchterne Logik, sein ausgeprägtes Vernunftdenken hatten Leslie in all dem Wahnsinn, als in Sacramento die Wellen der Hysterie emporgeschlagen waren und ihr Gesicht im National Enquirer erschienen war, mehr geholfen als alles andere. Dennoch sagte sie: »Sex ist nicht alles, Joel. In einer glücklichen Beziehung …«
    »Wenn es im Bett stimmt«, unterbrach er sie, »kann man alles andere auch in den Griff bekommen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Hast du mir denn überhaupt nicht zugehört, Joel? Verstehst du denn nicht? Selbst wenn ich sofort heiraten wollte – was nicht der Fall ist –, würde es niemals gutgehen. Jetzt, da ich deine Ansichten über die Ehe kenne …«
    »Ansichten, die jeder vernünftige Mann und jede kluge Frau vertritt. Laß uns heiraten, Leslie. Ich wette mein Leben darauf, daß du glücklich wirst.«
    »Verwette du ruhig dein Leben«, erwiderte sie, »aber ich habe nicht vor, meines aufs Spiel zu setzen. Und jetzt möchte ich nach Hause, Joel. Wenn du also …«
    Sie verstummte, als der Ober die Rechnung brachte. Ohne hinzuschauen hielt Joel ihm seine Kreditkarte hin.
    »Nein, Les. Wir müssen das endlich ausdiskutieren. Wir können nicht immer vor der Entscheidung davonlaufen …«
    »Das hast du schon mal gesagt«, erklärte
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