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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
Autoren: V.C. Andrews
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war nicht so schön. Chase erzählte mir, dass seine Mutter unseren sehr begehrte.
    »Sie will immer haben, was irgendein anderer besitzt«, stellte er mit einer Offenheit, die ich nicht erwartet hätte, fest. »Deshalb arbeitet mein Vater immer härter. Er sagt, eine ehrgeizige Frau sei nötig, damit ein Mann Erfolg hat. Bist du ehrgeizig, Summer?«
    »Ich glaube nicht, dass ich übermäßig ehrgeizig bin«, meinte ich. »Es ist nicht gut, zu ehrgeizig zu sein. Mrs Geary sagt: ›Dann wären Menschen Engel und Engel Götter.‹ Das ist ein Zitat von irgendeinem Dramatiker.«
    Er lachte.
    »Was für ein Glück du hast, solch ein kluges Hausmädchen
zu haben«, sagte er. Mir gefiel nicht, wie er Hausmädchen sagte, und ich erklärte ihm entschieden, dass Mrs Geary in unserem Haus mehr als ein Dienstbote war. Mein aufflackernder Zorn erschreckte ihn nicht.
    Er lächelte mich an und sagte, wenn ich wütend würde, wären meine Augen die aufregendsten Juwelen, die er je gesehen hätte. Ich wurde rot und er küsste mich. Vielleicht hatte Mrs Geary ja Recht damit, dass ein junges Mädchen mit dem Körper einer Frau belastet ist. Gefühle schrillten wie Alarmsignale durch meine Brüste und hinab in meine Schenkel. Wir küssten uns immer wieder, jeder Kuss war länger und länger; als unsere Zungen sich bei unserer letzten Verabredung berührten, musste ich losschreien, um ihn davon abzuhalten, den Reißverschluss meiner Caprihose herunterzuziehen.
    »Möchtest du es nicht?«, flüsterte er in mein Ohr.Wir hatten abseits der Straße geparkt, nachdem wir im Kino gewesen waren.
    »Ja«, sagte ich, »und nein.«
    »Quälst du mich?«
    »Ich quäle mich selbst«, sagte ich. »Also lass uns aufhören, bevor ich Pickel bekomme.«
    Er lachte.
    »Wer hat dir gesagt, dass das passieren würde – Mrs Geary?«
    »Nein, das habe ich erfunden«, sagte ich. Mein Sinn für Humor brachte ihn zum Lachen, obwohl ich wusste, dass er frustriert war. Das war ich auch, aber eher wäre ich gestorben, bevor ich das zugegeben hätte.

    Wenn er mich noch einmal bittet, mit ihm auszugehen, weiß ich, dass er sich wirklich etwas aus mir macht. Wenn nicht, habe ich Glück gehabt. Das war etwas, das Mommy mir beigebracht hatte.
    Vielleicht war ich gar kein so kleines Mädchen mehr. Vielleicht war es eine Untertreibung zu sagen, dass ich sechzehn wurde.Vielleicht war ich für mein Alter klug und weise, und all die Dinge, die Mrs Geary von heutigen Teenagern dachte und befürchtete, trafen auf mich einfach nicht zu.Vielleicht war ich zu arrogant.
    Überall lauerten Vielleichts, hüpften um mich herum wie die Luftballons in den Bäumen.
    Ich lief Mommys Rampe vor dem Haus hinunter und gesellte mich zu Daddy bei den Tischen. Die Party wurde organisiert wie ein Ferienlager.Alle meine Gäste waren aufgefordert worden, ihre Badesachen mitzubringen. Vor vier Jahren hatte Daddy Onkel Roy dazu bewegt, ein Floß zu bauen, das in der Mitte des Sees lag. Wir hatten Tretboote und zwei Kajaks sowie zwei Ruderboote. Im See gab es Kattfische und Barsche. Onkel Roy beklagte sich jedoch darüber, dass Angeln in diesem See so leicht war, wie einen Angelhaken in ein Goldfischglas zu halten. Er meinte, das biete überhaupt keine Herausforderung.
    Er war drüben beim Tanzboden und sorgte dafür, dass er ordentlich verlegt wurde. Ich schaute mich um und erwartete, auch Harley zu sehen, aber er war nirgends in Sicht.
    »Hallo, Onkel Roy«, rief ich, als ich näher kam. Er
kniete auf dem Tanzboden, drehte sich um und schaute zu mir hoch.
    »Hallo, Prinzessin. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.« Er nannte mich schon Prinzessin, so lange ich denken konnte. Einmal als Onkel Roy sich mit Mommy unterhielt, kam ich zufällig herein, als er sehnsüchtig sagte: »Sie hätte meine Tochter sein können.« Ich hatte damals keine Ahnung, was er damit meinte, aber ich wusste, dass er mich meinte.
    »Danke, Onkel Roy.«
    »So wie ihr Kinder heutzutage tanzt, könnte dieses Ding binnen Minuten zersplittern«, klagte er. »Ich hatte ihnen doch gesagt, dass ich dickere Bretter wollte.«
    »Das ist schon in Ordnung, Onkel Roy«, beruhigte ich ihn.
    »Hm«, meinte er skeptisch und erhob sich.
    Als ich noch jünger war, beschrieb Mommy oft, wie sicher sie sich gefühlt hatte, wenn sie an Onkel Roys Hand durch die Straßen von Washington spaziert war. Nicht nur seine Größe, seine Muskeln, seine riesigen Händen, die ihre völlig verschluckten, riefen dieses Gefühl von Sicherheit hervor.
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