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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht
Autoren: V.C. Andrews
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Tages noch dorthin komme trotz meines tyrannischen Arztes.«
    Ich nickte. Ich hoffte wirklich, sie würde kommen.
    Später hörte ich, während ich Roy einen Brief schrieb, wie Victoria ins Haus kam. Ich wusste immer, wann es Victoria war. Ihre Absätze klapperten wie Hämmerchen über den Fliesenboden. Ihre Schritte waren entschlossen; man könnte wohl sagen, dass sie eher marschierte als ging; ihre langen Beinen schritten kraftvoll aus, während sie ihre knochigen Schultern drehte.
    Ich hörte ihre Stimme, die von Großmutter Hudsons geschlossenen Türen kaum gedämpft wurde.
    »Ich habe gerade erfahren, wie teuer diese lächerliche Reise nach England ist, die du finanzierst, Mutter. Und zu allem Überfluss reist sie auch noch erster Klasse?«
    »Du reist doch auch immer erster Klasse,Victoria«, erinnerte Großmutter Hudson sie.

    »Ja, ich. Ich bin deine Tochter. Ich führe hier die Geschäfte. Mir steht es auch zu, erster Klasse zu reisen. Dieses … Mädchen ist eine Schande für die Familie, jemand, den man verstecken sollte, nicht laut anpreisen, als wären wir alle stolz darauf, dass meine Schwester ein illegitimes Kind mit einem Schwarzen hat. Daddy würde sich im Grab umdrehen. Er reiste ja nicht einmal erster Klasse!«
    »Dein Vater nutzte die Vorteile seines Geldes nie aus. Ich habe nie verstanden, warum man es verdient, wenn man es nicht genießt«, erwiderte Großmutter Hudson ruhig.
    »Ganz meiner Meinung. Sie hat es nicht verdient, oder?«
    »Wann wirst du endlich begreifen, dass es meine Sache ist, was ich mit meinem Geld tue, Victoria? Wir haben diese Unterhaltung bis zum Überdruss geführt. Wenn du geizig sein willst, dann bitte mit deinem Geld, aber lass mich damit in Ruhe.«
    »Ich habe auch gesehen, wie viel diese Schule kostet«, sagte Victoria und ignorierte damit Großmutter Hudsons Wünsche. »Es ist lächerlich, aufgrund einer Schulaufführung anzunehmen, sie besäße irgendein Talent. Conor MacWaine raubt uns aus. Vermutlich genießt er es, dumme Amerikaner übers Ohr zu hauen.«
    »Nennst du mich dumm?«
    »Es ist nicht besonders intelligent, vierzigtausend Dollar dafür auszugeben, dass dieses Mädchen Schauspielerin wird.«

    »Wenn du jetzt fertig bist …«
    »Ich bin noch nicht fertig. Ich will wissen, wann du deinen Anwalt wegen des Testamentes anrufst, Mutter.«
    »Ich habe dir gesagt, dass ich nicht rückgängig machen werde, was ich getan habe.Wenn du dein eigenes Testament machst, brauchst du sie ja nicht zu bedenken.«
    »Was?« Victorias Lachen glich eher einem Quietschen. »Du glaubst doch nicht, dass ich ihr jemals etwas vermachen würde, oder? Ach, was soll’s. Ich verschwende nur meine Energie.«
    »Endlich sagst du etwas Vernünftiges.«
    »Es sollten sich nicht alle darauf verlassen, dass ich in dieser Sache ewig den Mund halte, Mutter. Eines Tages …«
    »Du wirst nichts dergleichen tun«, blaffte Großmutter Hudson. »Wenn du auch nur andeutest …«
    »Das ist nicht richtig, und es ist einfach ungesund, sie so zu verwöhnen. Megan sollte sich schämen, was sie dem Rest von uns angetan hat.«
    Es wurde still, und ein paar Augenblicke später verließ Victoria ihr Zimmer und trampelte aus dem Haus hinaus. Ich stellte mir vor, sie wäre aus meinem Leben hinausmarschiert. Sie war so bitter mit ihren ständig zusammengebissenen Zähnen und ihren gerunzelten Augenbrauen wie jemand, der dauernd unter Kopfschmerzen leidet. Anscheinend bereitete nichts ihr Vergnügen. Ich glaube, sie mochte nicht einmal sich selbst. Vermutlich lebte sie in einem
Haus ohne Spiegel, damit sie ihren eigenen Anblick nicht ertragen musste.
    Als ich Großmutter Hudson später an dem Tag sah, erwähnte ich nicht, dass ich etwas von dem Gespräch zwischen ihr undVictoria mitbekommen hatte. Bestimmt wollte sie, dass ich es so rasch vergaß, wie sie es offensichtlich tat. So wenig von dem, was ihre Kinder und Enkel taten, bereitete ihr Freude. Das brachte mich dazu zu überdenken, was es bedeutete, reich und doch arm zu sein.
    Genau wie er versprochen hatte, war Jake früh am nächsten Morgen da.Wir hatten kaum das Frühstück beendet, als er eintraf.Als er das Speisezimmer betrat, wurde mir klar, dass ich Jake nur selten, wenn überhaupt im Haus gesehen hatte. Gelegentlich trug er Lebensmittel, oder was sonst an Paketen hereingebracht werden musste, ins Haus. Aber gewöhnlich wartete er draußen am Auto. Heute Morgen sah er todschick aus. Seine Uniform war gereinigt und gebügelt, der Schirm seiner
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